3. Kapitel - Das Rennen

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Der kalte  Regen prasselt kalt auf mich nieder. Typisch Londoner Wetter. Es ist schon hell, aber nur wenige Menschen sind auf der Straße. Durchgefroren komme ich endlich am Hallenbad an. Ungeduldig klingle ich am Hintereingang und Thomas macht mir auf. „Guten Morgen!“, wünscht er mir überschwänglich. „Morgen“, gebe ich lächelnd zurück. Thomas ist wirklich ein Morgenmesch, von denen es nur sehr wenige gibt. Ich versteh einfach nicht wie man so früh schon so gut gelaunt sein kann.

Ich ziehe mich schnell um und gehe, ich hasse das Wort „rollen“ einfach nur, in die Halle. Langsam lasse ich mich ins Wasser gleiten und beginne mich aufzuwärmen. Nach 10 Bahnen schaue ich kurz auf und sehe gerade noch wie Thomas meinen Rollstuhl in die Abstellkammer schiebt. Er weiß wie sehr ich es hasse immer dieses Ding zu sehen.

„Ich bin dann mal weg.“, ruft er mir schnell zu und verschwindet dann auch. Ich glaube er steht eigentlich nur so früh auf um mir die Halle aufzusperren. Warum er das machte weiß ich nicht, er ist einfach ein guter Mensch. Wahrscheinlich hat Katie ihn auch darum gebittet. Zielstrebig ziehe ich meine Bahnen.

Es ist jetzt schon über zwei Wochen her seit ich im Krankenhaus war. Mir geht es gut. Ja okay es ging mir schon mal besser. Ehrlich gesagt ich bin fertig, am Ende. Ich trainier Tag täglich zwei bis drei Stunden zudem kommen noch Kraftübungen die ich zu Hause mache. Ich will wieder gut werden. Ich will wieder Leistung bringen. Aber es geht nicht und das frustriert mich.

Fast schon wütend fahren meine Hände ins Wasser. Meine Lungen brennen, meine Arme schmerzen aber ich ignoriere die Signale meines Körpers. Nach weiteren 15 Bahnen halte ich endlich am Ende der Bahn an und erlaube meinem Körper tief Luft zu hohlen. „Du bist wirklich Ehrgeizig oder?“, erschrocken fahre ich zu der Stimme um. Am Rande des Beckens steht ER. Was macht er nur wieder hier? In den letzten Wochen hat er sich doch auch nicht blicken lassen. Warum jetzt wieder?! Ich dachte ich wäre ihn los. Da hab ich wohl falsch gedacht. Louis taucht in das Wasser ein und kommt auf die Bahn neben mir. „Also warum tust du dir das an?“, fragt er mich. Ich zucke mit den Schultern und antworte einfach, etwas außer Atem: „Ich hab ein Ziel und dieses Ziel will ich erreichen also trainiere ich.“ „Und was ist dein Ziel?“ Genervt verdrehe ich meine Augen. „Besser zu werden. Und deines?“ „Ich hab kein Ziel.“, gibt er zurück und zuckt mit seinen Schultern „Warum stehst du dann so früh auf und kommst in die Halle um zu schwimmen?“, ich kann mir die Frage einfach nicht verkneifen.

Denn ich will es wirklich wissen, den Grund warum er hier ist. „Jeder hat sein Mittel den Kater vom Wochenende los zu werden. Schwimmen ist meines.“, antwortet er simpel und zuckt mit seinen Schultern. Ist das sein Ernst?! Ich sehe schon dass er zur nächsten Frage ansetzten will, aber bevor der das schafft schwimme ich los. Wenigstes lässt er mich so in Ruhe. Sein Kater vom Feiern ist also Schuld, dass er mir so auf die Nerven geht. Für mich ist das hier alles was ich hab und er mach das so nebenbei um seinen Kater los zu werden. Er weiß gar nicht was er hat.

Ohne aufzuschauen drehe ich am Ende der Bahn um und schwimme zurück. Ich merke wie er neben mir schwimmt. Eins, zwei, drei Luftholen. Eins, zwei, drei Luftholen. Eins, zwei, drei Luftholen. Ich konzentriere mich nur auf diesen einen Bewegungsablauf und versuche meinen Atem ruhig zu halten. So schwimme ich Bahn für Bahn. Monoton, gleich. Ich verliere jegliches Zeitgefühl.

Nach weiteren 24 Bahnen schiele ich zu der Bahn neben mir. Er hat bis jetzt noch kein einziges Mal angehalten was beachtlich ist. Wir liefern uns ein stummes Rennen. Keiner will vor dem anderen aufgeben. Keiner will schwächer als der andere sein.  Konzentriert schwimme ich weiter. Bald wird mir aber bewusst dass ich am Ende bin. Meine Arme brennen, meine Lungen stechen mit jedem Luftholen und mein Rücken bringt mich um. Aber ich werde nicht aufgeben. Ich kann nicht aufgeben. Stur mache ich weiter und ignoriere die Warnungen meines Körpers.

Langsam aber sicher komme ich an meine äußerste Grenze. Aber ich mach weiter. Immer weiter. Ich habe das Gefühl das meine Lungen platzen, aber ich ignoriere es. Meine Augen flimmern unter der Schwimmbrille, aber ich schwimme noch eine Bahn und noch eine und noch eine. Plötzlich knickt mein Arm einfach weg. Ich will ihn wieder aus dem Wasser heben aber die Kraft fehlt. Alles dreht sich. Ich greife nach dem erstbesten was ich zu fassen bekommen und halte mich an der Leine fest. Mein Atem geht stoßweise. Alles dreht sich. Ich krieg keine Luft mehr. Die Welt dreht sich und ich kann sie nicht anhalten. Ich bin machtlos Ich ersticke.

Louis P.O.V.

Sie hat einfach in der Mitte der Länge angehalten. Dann hab ich also unseren kleinen Wettkampf gewonnen, grinse ich in mich hinein. Zum Glück hat sie nachgegeben, den ich bin wirklich am Ende. Ich glaube recht viel länger hätte ich nicht mehr durchgehalten. Ich schwimme auf sie zu als mir auffällt das ihr Gesicht schneeweiß ist und sie panisch nach Luft schnappt.

„Alles okay?“, rufe ich ihr zu. Sie keucht nur ein Wort: „Schwindelig“ Ich komme ihr immer näher. Von einem Moment auf den anderen sackt sie einfach ins Wasser ab. So schnell ich kann tauche ich nach ihr. Im ersten Moment kann ich sie nicht erkennen doch dann sehe ich ihren schlaffen Körper der langsam zu Boden gleitet. Ich kriege ihren Arm zu fassen und ziehe sie hoch. Leblos liegt sie in meinem Arm. 

Panisch versuche ich uns beide ober Wasser zu halten. Warum ist sie immer noch ohnmächtig? Was soll ich jetzt machen? Wasser kommt in meine Lungen und muss husten. Meine Arme drohen nachzugeben. Mit aller Kraft halte ich ihren Kopf ober Wasser. Jetzt wäre ein Rettungsschwimmerkurs hilfreich. Warum wacht sie nicht auf? Sie kann doch jetzt nicht sterben! Ich muss sie doch retten. Sie ist doch noch so jung, 20 vielleicht. So ein junges Leben darf doch nicht einfach so vorbei sein. Sie kann doch nicht einfach so in meinen Armen streben.

Ich muss es bis zum Rand schaffen. Immer noch liegt sie reglos in meinen Armen, doch plötzlich spüre ich wie sich etwas regt.

Der Rand ist nicht weit weg und mit letzter Kraft schaffe ich es sie irgendwie sie aus dem Becken zu hieven. Keuchend ziehe ich mich aus dem Wasser.

A new Beginning (Louis Tomlinson/ 1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt