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J U L I E T

Nun klingelte mein Handy schon zum zwanzigsten Mal . Es waren immer wieder WhatsApp Nachrichten von diesem Idioten Styles. Er hatte unsere Nummern ausgetauscht, als ich mit Jamie die Fotos gemacht hatte. Und jetzt schrieb er mir immer wieder Nachrichten.
Meine Reaktionen waren eher zurückhaltend, damit er sich auch bloß nichts drauf einbildete. Nur wegen seiner Hartnäckigkeit gab ich meinen zwanghaften Wiederstand irgendwann doch auf und öffnete seinen Chat:

Harry um 20.38:

Juliet?

Harry um 21.25:

Komm schon, antworte endlich! Ich weiß, dass du die Nachrichten ließt...

Harry um 21.57:

Was spricht denn gegen ein Treffen mit mir? ;)

Harry um 22.04:

Ich könnte dir London zeigen, was hälst du davon?
Harry xx

Ein schüchterndes Klopfen an meiner Zimmertür unterbrach mich. Meine kleine, leibliche Schwester öffnete mit einem breiten Grinsen die schwere Holztür. Die kleine zierliche Gestalt trat herein. Meine Augen musterten sie. Die braunen leicht gelockten Haare waren zu einem hohen Dutt hochgesteckt und ihre braun, grünen Augen funkelten mich glücklich an.

„Jamie Süße, was kann ich für dich tun?" Sie hüpfte auf mich zu. Oft erinnerte mich meine kleine Schwester an mich früher und es tat mir im Herzen weh, dass ich so viel von ihrer Kindheit verpasst hatte. Doch war ich auch unheimlich froh, dass ich sie vor knapp zwei Jahren gefunden hatte.

Als vor zwei Jahren meine beste Freundin verschwand und irgendwann die Ermittlungen von der Polizei eingestellt worden waren, war auch meine Hoffnung sie wiederzufinden, verschwunden. Da ich mit so einem Schicksalsschlag nicht umzugehen wusste, war auch ich wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Ich hatte mich komplett von der Außenwelt abgeschottet, bis ich neue Kraft getankt hatte und neuen Mut gefunden hatte, um endlich weiter leben zu können.

Damit ich nicht wieder in das schwarze Loch der Trauer gesogen wurde, hatte ich mich auf die Suche nach meiner richtigen, leiblichen Familie gemacht. Das traurige Ergebnis meiner Nachforschung war, dass außer meiner kleine Schwester niemand aufzufinden war.

Jamie ist ganze neun Jahre jünger als ich, musste aber ebenfalls im Kinderheim aufwachsen. Doch ist Jamie ein sehr fröhliches, aufgewecktes und vor allem glückliches Kind geworden. Im Grunde war sie wie ich früher.

Das Kinderheim, in welchem ich die Kleine aufgespürt hatte, war sehr neu und modern gewesen. Lange hatte ich mit der Heimleitung diskutieren müssen, bis sie mir erlaubte Jamie kennenzulernen und uns vorstellte. Wir waren sofort ein Herz und eine Seele. Von da an war es meine Aufgabe auf sie aufzupassen und sie zu beschützen. Nach einem halben Jahr, versuchte ich meinen ehemaligen besten Freund und großen Bruder meiner besten Freundin zu erreichen. Wir hatten uns seit dem Verschwinden von Katy nicht mehr gesprochen. Doch er hatte sich genauso gefreut wie ich, als wir uns endlich wieder gesehen hatten. Bei langen Gesprächen erzählte ich ihm von Jamie und auch wenn er traurig war, wegen Katy, freute er sich für mich. Außerdem erzählte ich ihm davon, dass ich und Jamie adoptiert werden sollten. Er versprach mir, uns zu sich zu holen, wenn ich endlich achtzehn sein würde.

Und genau das war nun der Fall. Seit ein paar Wochen war ich schon achtzehn und doch hatte sich Fynn noch nicht gemeldet.

„Jamie, was kann ich für dich tun?", fragte ich meine kleine Schwester, die immer noch in dem hölzenem Türrahmen stand. Sie setzte sich zu mir aufs große Bett und sah mich mit ihren wunderschönen grünen Augen bittend an. „Kannst du mir die Bilder ausdrucken, die wir mit One Direction gemacht haben?" Lächelnd nickte ich. Auch wenn ich nichts von diesen Kerlen hielt, wollte ich meiner Schwester die Bitte nicht abschlagen.

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