06

1K 75 5
                                    

Eine Stunde später hatten die Jungs mich ins Bad geschickt, damit ich die Klamotten anprobieren konnte. Doch ich wusste, dass ich das nicht konnte. Wenn ich die Sachen anziehen würde, würden sie die Narbe, die blauen Flecken und all die anderen Verletzung sehen und davor hatte ich Angst. Deshalb saß ich jetzt auf dem Badezimmerboden, an die Badewanne gelehnt, und mich überkam eine riesen große Panik.

Meine Gründe warum ich das nicht machen konnte, waren doch berechtigt! Schließlich war ich einfach noch nicht bereit, auf Fragen zu meinem aktuellen Zustand, zu antworten.

Nun saß ich an der Badezimmertür gelehnt, die Beine angewinkelt und den Kopf auf meinen Knien abgelegt. Ich fühlte mich immer noch ausgelaugt und es war ziemlich schwer einen klaren Gedanken zufassen.

Normal war ich nicht so. Weder war ich schüchtern, noch ließ ich mir etwas sagen oder hielt mich an Regeln. Letzteres brachte mich schon oft in missliche Lagen.

Normal würde ich die Sachen anziehen und mich zeigen wie ich bin.

Normal würde ich, ich sein.

Normal würde ich mir keine Gedanken darüber machen, was Fremde von mir hielten.w

Aber auch nur normal ...

In erster Linie hatte er mich verändert. Nun hatte ich Angst ich selbst zu sein und zog mich deshalb immer öfters zurück. Ich hatte kein Selbstvertrauen und keine Freude am Leben mehr.

All das wusste ich, doch ich konnte es nicht ändern.

Und das deprimierte mich. Denn ich wusste wer ich war und wie ich war. Ich wusste wie ich sein konnte. Ich wusste wie ich sein wollte!

Doch das brachte mir alles nichts, denn er hatte mich in der Hand. Und das immer noch, obwohl ich endlich weg war von ihm. Trotz meine Flucht aus seinen Fängen, hatte er so einen großen Einfluss auf mich und meine Handlungen.

Langsam musste ich doch realisieren, dass ich in Sicherheit war, oder etwa nicht?

Mein einziger Wunsch war ein normales Leben. Lieber wäre ich in der Hölle von Kinderheim geblieben, als bei ihm. Dort hatte ich Freunde und Bekannte. Ich war beliebt gewesen, wegen meinem Charakter und meinen vielen Streichen.

Bei dem Gedanken an Juliet und unsere Streiche musste ich lächeln und eine Träne entwich meinen Augen, eine von vielen, die meinen Verband durchtränkten. Es war eine wunderschöne Erinnerung. Eine von vielen ...

F L A S H B AC K

„Süße? Was machen wir morgen?", fragte meine beste Freundin mich leise. Wir saßen auf meinem Bett und arbeiteten an einem neuen Streich, welchen wir unserer „Erzieherin" Miss Tranger spielen wollten. „Ich weiß noch nicht so genau... Hast du eine gute Idee, etwas was wir noch nicht hatten?", antwortete ich ihr. Sie schüttelt den Kopf und seufzte auf.

Ich sah mich in unserem Zimmer um. Es war relativ groß, mit einer Fensterseite, zwei Betten, einem großem Holzschrank und zwei Schreibtische. An welchem wir unsere Hausaufgaben machten oder schrieben zusammen an Songs. Eins unserer vielen Hobbys.

Juliet und ich waren uns sehr, sehr ähnlich, einer der Gründe warum wir immer sagten wir seien Zwillinge. Natürlich sind wir es genetisch nicht, aber sehr oft wünschte ich es mir. Der andere Grund warum wir sagten , dass wir Schwestern seien, war, dass wir beide keine Eltern und so gut wie keine Familie hatten.

Nur ich hatte noch jemanden aus der Familie und das war mein Bruder Fynn. Er war 2 ½ Jahre älter als ich und sah mir, nach Juliets Aussage sehr ähnlich. Vom Gesicht her ähnelten wir uns schon, genau wie mit den Haaren, wir hatten beide dunkle Haare, doch in den Augenfarben zum Beispiel unterschieden wir uns extrem. Er hatte wunderschöne braune Augen und ich Grüne.

FighterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt