„Was ist los, Corinne?" fragte Logan. Natürlich war ihm nicht entgangen, dass ich alle wegschickte, die eine Auseinandersetzung zwischen uns nicht mitbekommen mussten. Ich atmete tief durch ehe ich antwortete: „Er ist weder ein Mensch noch ein Lykae.
Ein Moment der Stille von anderen Leitungsende folgte. „Was ist er dann?" Ich konnte es der Stimme meines Bruders anhören, dass er schon einen Verdacht hatte, was ich ihm gleich antworten würde. Zu sagen, dass es ihm Missfiel wäre wohl die Untertreibung des Jahrhunderts.
„Er ist ein Vampir." Sprach ich trotzdem die Worte aus.
„Wie bitte?" fragte Logan leise und äußerst höflich nach. Stets ein Zeichen davon, dass er sich in einer äußerst gefährlichen Stimmung befand. Logan war laut, impulsiv, ehrlich und offen. Er wusste wie er sich zu geben hatte, wenn er in der Öffentlichkeit auftrat und war eine durch und durch authentische Persönlichkeit. Diese Eigenschaften waren es, die ihm zu einem so guten und auch sehr beliebten König unseres Volkes machten. Aber er konnte auch genau so berechnend, grausam, zum äußersten entschlossen und gnadenlos sein. Sonst würde er nicht so lange seine Stellung halten wie er es tat und wäre nicht der starke Anführer der Lykae, zu dem nahezu jeder aufsah. Gerade eben war er letzteres. Umso leiser und gewählte er sich ausdrückte, umso mehr sollte man sich hüten. Dann war er wie die Schlange, die sich vor ihrem Angriff einrollte, um dann blitzartig zu zuschlagen. Es war ein Zeichen dafür, dass er sich enorm beherrschte und sein Verstand gerade einen Plan ausheckte, der seinem Gegner vernichten würde.
„Mein Gefährte ist ein Vampir." Wiederholte ich todesmutig meine Aussage.
„Zarek, du setzt sie sofort in den nächsten Flieger nach Frankfurt." Befahl Logan meinem Bodyguard. Entsetzt sah ich erst das Handy an und dann zu Zarek. Bei aller Herzensgüte und gutem Willen, den Zarek mir entgegen brachte, aber das war eine direkte Anweisung. Er konnte sie nicht umgehen. Er hatte Logans Befehle auszuführen. Sollte er es nicht machen, konnte darauf die Todesstrafe folgen. Logan war nicht nur sein Alpha, sondern auch sein König. Über sein Wort stand niemand. Außer sich vor Zorn knurrte Maxim und baute sich neben mir auf.
"Sie geht nirgendwohin." erklärte der Vampir nachdrücklich.
„Vergiss es, Logan." Fauchte ich wütend über meine Hilflosigkeit in den Hörer und legte auf. Aufgebracht fuhr ich mir durch die Haare, rieb mir den Nacken. Mein Blick fiel auf den dunkelhaarigen Muskelprotz. „Ich schlag dich bewusstlos." Versprach ich Zarek, auch wenn ich wusste das es nichts bringen würde. Ich sprang auf und bemerkte wie meine Finger zu Klauen wurden. Es war schon lange her, dass ich die Bestie in mir so willkommen hieß wie in diesem Moment. Normalerweise hatte ich viel zu sehr Angst, dass ich sie nicht würde beherrschen können. Sollte ich die Kontrolle über die Bestie verlieren, würde ich den Verstand verlieren. Für immer. Doch gerade eben war es mir gleich. Das Risiko war es Wert. Ich brauchte die Kraft der Bestie um bei meinem Gefährten bleiben zu können.
Es war ein berauschendes Gefühl der Stärke, die durch meine Adern floss. Ich bemerkte wie meine Sinne noch schärfer wurden als ohnehin, wie meine Muskeln besser durchblutet wurden und die animalischen Reflexe und Instinkte zunahmen. Deutlicher denn je spürte ich die Verbundenheit zu dem Vampir, der an meiner Seite stand.
Zarek blieb ruhig auf seinen Stuhl sitzen, jedoch ließ er mich keine Sekunde aus den Augen. Seine absolute Regungslosigkeit konnte mich nicht täuschen. Ich hatte ihn schon tausend Mal beim Kämpfen gesehen und wusste, dass er nicht einmal eine halbe Sekunde brauchte um auf die ganze Kraft seines Schattenwolfes zu greifen zu können. Er war unheimlich schnell und stark. Nicht umsonst war er schließlich mein Bodyguard. Doch ich war ebenso wenig zu unterschätzen. Ich war eine der wenigen weiblichen Lykae, die den Schattenwolf rufen konnten. Davon gab es vielleicht nicht einmal zwei Hände voll auf der ganzen Welt verteilt.
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[03] Wildes Blut
Wilkołaki-Unabhängig voneinander lesbar!- Als Cori nach Washington D.C. fliegt, will sie eigentlich nur ihrem Bruder helfen, seine Gefährtin zurück zu gewinnen. Dass sie dabei ihren eigenen Gefährten trifft, war nicht geplant. Als wäre es nicht schon schlimm...