TWENTYFOUR

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-Corinne-
"Ich hasse Vampire!" Knurrte Zarek vollkommen genervt und nicht minder verzweifelt als ich selbst. Lya und Maxim brauchten spätestens morgen wieder neues Blut und die Vampire hatten noch immer nichts von sich hören lassen. Fast keimte in mir der Verdacht auf, dass sie uns vergessen hatten. Oder sie hatten doch Probleme damit uns zu finden, überlegte ich. Es war unbedeutend was der Grund ihrer Abwesenheit war, das Problem blieb das gleiche.
"In welches Krankenhaus breche ich dieses Mal ein?" Fragte ich resigniert und fuhr Maxim beruhigend über die Wange hoch zu seinem Haar als er unwillig knurrte und sich aufsetzen wollte. Er blieb mit seinem Kopf auf meinem Schoß liegen.
"Du begibst dich nicht noch einmal in diese Gefahr." Darin waren sich Zarek und Maxim einig.

"Wow, ein Wölfchen und ein Vampir einer Meinung! Ich bin beeindruckt. Wann seid ihr so gute Freunde geworden?" Die Stimme gehörte nicht hierher und ich verstand nicht, wie wir ihn nicht schon viel früher hatten wahrnehmen können. Hatte ich mich tatsächlich schon so an den Geruch der Vampire gewöhnt, dass er mich, aber auch die anderen, hatte überraschen können?
Maxim sprang so schnell auf und über die Lehne der Couch drüber, dass ich erschrocken zusammen zuckte und gerade noch den Kopf drehen konnte, als er schon in Lauerstellung ging und ein drohendes Fauchen von sich gab. Auch Manuel und Lucas bauten sich schützend vor ihren Gefährtinnen auf. Zarek schob sich ruhiger als der Rest vor mich, neben Maxim.
"Ziemlich mutig, einfach so in ein halbes Rudel rein zu platzen." Wiederholte Zarek die Worte, die der schwarzhaarige Vampir vor nicht ganz einer Woche verwendet hatte.
Dieser verdrehte die Augen. Er stand ein paar Schritte vor der Eingangstür entfernt, seine Haltung viel zu locker dafür, dass er sich mit fünf Lykae in einem Raum aufhielt. "Ich hab mich belehren lassen: ihr habt schon die Größe eines ganzen Rudels." Provokant zwinkerte er mir zu, was Maxim dazu verursachte die Hände zu Fäusten zu ballen.

Leicht berührte ich ihn an der Schulter. "Was willst du hier, Kyle?" Ging ich dazwischen bevor hier die nächste Prügelei entstand und ich wieder einen neuen Couchtisch bestellen musste.
"Tamara schickt mich. Sie meinte, dass dein Vampir den Einführungskurs für kleine Vampire braucht."
"Sicher, dass sie dich nicht einfach nur loswerden wollte?" Konterte Manuel gereizt von der Arroganz, die der Schwarzhaarige zur Schau stellte.
Unbeeindruckt grinste Kyle und ich musste zugeben, dass dieses Grinsen reihenweise Frauenherzen höher schlagen ließ.
"Vielleicht seid ihr ja doch ganz cool." Meinte er dann. Kyles Blick glitt über unsere Runde und blieb bei Lya hängen. "Davon hat Tamara nichts gesagt." Stellte er sichtlich überrascht fest. "Wie alt bist du?"
Lya verbarg sich halb hinter Manuel und zögerte mit einer Antwort. Manuel, der das Unwohlsein seiner Gefährtin nicht entgangen war, knurrte warnend. "Lass sie in Ruhe."
"Ich frage nur, weil ich jemanden kenne, die seit einigen Jahren in dem Teenageralter festhängt. Vielleicht willst du dich mal mit ihr unterhalten." Mit den letzten Worten wandte er sich wieder direkt an Lya. Lya zeigte noch immer keine Reaktion. "Sag einfach Bescheid, wenn du es dir überlegt hast." Meinte Kyle unerwartet rücksichtsvoll. "Und" mit großem Getue brachte er einen Kasten zum Vorschein, den er hinter seinem Rücken verborgen hatte. "Damit unsere Prinzessin nicht noch einmal ihre kriminelle Seite zu Tage bringen muss, habe ich euch auch etwas mitgebracht." Ich fragte mich wie lange er schon dagewesen war, bevor wir ihn wahrgenommen hatten. Was hatte Kyle noch alles gehört?
Ein Blick in de Kasten verriet, dass es das dringend benötigte Blut war. Manuel schnappte sich für Lya sofort eine Flasche und verschwand, nicht bevor er mir kurz einen fragenden Blick zu geworfen und ich genickt hatte, mit seiner Gefährtin in die Küche. "Geh ruhig." Ermutigte ich auch Maxim, der noch immer ein wenig misstrauisch den Vampir betrachtete. Der dunkelhaarige Vampir seufzte nun. "Ich habe nicht vor irgendjemanden etwas zu tun. Und falls du dir Sorgen um deine Gefährtin machst: Ich steh nicht so auf Wölfe."
Maxim nickte ihm zu, schenkte mir einen liebevollen Blick, der besagte: ruf mich sofort wenn etwas ist, während er mir eine Haarsträhne zurück strich und verschwand dann auch in die Küche.
"Warum ist Tamara nicht selbst gekommen?" Fragte ich ihn und kam nicht umhin mir ein wenig Sorgen um die ältere Vampirin zu machen. Mit ihr hatte man immer vernünftig reden könne und dafür dass sie eine Vampirin war, mochte ich die wirklich. "Sie hat zurzeit keine Zeit und deshalb hat sie mich darum gebeten."
"Geht es ihr gut?" erkundigte ich mich.
"Ja, Gnade all denen, die sich ihr in den Weg stellen." Lachte er. "Sie ist momentan sehr schlecht gelaunt. Sei froh das ich da bin und nicht Tami." Fügte er auf meinen fragenden Blick hinzu.
"Willst du dich nicht setzen?" Fragte ich ihm dann "Oder kann ich dir irgendetwas anbieten?" Erinnerte ich mich an meine Manieren. Auch wenn es ein Vampir war, so war es immer noch einer, der sich die Mühe machte uns zu helfen.
"Jetzt nicht, aber ein gutes Essen würde ich nachher gern nehmen." Gab er offen zu. "Meine Schwester ist immer noch in den Flitterwochen und Tamara hat nicht einmal Zeit zu kochen." Jammerte und präsentierte er uns einen Teil Menschlichkeit. Eine Schwäche.
Ich nickte wohlwollend. "Das kriegen wir hin."
"Wir! Nicht du, Cori." Mischte sich Toni mit ein und klappte ihren Laptop zu. Der Vampir blickte zu ihr. "Das meinte ich doch." Brummte ich minimalistisch verstimmt darüber, dass jeder glaubte sich über meine nicht vorhandenen Kochkünste witzig machen zu müssen. Es konnte nun einmal nicht jeder alles perfekt. Ich hatte andere Qualitäten.
"Ich wollte es nur einmal festhalten, nicht dass hier irgendwelche Missverständnis entstehen." Kindisch wie ich war streckte ich ihr die Zunge heraus.
"Also womit fangen wir an?" Maxim stand mit einer Tasse in der Hand im Türrahmen. Seine Haut hatte nun eine gesunde Farbe wieder angenommen und sein Gesicht wirkte nicht mehr so abgezehrt. Erleichterung durchflutete mich. Es beruhigte mich unheimlich zu sehen, dass es ihm wieder besser ging.
"Ganz vorne, wo alles begann. Wollt ihr hier bleiben?" Wandte Kyle sich an uns.
Ich nickte. Mein Gefährte war ein Vampir. Es wurde mehr als Zeit, dass ich mehr über sie lernte. Zarek blieb verständlicherweise auch und Manuel schloss sich uns gemeinsam mit Lya an. "Wenn ihr uns braucht, wir sind in unserem Zimmer." Mit diesen Worten zog Lucas, in einer Hand seinen Laptop die andere mit Antonias Hand verschränkt, die ihren eigenen Laptop trug, aus den Zimmer.
"Sehr gut. Also," damit verschwand Kyle und auf einmal roch ich seinen Geruch aus der anderen Richtung. Ruckartig drehten wir uns um. Kyle saß auf dem Sofa gegenüber im Schneidersitz. Ich hasste es, wenn sie das taten. "Dieser Spaß nennt sich Translozieren. Ziemliche viele Vampire können es, aber nicht alle. Wollt ihr euch nicht setzen?" Unterbrach er sich selbst und sah abwartend in die kleine Runde. Maxim ließ sich neben mir auf die Couch nieder und Lya neben ihn. Äußerst unglücklich stellte Manuel fest, dass daneben kein Platz war. Kurzerhand setzte er sich auf den Boden neben Lyas Beine und sie fuhr ihm kurz lächelnd über das Haar. Ein Blick seinerseits über die Schulter... Die zwei waren verdammt süß. Natürlich hatte Kyle das auch bemerkt, wenn er sich vorhin noch nicht sicher war... jetzt auf jeden Fall war er es.
"Sofern du diese Gabe besitzt, kannst du dich überall hin translozieren, wo du schon einmal warst und was du siehst. Voraussetzung ist, dass du es dir genau vorstellst."
"Und woher weiß ich, ob ich das kann?" ich hörte den Eifer in Maxims Stimme.
"Probieren?" Lachte Kyle ihn fragend an. "Wie lange bist du schon ein Vampir?"
"Zehn Jahre."
"Und da ist dir noch nie etwas seltsames passiert?" Skeptisch sah Kyle ihn an.
Maxim schnaubte. "So viele seltsame Sachen wie mir passiert sind, kann man gar nicht aufzählen."
"Versuch es. Such dir einen Punkt im Raum aus, an dem du sein möchtest." Kyle wartete während Maxim sich umsah. "Schließe am besten für den Anfang die Augen. Stell es dir vor. Unter Umständen das Gefühl wie es ist dort zu sein. Warm oder kalt, trocken oder feucht. Der Geruch, der Lärm, einfach alles was den Ort ausmacht und dann mach dir bewusst, dass du dort sein willst." Ich bemerkte Maxims Anspannung neben mir und auf einmal war sie weg. Weil er weg war. Mein Herzschlag schoss schlagartig in die Höhe, meine Hände krallten sich in den kühlen Stoff der Couch und ich sah mich suchend um. Die Bestie in mir erwachte brüllend zum Leben. Wo war er?

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Ich hoffe es gefällt euch!

[03] Wildes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt