Heute um 20:00 Uhr ist es so weit. Louis hat mich gestern angerufen und mir die Adresse eines Restaurants, eine gute Dreiviertelstunde außerhalb Londons gegeben. „Es tut mir leid, aber da ist die Wahrscheinlichkeit am geringsten dass uns irgendwelche Papparazzi auflauern.“, hat er sich tausend mal entschuldigt. „Kein Problem.“ „Soll ich dich abholen?“ „Nein, ich muss vorher noch was erledigen. Treffen wir uns einfach da?“, ich habe so gehofft dass er einverstanden ist. Ich will es so lange wie möglich hinauszögern.
„Okay. Also dann bis Morgen. Ich freu mich!“ „Ich mich auch.“, dann legte er auf. Was soll ich bloß machen? Das erste was ich gemacht habe ist Katie anzurufen. Wir verabreden uns für 14:00 Uhr beim Einkaufszentrum. Gestern sind wir zusammen einen Kaffee trinken gegangen und ich hab ihr alles, wirklich alles, erzählt. Am Anfang hat sie mich nur sprachlos angestarrt bis sie begonnen hat über beide Ohren zu grinsen und gesagt hat: „Marea Silver du schaffst es immer einen zu überraschen.“ Katie ist wirklich die Beste! Ich glaube sie ist auch der Grund warum ich Louis noch nicht abgesagt habe. Heute geht sie mit mir shoppen dass ich morgen mindestens etwas Passables zum Anziehen habe.
Um Punkt 14:00 Uhr warte ich vor dem Einkaufszentrum und Katie taucht, wie immer, mit zehn Minuten Verspätung auf. Für eine angehende Juristin ist sie wirklich ziemlich chaotisch, aber das mag ich so an ihr. Sie umarmt mich stürmisch und zusammen gehen wir in das Einkaufszentrum. Ich merke wie mich die Leute anstarren während ich ungeschickt die Geschäfte durchquere, die wirklich nicht Rollstuhlgerecht eingerichtet sind. Aber das bin ich mittlerweile schon gewohnt. Katie und ich suchten ein paar schöne Oberteile, da ein Kleid für mich definitiv nicht infrage kam.
Mittlerweile türmen sich Klamotten auf meinem Schoß. Zusammen machen wir uns auf den Weg in die Umkleide. Dort wechselt Katie ein paar Worte mit einer der Verkäuferinnen. Sie deutet auf mich und gestikuliert wild und prompt bekommen wir die größte Umkleide, die Mittleidnummer funktioniert immer. Und Katie hat sie perfekt drauf. Meine beste Freundin holt mir noch einen Stuhl, ich setzte mich drauf und ohne dass ich etwas sage schiebt sie meinen Rollstuhl raus und stellt ihn wahrscheinlich in irgendeinem Magazin ab. Das liebe ich so an Katie. Sie kennt mich besser als ich mich selbst. Und so dumm oder blöd meine Angewohnheiten sind, sie kennt sie alle und akzeptiert sie. Ich probierte ein Teil nach dem anderen und zum Schluss entscheiden wir uns für ein blaues Top mit einem Wasserfallausschnitt.
Nach der erfolgreichen Shoppingtour fahren wir zu ihr in die WG, wo wir zum Glück alleine sind. Die restliche Zeit bis zur Abfahrt verbrachte Katie damit meine Haare in einen passablen Zustand zu bringen und mir alle möglichen Kosmetikartikel ins Gesicht zu schmieren bis sie 10 Minuten vor Abfahrt den Entschluss fasst ich sehe natürlicher besser aus. So schminkt sie mich noch mal ab und jetzt kommen nur noch die Wimperntusche und etwas Rouge zum Einsatz. Schlussendlich ist sie zufrieden und ich muss zugeben so gut habe ich schon lange nicht mehr ausgesehen. Meine braunen Haare fallen in leichten Wellen über meine Schultern und meine grünen Augen strahlen einen besonderen Glanz aus, aber ich glaube das kommt nicht von der Wimperntusche sondern von der Aufregung.
Nach genau 48 Minuten Fard hält der Wagen an. Wir stehen auf einem Parkplatz mitten im Nirgendwo. Das Restaurant schaut von außen richtig gut. Klein aber Idyllisch. Jetzt weiß ich auch warum Louis genau diesen Ort gewählt hat. Die Besucher eines solchen Restaurants sind meistens etwas älter also legt die Wahrscheinlichkeit dass man ihn erkennt beinahe bei null.
Panisch klammere ich mich an meinen Sitz. Louis ist schon da. Er hat mir vor ein paar Minuten geschrieben dass er vor dem Eingang auf mich wartet. Jetzt sind wir also da. Vor hier aus muss nur noch um die Ecke gehen und schon steht man vor dem Eingang. Vor Louis. Was hab ich nur gemacht? Ich hätte es ihm einfach sagen sollen. So schwer wäre das nicht gewesen! Das weiß ich jetzt und was ich auch weiß ist dass ich definitiv nicht aus diesem Wagen aussteigen werde. Ich will Katie gerade meinen Entschluss mitteilen, doch die ist schon ausgestiegen um meinen Rollstuhl aus dem Kofferraum zu holen. Manchmal denke ich mir Katie weiß schon dass ich einen Rückzieher machen will bevor ich mir selbst darüber im Klaren bin. Sie reißt meine Tür auf und deutet mir ich soll sofort aussteigen.
„Katie..“, setzt ich an, doch sie unterbricht mich. „Nein. Wir sind jetzt bis hier her gefahren und du wirst jetzt ganz sicher keinen Rückzieher machen. Also setz dich jetzt in deinen verdammten Rollstuhl und geh zu ihm. Ich warte hier bis ihr rein geht.“ Sie drückt mir Geld in die Hand, „Das ist für das Taxi zurück, sollte er sich als riesiges Arschloch entpuppen.“ Demonstrativ verschränkt sie ihre Arme vor ihrer Brust. Ohne mich zu wiedersetzten gehorche ich ihr und setzte mich in meinen Rollstuhl. „May, du bist ein wunderbarer Mensch. Okay. Er kann von Glück reden, dass er dich kennen gelernt hat. Sei einfach du selbst.“, macht sie mir Mut. Ich versuche zu lächeln: „Danke.“ Ich atme noch mal tief durch und schiebe mich vorwärts.
Zum Glück ist der Parkplatzt asphaltiert denn Kies ist der reinste Horror für jeden Rollstuhlfahrer.
Ich biege um die Ecke. Dort steht er. Noch hat er mich nicht gesehen. Meine Hände schwitzen und mein Herz klopft so laut dass ich Angst habe dass es Louis hören könnte. Zwanghaft versuche ich ruhig zu atmen und mir zu überlegen was ich sagen könnte. Aber es hat keinen Sinn. Mein Gehirn hat sich abgeschaltet. Ich habe Angst. Aber es ist das richtige was ich jetzt mache. Ich werde ihm einfach sagen was Sache ist und dann gehe ich wieder zu Katie, wir fahren nach Hause und alles ist vergessen. Mein Leben wird so weiter gehen wie zuvor und alles ist beim alten. Aber tief in meinem Inneren wünsche ich mir dass es nicht so kommt, dass er mich nicht abstoßend findet und dass alles irgendwie gut, nein besser wird.
Ich komme Louis immer näher. Jetzt kann ich mich nicht mehr hinter Autos verstecken. Jetzt wird er mich gleich sehen. Ich atme noch mal tief durch. Jetzt ist der Weg zwischen uns offen. Er sieht mich. Als er mich erkennt entgleiten ihm seine Gesichtszüge. Ich bin jetzt nur noch wenige Meter von ihm entfernt und halte einen Meter vor ihm an. Er starrt mich an. „Hey!“, bringe ich leise heraus. Er mustert mich von oben bis unten und schweigt. Falls es überhaupt noch möglich war schlägt mein Herz noch schneller. „Was… was ist denn passiert? Hattest du einen Unfall? Warum sagst du nichts. Wir hätten das doch verschieben können wenn es dir nicht gut geht.“ Im ersten Moment ergeben seine Sätze für mich keinen Sinn. Bis ich verstehe. Er glaubt es wäre vor kurzem etwas passiert und ich würde deswegen im Rollstuhl sitzen.
Kurz bin ich versucht auf die Lüge eizugehen, aber diesen Gedanken verscheuche ich so schnell es geht wieder. Das wäre einfach nur feige. Langsam schüttle ich den Kopf und sage es einfach gerade heraus: „Ich bin querschnittsgelähmt.“ Er scheint meinen Satz nicht zu begreifen, oder vielleicht will er es einfach nicht realisieren. „Aber… wie…. seit wann…“, stammelt er. Nervös fährt er sich mit einer Hand in die Haare. „Schon lange bevor wie uns kennen gelernt haben.“, sage ich leise.
Das war es jetzt. „Es tut mir leid dass ich dich angelogen habe. Wirklich.“, sage ich ihm. Als er immer noch kein Wort rausbringt sage ich noch: „Es war schön dich kennen gelernt zu haben.“ Und wende mich ab. Mein Herzrasen ist verschwunden, jetzt fühle ich mich leer. Nein nicht leer traurig. Ja ich hatte die irrwitzige Hoffnung, dass es ihm vielleicht egal ist. Was ja bescheuert war. Ich verstehe ihn ja. Ich hätte nur auch mal gerne Glück im Leben, nur ein Mal.
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A new Beginning (Louis Tomlinson/ 1D FF)
Fanfiction»Ein Moment kann dein Leben zerstöre. Ein Moment genügt um alles über den Haufen zu werfen. In einem Moment kann sich alles ändern was mach sich in seinem Leben aufgebaut hat. Ein Moment reicht völlig aus um alles zu verlieren.« Mareas Leben war per...