Suffering

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Gott...
Ich hatte noch nie drei Tage am Stück im Bett verbracht stand nur auf, wenn ich ins Bad musste.
Noch nie konnte ich so viel abschütteln und weit weg von mir lassen, als in den letzten drei Tagen bei Siwon.
Ich wusste über seine Person immer noch genauso wenig, als in Yongguks Notizen standen oder als ich das erste mal mit ihm im Bett gelandet war, aber war das überhaupt wichtig, wenn er mich dazu brachte, dass ich einfach mal an nichts dachte, außer daran, wie ungern ich diese Wohnung wieder verlassen würde.
Doch dieser Punkt müsste irgendwann kommen, nur nicht jetzt.
Viel zu bequem lag ich in einem Chaos aus Decken, Kissen, Siwon und mir und hätte alles geschmissen um diesem Chaos nicht mehr zu entrinnen.
"Ich fang an ein schlechtes Gewissen zu bekommen." murmelte Siwon und strich über meinen Rücken.
Ich lachte leise und suchte seinen Blick. "Also ich nicht im geringsten." hielt ich dagegen und legte den Kopf schief.
Er lachte ebenfalls und nahm die Hand von meinem Rücken, um mir über die Wange zu fahren.
"Ich aber. Unzwar gegenüber Bugsy." seufzte er und wollte sich aufsetzen.
Ich hinderte ihn daran und legte meinen Kopf auf seiner Brust ab.
"Wie kann ein Köter einen einzelnen Menschen so unter Kontrolle haben." murmelte ich und schüttelte den Kopf.
"Als Katzenmensch verstehst du das nicht."
Ich lächelte.
"Genau das wird es sein. Ich finde es unlogisch, dass Hunde jedem einfach so hechelnd und fröhlich hinterher rennen und sofort von allen ins Herz geschlossen werden. Katzen pirschen sich langsam an, bauen vertrauen auf bevor sie anfangen sich auf eine Person zu spezialisieren." führte ich ihn vor Augen.
Er nickte.
"Ich kenn deine Geschichte nicht, aber ich bin mir sicher, dein Hang zu Katzen hängt damit zusammen." murmelte er mir zu und fuhr durch meine Haare.
"Da hast du nicht ganz unrecht." gab ich zurück und zog eine der Decken über uns zurecht.

Ich war auf gewisse Art eine ganze Weile selber wie eine Katze.
Hatte keinerlei vertrauen zu jemandem, als Tira weg war und Tinashe tod.
Ich war auf mich allein gestellt, hatte niemanden, musste um meine Würde und meinen Körper kämpfen und hatte auch das ein oder andere mal knapp verloren, auch wenn ich es nie an mich rangelassen hatte und es immer abgewehrt hatte, ging mir genau das eben so durch den Kopf und wollte nicht mehr abhauen.
Es war genau einmal passiert und ich konnte von Glück reden, dass nichts passiert war.
Danach war ich eine ganze Weile in mich gekehrt, wollte von nichts und niemanden etwas sehen oder hören und schreckte bei jeder Kleinigkeit zusammen.
Das hörte erst auf, als wie durch ein dummer Zufall aufeinmal Yugyeom in einem von Masamotos Clubs entdeckt hatte und er darauf bestand mich zu sich bringen zu lassen.
Es dauerte auch eine ganze Weile, eh ich wieder gewisses Vertrauen zu ihm aufgebaut hatte, eh ich für mich beschlossen hatte Masamotos Leben ein Ende zu setzen und mir das anzueignen was er besaß.

Weiche, wunderbare, sündige Lippen rissen mich aus meinen Gedanken und irritiert blinzelte ich.
"Jiyeon, du weinst. Ist alles okay?" fragte Siwon mich leise und wischte die Träne weg, die sich unbemerkt aus meinem Auge geschummelt hatte.
Ich holte tief Luft und nickte.
Soeben hatte ich einen gigantischen Fehler begangen, der schlimmste, der mir hätte passieren können.
Ich hatte schwäche gezeigt.
Ich hatte eine Träne verloren, vor einem der indirekt für mich arbeitete.
"Was ist passiert? Du kannst es mir erzählen, wer auch immer dir weh getan hat, ich kümmere mich darum." versprach er mir.
Ich schüttelte den Kopf.
"Er ist bereits Tod." flüsterte ich und entfernte mich von Siwon.
Jedoch zog er mich zurück zu sich und schien mich nicht loslassen zu wollen.
"Masamoto?" riet er.
Wieder nickte ich.

Ich wusste nicht was mir über die Leber gelaufen ist, aber wie aus heiterem Himmel brach dieser Abend damals über mir zusammen, denn ich selber erst im Nachinein durch meine Erinnerungen durchlebte.
Man hatte es geschafft mich komplett unter Drogen zu setzen.
Ich wusste weder wo oben noch wo unten war und wurde einfach mitgezogen, alleine in irgendeinen Raum gesperrt.
Völlig wehrlos und mental an den geistigen, durch Drogen verursachten Grenzen.
Und aufeinmal tauchte Masamoto auf und ich konnte von Glück reden noch am Leben zu sein, obwohl ich in diesem Moment lieber tod als lebendig sein wollte.

Unaufhörlich zitterte ich und weinte Stumm.
Nie hatte ich versucht es so nah wieder an mich heranzulassen, aber genau jetzt brach der Damm und ich konnte nicht anders.
Ich hatte meine mir versprochenen Worte nie schwäche zu zeigen Siwon gegenüber zu brechen, also wieso sollte ich mich jetzt wieder einkriegen?
Außerdem fühlte ich mich geborgen in seiner Nähe und dass obwohl ich ihn nicht mal wirklich kannte und ich wusste, dass es gefährlich für mich werden könnte würde das hier mehr werden.
Indirekt war ich mit Yugyeom zusammen und indirekt betrog ich ihn ziemlich heftig, aber er mich auch, nur war er der jenige von uns beiden, der noch immer etwas für mich übrig hatte und versuchte mich so zu vergessen, zumindestens für den Moment.

"Ich werde jetzt aufstehen und dir ein Bad machen und dir was zu Essen bringen und du wirst versuchen dich da nicht mehr zurück zu erinnern." flüsterte Siwon mir zu und schälte sich aus den Decken.
Nur schwer konnte ich den Drang unterdrücken mich an ihm fest zu krallen, doch ich ließ ihn aus dem Bett und in sein Bad verschwinden.
Alleine und völlig fertig mit den Nerven blieb ich zurück und starrte an die helle Decke.
Was hier passierte durfte nicht sein und das wusste ich sehr gut, nur hatte mein Bauch kontrolle über mich und brachte mich dazu hier zu bleiben und mich nicht einfach anzuziehen und zu verschwinden.
Erstens wäre es Siwon gegenüber nicht gerecht und zweitens wollte ich hier nicht weg.

Das warme Wasser um meinen Körper tat gut, entspannte mich und einen Moment schloss ich die Augen, war wieder endlich an den Punkt gelangt, an dem ich meine Gedanken verdrängt hatte und nur das hier und jetzt und die ruhe genoss.
Leise öffnete sich die Badtür und Siwon stellte einen Teller auf den Wannenrand ab, bevor er mich kurz unter einem Berg aus Schaum musterte und wieder aus dem Raum lief.
Wenn ich ehrlich war, war ich nicht wirklich hungrig, aber Siwon hatte sich mit einem aufwendig angeordneten Mandala aus Obst, Schokolade und Gummibärchen wirklich mühe gegeben und gegen Süßigkeiten hatte ich noch nie eine Chance.

Als ich das Bad in mir viel zu großen und von Siwon stammenden Sachen wieder verließ, lümmelte er auf dem Sofa und schien zu telefonieren, jedoch wirkte er nicht sonderlich begeistert von dem Anruf, sondern hatte eine Miene wie drei Tage Regenwetter.

Ich eilte los, als ich meins klingeln hörte und sah, dass Yongguk mich anrief.
Sofort ging ich ran und schlich mich ins Schlafzimmer zurück.
"Ich hoffe du hast einen driftigen Grund meine Ruhe zu stören." murrte ich ihn an und setzte mich auf die Bettkannte.
"Kommt drauf an, wie du es nennst, wenn ich dir sage, dass ich dir ein Treffen mit Changkyun orgenisiert habe und Wonho ganz nebenbei eine Prostiuierte aus einem von Yugyeoms Clubs auf dem Gewissen hat. Noch dazu kommt, dass sich Jimin und Taemin ebenfalls um einen Anwalt gekümmert haben und Byeon Drogen an Wonho vertickt hat, so wie eine von den Nordkoreanischen Flüchtlingen."
"Verdammt ich war drei Tage nicht erreichbar!" fluchte ich ungläubig.
Das konnte nicht wahr sein, das war unmöglich.
"Lass Byeon ins Seoul Economy Center rufen und achte darauf, dass die Kameras aus sind. Ruf Siwon an und sag Jungkook will ihn da sehen und du bewegst deinen Arsch zu Siwons Wohnung, bringst meinen Kram mit und fährst mich dann dahin und bis morgen Abend hast du mir einen hoffentlich gescheiten Ersatz aufgetrieben." wies ich ihn an, legte auf und stürmte zur Tür.
Im selben Moment wollte auch Siwon sie öffnen und stand direkt vor mir.
"Ich muss los. Bei mir ist was ziemlich beschissenes passiert."
Er nickte und fuhr sich über sein Kinn.
"Ich wollte dir grad sagen, dass ich ebenfall los muss und dich mal wieder schmeißen muss." lachte er unbehagen.

"Es ist kein Rausschmiss, wenn ich selber weg muss, da kann ich dich beruhigen." lachte ich unbehagen.
Im selben Moment bekam er einen Anruf und entfernte sich von mir.
Bestimmt war es Yongguk, der ihm meine Anweisung durchgab, doch das bekam ich kaum noch mit, als ich aus seiner Wohnung eilte und ein paar ziemlich dumme Blicke von den Menschen auf der Straße bekam, die mich in viel zu großen Männerklammotten am Straßenrand stehen und warten sahen.

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