10. Kapitel - Meine Geschichte

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Mareas P.O.V.

Das Picknick am See war perfekt genauso wie unsere Treffen danach. Wir sahen uns so oft es ging. Zusammen fuhren wie einfach weg und flüchteten kurz vor unserem eigenen Leben. Wir verstanden uns so gut. Aber was wir jetzt eigentlich sind kann ich nicht sagen.

Nur Freunde oder mehr? Wir reden die meiste Zeit oder schweigen zusammen. Manchmal berühren sich unsere Hände und da gibt es diese magischen Momente wo wir einfach nur im Blick des Anderes versinken doch mehr war da nicht. An unserem ersten richtigen Abend hat Louis gesagt er würde mich gerne küssen. Warum  tut er es nicht einfach? Warum tu ich es nicht einfach? Vielleicht weil wir beide noch nicht bereit dazu sind.

Heute fahren wir ans Meer. Wir sitzen nun schon seit fast zwei Stunden im Auto und bald werden wir die Küste erreichen. Seit ich Louis erzählt habe dass ich das Meer vermisse hat er diesen Ausflug geplant.  Ja ich vermisse das Meer unglaublich. Ich war immer am Meer. Ich bin praktisch im Wasser groß geworden. Man kann fast schon sagen dass ich das Schwimmen vor dem Laufen gelernt habe.

Die Dünen tauchen vor uns auf. Wir halten an und Louis holt meinen Rollstuhl. Doch nach ein paar Metern muss ich einsehen dann ein Rollstuhl uns Sand nicht zusammen passen.

Mein aufmerksamer Begleiter fackelt aber nicht lange, hebt mich hoch und trägt mich die letzten Meter. Sachte setzt er mich im Sand ab, breitet ein Handtuch aus und holt noch was aus dem Auto für uns zu trinken. Der Strand ist menschenleer, zum Glück.  Tief atme ich die salzige Luft ein. Es ist unfassbar schön.

Die Sonne scheint und nur ein paar einzelne Wolken ziehen über dem blauen Himmel. Das Wasser rollt mit gleichmäßigen Wellen über den Sand. Wenn ich die Augen schließe dann bin ich wieder zu Hause. Dann bin ich wieder das kleine achtjährige Mädchen das in der Brandung spielt, dann höre ich die Stimme von meinem großen Bruder Marco wie er mir zuruft ich soll ja nicht zu weit rausschwimmen.

Ich sehe die Versuche der Zwillinge vor mir eine Sandburg zu bauen und ich höre meine Eltern wie sie lachen, uns zum Mittagessen rufen oder uns einfach nur ermahnen uns ja gut genug mit Sonnencreme einzucremen. Damals war noch alles in Ordnung. Ich sehe mich wie ich den Strand entlang laufe, ja ich laufe und lache aus vollem Herzen.

Sobald ich die Augen wieder öffne merke ich dass Louis neben mir sitzt. Vorsichtig wischt er mir mit seiner Hand eine Träne auf meiner Wange weg. Ich hab gar nicht bemerkt dass ich weine.

„Alles okay?“, fragt er leise. Ich nicke. Mein Blick schweift über das dunkel blaue Meer vor mir und plötzlich beginne ich zu erzählen so als hätten diese Wörter schon lange darauf gewartet ausgesprochen zu werden.

„Ich liebe das Meer. Ich bin praktisch im Meer großgeworden. Ich habe das schwimmen immer geliebt. Als ich mit meinen Eltern und meinen Geschwistern noch in Italien gelebt habe waren wir wann immer es ging am Strand. Mein großer Bruder Marco war es der mir  richtig schwimmen beigebracht hat. Ich war einfach immer im Wasser, bin getaucht oder einfach nur geschwommen. In Polignano hatten wir wirklich einen einzigartigen Strand. Mitten in der Stadt, gesäumt von Klippen. Als wir dann nach England gezogen sind war ich am Boden zerstört. Mit neun Jahren musste ich alles hinter mir lassen, meine Freunde und meine Heimat. Familie hatten wir keine die Eltern meiner Mutter waren früh gestorben und Geschwister hatte sie auch keine und mein Vater war ein Waisenkind und ist im Heim aufgewachsen. In England hat mir das schöne Wetter gefehlt aber vor allem das glasklare Meer.  Ja klar St. Ives liegt auch am Meer aber das ist was anderes. So haben mich meine Eltern in eine Schwimmgruppe eingeschrieben. Wir trafen uns einmal die Woche in einem Hallenbad und die Trainerin zeigte uns wie man richtig schwimmt. Ich habe diese Stunden geliebt. Bald schon ist die Trainerin zu meinen Eltern gegangen und hat gesagt ich hätte Talent so bin ich mit zehn in die Trainingsgruppe gekommen. Anfangs trainierte ich nur zweimal die Woche später fast alle Tage. Die ersten Wettkämpfe kamen und ich gewann. Ich war süchtig. In meiner Gruppe habe ich Katie kennen gelernt wir wurden Freundinnen und sind es heute noch. So wurden wir 14 und Katie hörte auf zu schwimmen, 14jährige Mädchen habe wohl besseres zu tun als ihre Freizeit im Wasser zu verbringen. Ich aber nicht. Ich bin durch ganz Europa gereist zu Meisterschaften jeder Art. Aber im Nachhinein hab ich eigentlich nur Schwimmhallen gesehen. Ich war in Paris, hab aber nicht den Eiffelturm gesehen usw. Mein Leben war perfekt so wie es war. Ich ging auf eine Sportschule und ich hatte ein Ziel: Profischwimmerin zu werden. Mein Leben war sorglos alles drehte sich um Trainingszeiten und Schwimmen. Aber ich war glücklich. Ich liebte diesen Druck, er spornte mich an mehr zu geben. Als ich 15 war tauchte aus dem Nichts mein erster Rückschlag auf. Marco, mein großer Bruder, ist verschwunden, er war von einem Tag auf den anderen einfach weg. Ein Jahr später kam der Anruf das er bei einem Brand in Los Angeles ums Leben gekommen ist.“, starr richte ich meinen Blick gerade aus.

Marco war immer mein Vorbild und als er dann weg war hab ich mich unvollständig gefühlt. Ich hab immer zu ihm aufgeschaut aber er hatte Probleme, große Probleme. Ich spüre die Hand von Louis auf der Schulter und erzähle weiter:

„Ich hab mich noch mehr ins Training gestürzt als sonst. Vielleicht bin ich ja deswegen kein One Direktion Fan geworden. Ich hatte einfach was Besseres zu tun und so hab ich diese Welle einfach verpasst.“, ich lächle ihn an.

„So wurde ich 17 und die Olympischen Sommerspiele kamen nach London. Ich hab mich so darauf gefreut. Ich hatte Karten für die 200 m Freistil der Frauen, meine Parade Disziplin. Und dann kam drei Wochen vor dem Start der Olympischen Spiele der Anruf dass ein Platz im Team frei geworden sei und da ich eine Nachwuchstalent bin wolle man mir die Change geben alles mal zu erleben dass ich bei den nächsten Spielen darauf vorbeiertet wäre. So begann die wahrscheinlich beste Zeit meines Lebens. Ich wusste dass ich als Underdog starten würde und dass ich keinerlei Chancen hatte aber das war mir egal. Ich hatte ein Ziel und das war es nicht letzte zu werden. So kam der Tag der Tage. Der Tag an dem Ich Marea Silver bei Olympia bei den 200m Freistil antreten würde. Meine Eltern sind extra zusammen mit meinen kleinen Geschwistern Luca und Maria, Zwillinge, nach London gefahren um mir zuzusehen. Als ich auf diesem Startblock gestanden bin war ich unglaublich nervös, so nervös war ich wohl noch nie in meinem Leben. Und dann ertönte das Startsignal und ich tauchte mit einem perfekten Kopfsprung ein. Ich blendete die vielen Menschen, die gigantische Halle und meine Gegner aus. Ich zog eine Bahn nach der anderen, schaute nicht nach Links oder Rechts. Meine Wenden waren wie aus dem Bilderbuch und ich lag so gut im Wasser wie noch nie. Ich gab alles. Und dann waren die 200m Vorbei und ich schlug an. Gespannt schaute ich mich um. Ich war fast schon wie in Trance. Erst langsam realisierte ich den lauten Applaus. Verblüfft schaute ich auf die Tafel und da stand mein Name nicht als letzter. Nein. Sondern ganz oben, als erster. ICH hatte gewonnen. Ich hatte wirklich gewonnen.“ Kurz schaue ich zu Louis der mich nur verblüfft anstarrt.

„Ja wenn du mir nicht glaubst brauchst du nur zu googeln.“ Mein Lachen verschwindet wenn ich an das denke was jetzt kommt.

„Meine Eltern waren so stolz und zur Feier des Tages wollten wir richtig nobel essen gehen. Wir fuhren von London raus zu einer exklusiven Adresse. Es war eine sternenklare Nacht. Es hat weder geregnet noch irgendwas anderes. Die Stimmung im Auto war ausgelassen, wir haben gelacht und ich war so glücklich wie lange nicht mehr. Die Goldmedaille trug ich stolz um den Hals. Dann kam sogar der Lieblings Song meiner kleinen Schwester sie hat sich von hinten vorgebeugt und das Radio bis zum Anschlag aufgedreht. Ihr Zwillingsbruder Lucas hat sich natürlich beschwert aber er hat es nicht wirklich ernst gemeint. Von da an weiß ich nichts mehr. Ich kann mich nur noch an die Scheinwerfer die mich plötzlich geblendet haben erinnern und an dieses eine Lied.“

Ich spüre wie Louis mich ansieht und ich habe die Kraft ihm in die Augen zu schauen. Tränen laufen nun unaufhaltsam über meine Wangen.

„Dann bin ich im Krankenhaus aufgewachsen, neben mir war Katie. Ich hab nach meinen Eltern gefragt doch sie hat unter Tränen nur den Kopf geschüttelt. Ich hab nach Luca und Maria gefragt und sie hat mir nicht geantwortet nur geweint. Später habe ich dann erfahren dass ich fast einen Monat lang im Koma lag und dass mein kleiner Engel Maria hier im Krankenhaus vier Tage um ihr Leben gekämpft hat und dann nicht mehr konnte.“

Ein Schluchzen entschlüpft meiner Kehle und Louis drückt mich fest an sich. „Erst dann hab ich bemerkt dass etwas nicht stimmt, dass ich meine Beine nicht spüren kann. Ich hab die Ärzte angeschrien sie sollen etwas machen. Doch es war zu spät… An diesen einen Abend habe ich alles verloren meine Familie und meine Beine. Mein Leben.“ 

Wie hat euch das Kapitel gefallen? Das ist also Mareas Geschichte ich hoffe ihr seid zufrieden mit mir, ich hab mir wirklich viel Mühe gegeben.

In letzter Zeit passiert es leider öfters dass euch gesagt wird das ein neues Kapitel erschienenen ist, ihr es aber nicht öffnen könnt. Falls das passiert hilft es die Geschichte aus der Bibliothek zu löschen und dann neu suchen und sie wiederhinzuzufügen.

Ich wünsch euch ein schönes Wochenende!

PS. Meine 1. Widmung geht an @Farbtupfer . Sie hat mir den wunderschönen Song enpfohlen den ich in Dauerschleife gehört habe als ich das Kapitel geschrieben habe. Ich kann das lied irgendwie nicht dem Kapitel angehängt aber es heißt God Damn You're Beautiful von Chester See

LG 

A new Beginning (Louis Tomlinson/ 1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt