5. Kapitel - Die Revanche

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Kommt er oder kommt er nicht. Ja oder nein. Nach einigen Tagen habe ich beschlossen dass er nicht kommen wird. Schon alleine deswegen weil er weiß, dass ich weiß, wer er ist. Und heute ist Montag und ich bin hier, so wie immer. Alleine. Vielleicht ist es so auch besser. Ich habe ihn angelogen und das ist nicht richtig, so ist es ganz sicherbesser. Es fühlt sich aber seltsam an. Ein leichter Beigeschmack von Enttäuschung ist zu spüren.

Ich bin schon seit einer halben Stunde hier und mache gerade meine erste Pause als ich Schritte höre. Mein Blick fixiert den Eingang und da kommt ER. Etwas unsicher betritt er die Halle. Aufmerksam schaut er sich um. Immer bereit zu flüchten. Ich lächle und rufe ihm zu: „Keine Angst. Hier sind weder Paparazzi noch hysterische Teenager oder Reporter.“ Etwas beschämt schaut er zu mir und kommt auf mich zu. Ich kann es ihm nicht übel nehmen dass er mir zugetraut hätte dass ich ihn verrate. Ich meine wir kennen uns kaum und ich denke so ein Leben als Superstar macht misstrauisch.

Elegant taucht ein und kommt neben mir hoch.  „Hey!“, begrüße ich ihn schüchtern. „Hey! Und wie geht’s dir?“  Ich lächle: „Alles wieder gut, danke der Nachfrage.“ „Da bin ich aber froh. Ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht.“, sagt er, meint es auch so. Er hat sich wirklich Sorgen um mich gemacht. Eine peinliche Stille breitet sich aus. „Ich glaube wir haben jetzt genug Pause gemacht.“, ich lasse mich ins Wasser gleiten. Er macht sich startklar und schon beginnen wir zu schwimmen. Es ist nicht dasselbe wie vor einer Woche. Keiner will dem anderen etwas beweisen. Wir tun einfach nur das wozu wir hier sind. Schwimmen.

Es ist eigentlich ganz schön nicht alleine zu sein. Wir reden zwar nicht viel doch als er sich wieder früher verabschiedet ruft er mir diese Worte zu: „Bis nächsten Montag!“ Der nächste Montag kommt und Louis kommt, so auch am darauffolgenden Montag und auf den darauffolgenden Montag. Alles war gut. Wir lachten, redeten und schwammen. Ich hatte das erste Mal seit langen einen neuen Freund. In dieser einen Stunde vergas ich immer dass ich eigentlich behindert bin und das liebte ich an diesen Montagen. Ja klar, es ist ungerecht dass ich nicht mit offenen Karten spiele aber er erzählt mir schließlich auch nicht alles aus seinem Leben. Es war fast schon perfekt.

Bis zu diesem Montag wo er voller Überzeugung mit diesem Satz die Halle betritt: „Heute ist die Revanche fällig.“ Er wusste dass ich schneller bin wie er aber er wollte es wirklich versuchen. Grinsend kommt er auf mich zu. „Wenn du verlieren willst gerne.“, antworte ich ihm. „Das sehen wir noch. Aber diese Mal richtig. Vier Bahnen, 100m. Und wir starten vom Startblock.“ Mein Herz schlägt schneller. Der Startblock, das gewöhnlichste im Schwimmsport, für mich aber unmöglich. So gut es geht versuche ich zu lächeln.

„Dann stare ich aber von unten sonst hast du gar keine Chance.“ „Wie du meinst.“ Er steigt auf den Startblock.

„Der Gewinner hat einen Wunsch frei, okay?“ Ich nicke: „Abgemacht.“  Wir begeben uns beide in Startposition: „Das ist dein Untergang.“, Louis grinst mich siegessicher an. Ich schüttle bloß meinen Kopf. Gemeinsam zählen wir runter, Mein Herz klopft mir bis zum Hals. Ich bin immer aufgeregt vor einem Rennen egal welches es ist: „3 …….... 2 ……….1…….“ Und los. Ich höre wie Louis eintaucht. Er ist vor, doch nach einigen Metern hole ich ihn ein. Nach der ersten Wende sind wir gleich auf doch schon bald merke ich dass ich ihn überhole. Nach der Hälfte bin ich fast an ihm vorbeigezogen. Wenn es so weiter geht, dann gewinne ich, das war doch klar. Warum fordert er eine Revanche er weiß doch genau dass ich schneller bin.

Die letzten 25 Meter beginnen und ich bin vorne. Wenn ich aber eines gelernt habe in den vielen Jahren im Leistungssport ist es dass man sich erst seines Siegers sicher sein darf wenn man auch gewonnen hat. Louis strengt sich an das sehe ich.  Ich habe die Hälft der Länge hinter mir, als ich das Brennen in meinem linken Arm spüre. Nein! Nein! Nein! Nein! Nicht jetzt! Ich kann jetzt auf keinen Fall einen Krampf gebrauchen. Aber wie so oft hört mein Körper nicht auf mich und brennende Schmerzen durchzucken meinen Arm. Egal wie oft ich schon so einen Krampf hatte, was schon oft passiert ist seit ich im Rollstuhl sitze, es bringt mich immer noch aus dem Konzept. Sofort werde ich langsamer, doch ich schwimme weiter. Das ist auch etwas was mir der Leistungssport gelernt hat, niemals aufzugeben. Ich glaube fest daran, dass von dieser Einstellung etwas zurück geblieben ist, denn sonst hätte ich die letzten zwei Jahre wohl nicht überlebt.

Louis holt auf und fast Zeitgleich erreichen wir das Ziel. Aber nur fast. Louis war schneller. Ich will schon protestieren aber da schaue ich in sein vor Stolz strahlendes Gesicht und er schreit. „Ich habe wirklich gewonnen!!“ Ich lächle ihn zu, kann ich ihm das verderben? Nein, also sage ich nur: „Ja, das war dann wohl nicht mein Tag.“ „Halt halt, diese Ausrede zählt nicht! Ich war schneller, also habe ich auch den Wunsch frei.“ Ich nicke. Ein verdächtiges Grinsen breitet sich aus seinem Gesicht aus.

„Also. Ich wünsche mir ein“, er unterbricht sich und ich mustere ihn erwartungsvoll, „Abendessen mit dir.“ Wenn ich jetzt ein Glas Wasser getrunken hätte dann hätte ich das Wasser in meinem Mund in hohen Bogen wieder ausgespuckt, wie die Schauspieler es immer in den ganzen Filmen machen. Das meint er doch nicht ernst oder? Erwartungsvoll schaut er mich an. Erwartet er sich wirklich eine Antwort von mir. „Und, gehst du mit mir Essen?“ Keine Ahnung was mich dazu bring aber ich sage: „Ja, okay.“ Sein Grinsen wird noch breiter, falls das überhaupt möglich war. Er sieht einen Stift aus der Tasche seiner Badeshorts und reicht ihn mir. „Gib mir einfach eine Nummer und ich ruf dich dann an wann und wo wir uns treffen.“ Er hält mir seinen Arm hin dass ich draufschreiben kann. Der Stift in meiner Hand ist definitiv wasserfest. „Du hast das alles geplant!“, halte ich ihn lächelnd vor.

Er zuckt bloß mit seinen Schultern: „Ich habe es gehofft.“ Lächelnd schreibe ich meine Handynummer auf seinen Arm.  Er steigt aus dem Wasser und winkt mir noch mal zu. „Ich meld mich. Und vergiss nicht du darfst keinen Rückzieher mehr machen, das ist schließlich mein Preis.“ „Spinner.“, rufe ich ihm hinter her. Ich höre ihn noch wie er sagt: „Immer wieder gerne.“ Und dann ist er verschwunden. 

Meine restliche Zeit ziehe ich noch einige Bahnen bis Thomas rein kommt. Ich setzte mich auf den Beckenrand und er sagt: „Was ist denn mit dir los? So strahlen hab ich dich doch noch nie gesehen.“ Ich zucke mit den Schultern. Er kommt mit meinem Rollstuhl auf mich zu und erst jetzt wird mir wirklich bewusst was ich getan habe. Ich habe Louis zugesagt. Aber das Treffen findet in einem Restaurant statt, das heißt ich muss ihn in meinem Rollstuhl gegenüber treten. Was hab ich mir nur dabei gedacht? Mein erster Entschluss ist es ihm einfach abzusagen, doch das geht nicht. So kindisch das klingt aber ich glaube fest daran dass man Versprechen halten muss. Es ist also die Zeit gekommen die Karten auf den Tisch zu legen.  

A new Beginning (Louis Tomlinson/ 1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt