19. ...,um sich am Ende noch näher zu stehen

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Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so etwas spüren könnte. Die Tatsache, dass sie mir aus dem Weg ging, sie wegen mir litt- da ich ein Idiot bin, weil ich einfach nur ein Feigling bin, der sich nicht traut, die Wahrheit auszusprechen- tat weh. Ich spürte schon seit langem... Oder noch nie so eine Verbindung zu einer Person wie bei Judy. Und je mehr ich über uns nachdachte, desto klarer wurde ich mir der Sache, aber desto mehr zog es mich herunter.

„Nick, Schatz? Ist was los?", hörte ich nun die Stimme meiner Mutter hinter meiner Tür. Ich setzte mich erschrocken von meinem Bett auf und sah ihr zu, wie sie vorsichtig die Tür einen Spalt öffnete und sie mir in die Augen schauen konnte.

Meine Mutter war mit Finnick die erste Person, die mir anmerkte, dass mir etwas auf dem Herzen lag. Ich verstand nicht, wie sie das jedes Mal schaffte, in Anbetracht dessen, wie gut ich meine Emotionen verbergen konnte. Oder vielleicht doch nicht? Sie und ich hatten eine tiefe Verbindung zueinander, sie war normalerweise meine Bezugsperson und auch, wenn man es von außen nicht erwarten würde: Meine Mutter war mir unglaublich wichtig. Als Dad ins Gefängnis kam, stand sie mir selbstlos bei, wie sie es eigentlich immer tat.

Ich seufzte, sah nach unten und bemerkte, wie sie sich neben mich setzte. „Ich merke, wenn etwas nicht mit dir stimmt.", sprach sie mütterlich. Wie gesagt- es fiel mir schwer, über solche Themen zu reden. Am liebsten würde ich alles für mich behalten, aber das ließ Mum nicht zu. Sie wartete bis dieses, scheinbar nicht enden wollende, Schweigen von mir gebrochen wurde.

„Es ist nichts, ich bin nur ein Idiot. Mehr nicht.", murmelte ich bekümmert und schloss meine Augen. Sie strich mir, wie früher auch immer, über den Kopf und glitt dabei auch über meine Ohren, wobei ich bemerkte, dass sie bloß regungslos herab lagen. „Hast du wieder einer deiner Phasen?"

Ich hatte tatsächlich manchmal diese Phasen, in denen ich stark über mich selbst und meine Existenz zweifelte, aber diesmal war es anders. An meine Selbstzweifel war ich gewöhnt, aber dies war komplett neu für mich. Es fühlte sich schrecklicher an, denn diesmal waren es nicht zur Zweifel, sondern auch Reue. Sehr viel Reue. 

„Nein, das ist es nicht.", winkte ich kummervoll ab, aber beantwortete ihr immer noch nicht richtig die Frage. Nachdem wieder nur eine Stille zwischen uns herrschte, ergriff sie wieder das Wort: „Nick, du bist mein Sohn. Du weißt, du kannst mit mir über alles reden."

Ich lächelte schwach und sah ihr kurz in die Augen. „Ja, Mum, ich weiß, aber... Es ist...", stammelte ich und suchte nach den richtigen Worten. „Wie soll ich etwas erklären, wenn ich es selbst noch nicht einmal richtig verstehe? I-Ich weiß nicht, was in mir vorgeht."

Sie legte mir ihre Hand beruhigend auf mein Bein. „Erzähl doch einfach.", forderte sie ernst.

Innerlich verdrehte ich die Augen und wünschte mir diese Art von Gespräch nicht führen zu müssen, jedoch erließen ihre Augen keinen Widerstand. Nach kurzem Seufzen begann ich letztendlich: „Also,... Ich habe jemanden kennengelernt. Ein Hasenmädchen, um genau zu sein. Sie geht seit diesem Jahr in unsere Stufe und du weißt, ich mochte es eigentlich nie, neue Leute an mich heranzulassen, aber wir haben einander kennengelernt." Meine Ohren wurden jetzt schon heiß. Ich dankte insgeheim meiner roten Fellfarbe, dass man nichts erkennen konnte.
„Ich habe ihr bei Mathe geholfen, weil sie das Thema nicht so gut verstanden hatte und komischerweise wollte sie sich nicht von mir abwenden. Ich... auch nicht. Später schaffte ich es sogar mich ihr zu öffnen, ihr etwas über mich zu erzählen und sie tat das Gleiche, ich hatte das Gefühl, ihr vertrauen zu können."
„Und dann ging sie?", riet sie, als hätte sie schon eine Vorahnung.

„Nein, nein!", lehnte ich ab und ihr Blick war verblüfft. „Im Gegenteil, sie ging nicht. Wir verstanden uns wirklich gut, ich fühlte mich gut, sie hatte mehr in mir gesehen, sie glaubte an mich und ich... hab's versaut." Ab hier brauchte ich eine Pause, bevor ich wieder weiterreden konnte und stützte meinen Kopf mit meinen Händen, sodass ich zu Boden schaute.

Zoomania - a Judy & Nick Highschool StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt