11. Freundschaft wächst

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Lächelnd stand ich vor dem Straßenrand, während mir der Geruch von Benzin in die Nase kroch, nachdem Nick wegfuhr. Obwohl er schon längst nicht mehr in meiner Sichtweite war, blieb ich dennoch an derselben Stelle stehen und genoss das schöne Wetter. Bemerkenswert, wie stark es zuvor noch geregnet hat. Nun schien die Sonne sanft und die Pfützen reflektierten ihre Strahlen. Tief holte ich Luft. Ich war glücklich. Ich fühlte mich einfach gut und mir ging das Lächeln nicht mehr vom Gesicht.

,,Judy?", hörte ich plötzlich die Stimme von Nathan rufen, woraufhin meine Ohren erschrocken in die Höhe sprangen. Ich drehte mich um und war wie erstarrt. Die Miene von ihm konnte ich zwar nicht deuten, aber ich fand es beunruhigend. Er und Carry wussten, ich war zu spät nach Hause gekommen und das war nicht das erste Mal. Deshalb ging ich zögerlich auf ihn zu, um weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Er stand erwartungsvoll vor der Haustür, die er für mich offen hielt. Er zog seine Augenbrauen hoch und musterte mich verwirrt, als ich eintrat, doch ich vermied vorerst Blickkontakt.

Kurz räusperte ich mich.
,,Hi, Nathan." Ich drehte mich zu ihm, wobei er die Tür schloss und mich immer noch merkwürdig anstarre. Als er gerade zu Wort kommen wollte, unterbrach ich ihn: ,,Halt ja, Nathan, ich weiß. Ich bin zu spät, tut mir Leid, falls sich Carry oder du Sorgen machen musstest. Nur habe ich den Bus verpasst. Hehe, ja der Bus war nicht gekommen, wegen dem Unwetter..."

Peinlich berührt sah ich zu Boden. Er glotzte mich nach wie vor an und mittlerweile fragte ich mich, ob ich irgendwas im Gesicht hatte. Fragend erwiderte ich seinen Blick und steckte meine Pfoten in die Jackentaschen. Doch anstatt jetzt irgendwelche gewöhnlichen Fragen zu stellen, stammelte er nur: ,,Was hast du da für eine Jacke an?"

Erschrocken sah ich an mir herunter und nahm die Hände sofort wieder aus den Taschen heraus... Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass ich ja immer noch Nicks Jacke trug. Verdammt.
,,I-Ich, nein! Es ist nicht das, wonach es aussieht, äh...", stotterte ich und lief knallrot an.

Langsam setzte sich Nathan wieder sein verschmitztes Lächeln auf und verschränkte seine Arme ineinander.
,,Ach ja, und wonach soll es denn aussehen?"

Verdammt, diese Masche... Verlegen sperrte ich noch hilfloser die Augen auf und wusste mir gar nicht zu helfen. Lächelnd fasste er die Jacke an und legte es wohl (mal wieder) darauf an, mich zu quälen und die Situation noch unangenehmer und seltsamer für mich zu gestalten. Typisch.

Sadist.

,,Ziemlich groß für ein kleines Häschen...", kommentierte er zynisch, ,,wenn du mich fragen würdest."
Innerlich verdrehte ich die Augen und wartete nur auf den Moment der absoluten Blamage. ,,Und ziemlich männlich.", grinste er mich mit einer gehobenen Augenbraue an und ich wusste ganz genau, worauf er hinaus wollte. Jap, das war auch schon der Moment.

,,Was führst du im Schilde, Judy?", fragte er misstrauisch und bückte sich drohend zu mir herunter. Sichtlich peinlich berührt starrte ich ihm ratlos in die Augen.
,,Warum bist du so spät nachhause gekommen? Wo hast du dich herumgetrieben? Du hast doch nicht etwa...", plötzlich unterbrach er das Reden und zog scharf die Luft ein und schaute mir entsetzt in die Augen. Augenblicklich lief ich noch roter als ohnehin an. ,,Nein, ich war nicht...!"

Verzweifelt seufzte ich, da ich wusste, dass es die Situation nur noch schlimmer machen würde, würde ich nicht bald mit der Wahrheit rausrücken. Obwohl ich mir dieses dumme, verdammte ,,Ich hab's dir doch gesagt!" unbedingt ersparen wollte.

Ich schaute zu Boden, nahm mir meinen Ranzen vom Rücken und stellte ihn an der nächsten Wand ab. Mit verschränkten Armen und einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck, blieb Nathan geduldig am selben Platz stehen. ,,Los, Judy. Hast du weitergelesen in deinem ,,Buch"? Ich will wissen, was passiert ist."

Zoomania - a Judy & Nick Highschool StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt