Prolog

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Belletristica, anno Admini 1517


»Auch wenn es dir heute unmöglich erscheint, hoffe ich, dass du meine Entscheidung eines Tages verstehen wirst. Das hier geschieht zu unser aller Wohl.«

Der hochgewachsene Mann wandte sich mit von Gram gezeichnetem Gesicht von dem Altar ab, auf dem er soeben den Körper seines langjährigen Freundes gebettet hatte, hoch oben in dem Turm einer steinernen Festung, bedeckt mit einem samtenen Tuch in der Farbe des Nachthimmels, der durchzogen wurde von den fallenden Sternen eines außergewöhnlichen Naturschauspiels.

Doch während die Lande in Schweigen verfallen waren, um dieses Wunder zu bestaunen, betrauerte der Mann die Konsequenz, die es für seinen Freund gehabt hatte. Für das Monster, das er geworden war und das, mit dem Zutun des Menschen, den er für seinen Vertrauten gehalten hatte, schlussendlich aufgehalten werden konnte.

»Gräme dich nicht. Du hast die richtige Entscheidung getroffen«, drang die Stimme der Feengöttin in das Ohr des Mannes, mit der er sich verschworen hatte, um den Preis seiner Loyalität.

»Deswegen lastet die Schuld nicht weniger auf mir und ich weiß, dass der Tag kommen wird, an dem ich für meinen Verrat bezahlen muss.«

Die Fee, winzig wie ein Püppchen aus Glas, schenkte ihm ein mildes Lächeln und berührte seine Wange. »Nichts vermag es, den Bann zu brechen, der auf diesem Ort liegt. Gehen wir und schauen nicht zurück. Lassen wir diese Ödnis das Gefängnis sein, wofür sie geschaffen wurde.«

Der Mann nickte, nach einem letzten Blick auf die finstere Festung aus Stein, die nun halten sollte, was die Zerstörung Belletristicas sein könnte.

»Ich hoffe, dass du Recht behalten wirst.«


...

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