Kapitel 32

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10 Tage später   Tag 49

Es war bereits Mitternacht und die letzten Glockenschläge der Caldia Kathedrale verklangen gerade in den Straßen. Über der Stadt Magnolia hatte sich die tief schwarze Nacht ausgebreitet. Die meisten Einwohner befanden sich bereits in ihren Betten oder saßen noch in der ein oder anderen Kneipe um ihren Abend ausklingen zu lassen.

Das Zimmer in dem er sich befand war ebenfalls in Dunkelheit getaucht und die einzige Lichtquelle bestand aus dem strahlenden Vollmond, der durchs Fenster herein schien.
Fast lautlos schritt er durch das Zimmer auf eben jenes Bett zu, in dem eine junge Blondine seelenruhig schlief. Bei den ganzen Medikamenten, die über ihrem Bett angebracht waren, wunderte es ihn nicht, dass sie trotz ihres Zustandes so gut schlafen konnte.
Er selbst war noch ziemlich mitgenommen von den vergangenen Ereignissen und wurde lediglich von einem Bekannten notdürftig zusammen geflickt.
Mit einem gierigen Blick schaute er auf die schlafende Blondine herunter und war freudig überrascht darüber, dass niemand innerhalb des Zimmers wache schob. Die Sicherheitsvorkehrungen hier waren ein Witz und die Vorstellung darüber, dass diese zwei mickrigen Wachen vor der Tür ihn aufhalten sollten, brachten ihn innerlich zum Lachen. Es wäre so leicht sie jetzt einfach zu töten und keiner ihrer Freunde könnte etwas dagegen ausrichten. Er beugte sich etwas tiefer zu ihr herunter und stockte abrupt in seiner Bewegung, als er ihr liebliches Seufzen vernahm. Sie hatte wirklich Glück, dass er nicht gekommen war um sie zu töten, denn dafür war sie eine viel zu kostbare Beute und seine Pläne für sie sahen anders aus. Irgendwas hatte sie an sich, was ihn den tiefen Drang verspüren ließ, sie besitzen zu wollen. Ob es ihr Wille war zu überleben oder, dass sie ihm in einer ausweglosen Situation noch die Stirn geboten hatte? Vielleicht auch einfach die Tatsache, dass sie ihm durch glückliche Umstände entkommen war und das bereits zweimal. Der Grund blieb ihm schleierhaft, doch sein Ziel stand fest. Er würde sie besitzen und seinen Spaß mit ihr haben. Zusätzlich würde er seine Rache an den Fairys und Sabers bekommen für Aurora, die nur ihretwegen gestorben war. Sein Plan war noch nicht ausgereift genug für dieses Vorhaben, aber er war wesentlich kreativer, als seine Schwester in solchen Angelegenheiten. Leider benötigte er noch etwas Zeit um Vorbereitungen zu treffen und einige Besorgungen zu tätigen.
Sobald alles erledigt wäre und niemand mehr mit ihm rechnen würde, dann wäre seine Zeit gekommen. Damit sie ihn aber nicht so schnell vergaß, hatte er ihr ein kleines Abschiedsgeschenk mitgebracht. Der Gedanke daran ließ sein Gesicht zu einer monsterhaften Fratze anlaufen und mit einem mordlustigen Blick sah er ein letztes Mal auf die Blondine herab, die sich mittlerweile unruhig im Schlaf wälzte. In dem Moment, als sie die Augen öffnete, verschwand er und ließ Lucy mit seinem Geschenk alleine.

Sie hätte schwören können, dass gerade eben noch das Gesicht von Bela direkt über ihr gewesen war. Mit einem schauderhaften Ausdruck hatte er sie angesehen, sodass sich eine Gänsehaut über ihren gesamten Körper ausgebreitet hatte. Doch nachdem sie mit einem Schalter das Licht angemacht hatte, konnte sie niemanden sehen. Es hatte sich auch sonst nichts im Raum verändert. Vermutlich war es lediglich eine Einbildung nach ihrem Alptraum, der ihr immer noch stark im Gedächtnis lag. Eigentlich hatte sie gehofft, dass diese Träume bald nachlassen würden, die sie seitdem Tag ihres Erwachens heimsuchten, aber da täuschte sie sich leider. Diesmal fing der Traum auch ganz harmlos an und begann sich in eine schöne Richtung zu entwickeln. Sting hatte sie zu einem Date ausgeführt und zwar zu ihrem ersten. Doch so unglaublich schön, wie dieser Traum geworden war, umso schlimmer wurde es, als Sting sich plötzlich in Bela verwandelte und sie nicht mehr in diesem Restaurant saßen, sondern in dem kalten dunklen Rohbau. Kurz bevor sie aufgeschreckt war, hatte Bela sie gewürgt und ihr geschworen, dass sie für alles bezahlen würde. Ihre Freunde wären die ersten auf seiner Liste und er würde erst ruhen, wenn niemand mehr, außer ihr übrig geblieben wäre.
Sie fühlte sich schweißgebadet und versuchte sich innerlich immer wieder einzureden, dass es nur ein Traum gewesen war. Bela war ja nicht wirklich hier im Raum gewesen, auch wenn es das erste mal war, dass sie glaubte ihn wirklich vor sich zu sehen. Deshalb musste sie sich an den Gedanken Klammern, dass es einfach nur Ihre Fantasie war und sie in Sicherheit war. Sie schaltete das Licht wieder aus, schloss ihre Augen und versuchte sich etwas schönes vorzustellen, woran die kläglich scheiterte. Zudem schaffte sie es einfach nicht wieder einzuschlafen, weil immer wieder dieser Traum in ihr hochkam und besonders dieser mörderische  Ausdruck in Belas Gesicht, den sie sich zwar nur eingebildet hatte, aber der dennoch fest in ihrem Gedächtnis verankert war.
Es dauerte mehrere Stunden, bis sie die Müdigkeit übermannte und sie in einen erneuten Schlaf abtauchen konnte.

Master in AusbildungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt