J U L I E T
Auch wenn ich es niemals zugeben würde, war ich doch ziemlich aufgeregt und freute mich auf das Date mit Harry. Seit meiner Zusage war nun schon eine lange Zeit vergangen, aber endlich hatten wir einen Termin für unser Date gefunden. Ich glaubte zumindest, dass es ein Date war. „Juliet, bist du endlich fertig? Wir wollen los!", rief mein Pflegevater hoch.
Leider hatte sich Fynn nicht mehr gemeldet, warum auch immer, und deshalb lebte ich immer noch bei meinen Pflegeeltern außerhalb von London. Und weil ich noch kein eigenes Auto besaß, bestanden sie darauf, dass sie ebenfalls nach London fahren würden und mich mitnehmen könnten. Ich hoffte inständig, dass Harry mich nach Hause bringen würde. Schon peinlich genug, dass sie mich fahren wollten, als wäre noch ein 14-Jähriger Teenager, dann wollte ich nicht auch noch abgeholt werden. Ein bisschen meines Stolzes wollte ich mir dann doch noch bewahren.
„Juliet!", rief meine Mum etwas strenger. „Ich komme ja.", rief ich genervt zurück. Mit einem letzten Blick in den Spiegel checkte ich mein Aussehen. Meine langen blonden Haare fielen offen über meine Schulter, meine Augen hatte ich mit ein bisschen Schminke betont, dazu hatte ich mir was Lockeres und Bequemes aus dem Schrank gesucht, was trotzdem noch schick aussah. Somit war ich weder underdressed noch overdressed und war für jedes Date einigermaßen gewappnet. Da mir Harry London zeigen wollte, fand ich eine helle Jeans und eine weiße Bluse sehr angebracht. Aber da ich immer noch darauf hoffte, dass es doch ein Date war, brauchte ich ein paar kleine Highlights. Eine goldene Uhr und einen dazu passenden Ring, waren perfekt. Schnell nahm ich noch meine kleine braune Tasche, mein Handy und ein bisschen Geld. So kam ich dann unten an, zog mir meine weißen Conversechuhe an und stieg ins Auto zu meiner Familie.
„Wow! Du siehst so hübsch aus.", flüsterte meine kleine Schwester und schaute mich mit großen Augen an. Mit einem leichten Lächeln antworte ich hier: „Du aber auch meine Süße. Bist du schon aufgeregt?" Jamie nickte heftig. „Sehr sogar. Ich war noch nie in London." Jetzt lachte ich auf. Immer wenn Jamie aufgeregt war, leuchteten ihre Augen und sie grinste über beide Ohren. „Ich auch noch nicht, was macht ihr eigentlich?", das letzte war eher an meine Eltern gerichtet. „Etwas für Jamie shoppen, Eis essen und uns die Stadt ansehen. Mal schauen wozu die Kleine Lust hat.", antwortete meine Mum, die sich zu uns umgedreht hatte und uns zulächelte. „Danke, dass ihr mich gebracht habt. Ich wünsche euch einen schönen Tag. Ach ja und ihr braucht mich nicht abholen. Harry bringt mich." Hoffentlich, fügte ich in Gedanken hinzu. „Bist du dir sicher?", die Stimme meiner Mum klang sofort besorgt. „Ja, ich bin schon groß genug um nach Hause zu kommen. Ciao.", mit diesen Worten gab ich Jamie noch ein Küsschen, schlug die Tür zu und winkte meinen Eltern ein letztes Mal zu. Zum Glück fuhr mein Dad schnell weiter und auch ich machte mich auf dem Weg zu dem Cafe an dem Harry und ich uns treffen wollte.
Er wollte sich an einem eher nicht ganz so vollen Ort treffen, damit es nicht so viele Menschen geben würde, die ihn erkennen könnten. Verständlich. Ich wollte auch lieber einen ruhigen Tag mit Harry verbringen, als vor kreischenden Fans weg zu rennen. Also stand ich vor diesem Café und wartete. „July.", rief jemand hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um. „Hey Harry.", ich winke ihm zu und ging auf ihn zu. „Hi." Er lächelte mich an und umarmte mich. Ein klein wenig war ich mit dieser Situation überfordert, doch ich erwiderte die Umarmung dann doch. „Möchtest du erst einmal einen Kaffee oder ein Stück Kuchen?", grinste Harry, wobei sich seine Grübchen zeigten. „Gerne.", stimmte ich ein.
Er ging voraus und wir setzten uns an einen Tisch weiter hinten hin und warteten auf die Kellnerin. „Guten Tag. Was kann ich euch bringen?", sie lächelte uns höflich an. „Für mich ein Espresso und ein Schokokuchen.", bestellte ich. „Für mich bitte dasselbe." Die Bedienung nickte uns noch einmal zu, krickelte auf dem Block rum und verschwand. Erst jetzt musterte ich Harry etwas genauer. Er hatte eine schwarze Skinny Jeans an, sie war an den Knien etwas zerrissen, was seinem Outfit etwas Lockeres, Cooles verlieh. Dazu kombinierte er ein weißes Hemd, wo er die oberen beiden Knöpfe offen gelassen hatte. So hatte man einen guten Blick auf seine Brust, die mit Tattoos und einer Kette versehen waren. Die Sonnenbrille hatte er abgenommen und, genau wie ich, auf den Holztisch abgelegt. Er sah wirklich heiß aus, das musste ich zugeben. „Du siehst echt super aus.", machte er mir, im gleichen Augenblick, ein Kompliment. Seine Augen leuchteten und er lächelte mich frech an. „Danke. Du aber auch.", antwortete ich und versuchte ebenfalls locker und cool zu wirken. Ich redete mir immer wieder ein, dass Harry auch nur ein einfacher Junge war, der reich und gutaussehend war. Doch ich glaubte selbst nicht, dass es daran lag, dass er berühmt war, ich war aufgeregt, weil meine letzte Beziehung schon länger her war. Und sie nicht wirklich ein schönes Ende genommen hatte. In Sachen Flirten war ich auch nicht mehr ein Profi und das schüchterte mich ein.

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Fighter
RomanceFür Katherine hätte ihr Leben nicht besser laufen können. Trotz ihres Lebens im Heim war sie ein mutiges und sehr aufgewecktes Mädchen. Doch eine Entführung und ein zwei jähriger Aufenthalt in ihrer persönlichen Hölle prägt die junge Frau sehr stark...