Who's this Cutie?

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Sicht Julie

Sie saß einfach da und lächelte mich mit ihrem teuflischen Lächeln an, welches mich erschaudern ließ. Woher kannte sie Spence? Und woher wusste sie von meinen Gefühlen für ihn? Ich schwieg, sie überschlug ihre Beine und faltete ihre Hände in ihrem Schoß.
»Keine Hemmungen! Los, erzähl schon! Sonst muss ich leider deinen kleinen Besucher wieder herholen.«
Ein schadenfrohes Kichern kam aus ihrer Kehle. »Ich.. ich kenne ihn von der Arbeit. Aber das scheinst du ja bereits zu wissen. Du scheinst alles über mich zu wissen. Was also könnte ich dir erzählen?«, fragte ich sie und rückte noch etwas weiter weg von ihr, was aber nicht mehr möglich war. »Blablabla«, sagte sie mit verstellt hoher Stimme und rollte mit den Augen. »ja, ich weiß, dass du ihn von der Arbeit kennst. Ich will etwas aus deinen Gedanken, etwas über deine Gefühle! Schließlich können wir nicht in deinen Kopf gucken.«

Ein theatralisches Lachen verließ meinen Mund. »Ach, könnt ihr nicht? Das ist ja sehr traurig. Hätte mich nicht gewundert, wenn ihr es hättet können.«
Eins stand fest: ich würde ihr nichts sagen. Es war das einzige Mittel, welches ich im Moment besaß. Ein Druckmittel. Etwas, womit ich Zeit schinden könnte. Meinen Tod hinauszögern. Ich würde eh sterben, wenn mein Team keine Zeit haben wird, um mich zu finden.

Sie lächelte. »Du bist mutig, Juliena. Das hast du eindeutig von deiner Mutter.«
Es war wie ein Stich in's Herz. Sie kannten meine Mutter?
Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und wechselte unbemerkt das Thema. »Wie alt bist du überhaupt?«, fragte ich und musterte sie.
Ihre tiefschwarzen Haare, welche ihr bis zur Hüfte reichten, waren glatt und betonten ihre helle Haut. Den dunkelroten Lippenstift, welchen sie trug, harmonierten mit ihren ebenfalls roten High Heels, das schwarze Kleid betonte gekonnt ihre Hüften und ihre schmale Statur. Ihre perfekten Augenbrauen und die hellen, blauen Augen perfektionierten ihren Look. Sie sah aus wie eine Puppe. Schön, aber doch zu schön. Sie war eindeutig unheimlich. »Sie sehen ziemlich jung aus. Anfang bis Mitte Zwanzig, würde ich schätzen.«, fügte ich hinzu und blickte ihr direkt in ihre Augen.

Erneut lächelte sie. »26«, war das Einzige, was sie sagte.
»Wieso machst du dann so etwas? Du könntest Model sein, eine Anwältin, reich. Stattdessen sitzt du hier unten in einem Folterkeller, unterhälst mit einer Gefangenen über Gott und die Welt und verschwendest dein Leben.«
Ihre Augenbrauen zuckten einmal kurz nachdenklich, dann war ihr Pokerface wieder da.

»Es ist nett, dass du so etwas sagst.», antwortete sie auf meine Frage. »Aber weißt du, es ist mein Traum so etwas zu machen. Ich bin durch und durch Böse, eine Psychopathin.«
Sie holte ein Notitzbüchlein und einen Kugelschreiber heraus und schrieb etwas auf das Blatt.
Dabei schaute sie kurz hoch und ihr Blick war nicht böse. Er war mitleidig.
»Ich bin dazu bestimmt. Aber genug dazu. Ich werde später wiederkommen.«
Sie knüllte den Zettel zusammen, warf ihn schnell und unauffällig in die Zelle und machte kehrt, um den langen Flur entlang, raus aus der großen, eisernen Tür zu laufen. Ich hob den Zettel auf und las:

"Nicht laut lesen, sofort vernichten, wenn gelesen.
Ich bin Undercoveragent, seit 4 Jahren hier eingeschleust. Ich werde dich befreien, halte durch."

Ich zeriss den Zettel in Stücke und schluckte die Stücke hinunter.
Die Information kam unerwartet. Aber sie war gut.
Ich würde hier raus kommen. Ich würde Spence Wiedersehen.

Wenn du weg bist Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt