Kapitel 2 - Die Halloweenparty

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Es polterte so ohrenbetäubend, dass der Mann an seinem Zeichentisch heftig zusammenzuckte und Tinte über seinen aktuellen Kartenentwurf verschüttete.

Unflätig fluchend zerknüllte er das Papier, warf es in den Mülleimer und erhob sich, erzürnt und nach einer Erklärung für den störenden Krach verlangend.

Bereits im Korridor konnte er das aufgeregte Stimmengewirr hören, das in der Halle herrschte, eilige Schritte und allgemeine Hektik.

»Kann mir mal einer sagen, was hier eigentlich los ist?«, polterte der Hausherr, der Vampirgraf Phobos Escanor, von der Galerie aus und wäre er nicht so aufgebracht gewesen über den ruinierten Kartenentwurf, hätte er das kollektive Zusammenzucken derer, die versuchten, das entstandene Malheur zu beseitigen, beinahe komisch finden können.

So sah er nur, was geschehen war und konnte spüren, wie die kleine, aggressive Ader an seiner Stirn zu pulsieren begann. Er schloss die rötlich gewordenen Augen einen Moment und zwang sich, bis Zehn zu zählen, bevor er sie wieder öffnete und sich umsah.

»Herr, das Fest«, wimmerte einer der Lakaien und verbeugte sich so tief, dass er beinahe vornüber fiel.

»Ich weiß von der verdammten Party«, knurrte der Unsterbliche und schritt langsam die Stufen in die Halle hinunter. »War es notwendig, dafür die Anrichte in Stücke zu schlagen?« Mit finster über den dunklen Augen zusammengezogenen Brauen betrachtete der Mann die Reste eines einstmals kostbaren Möbelstückes, das nun aussah, als hätte man es von der Galerie fallen lassen.

»Nun, nein, Master«, wand sich der Diener, »aber ... nun, aber ...«

»Sprich' dich aus, ich bin gerade nicht sehr geduldig«, knurrte Phobos düster.

»Die ... die Untergebenen, die Ihr von der Lich geliehen habt, Master ... die, nun ... die machen mehr Schaden, als sie helfen ...«

Der Vampir wandte den Kopf um und betrachtete die zombiehaften Minions. Und in der Tat eierten die eher ziellos durch die Gegend.

»Ich habe es euch erklärt. Klare Anweisungen. Langsam sprechen. Außerdem sollen die nur ... ein bisschen für die rechte Halloweenstimmung sorgen. Warum lasst ihr sie Sachen tragen? Da ist doch ...« Phobos kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, als es ein weiteres Mal schepperte und eine alte Rüstung der Länge nach auf dem Steinboden aufschlug, auseinander fiel und die Einzelteile in alle Richtungen davon kullerten.

»... Ärger vorprogrammiert«, beendete der Vampir matt, was er hatte sagen wollen und rieb sich die Schläfen. »Was habe ich mir nur gedacht, eine Halloweenparty ausgerechnet hier zu geben. Ich hätte sie im Atrium machen sollen. Dann würde ich hier zum Arbeiten kommen ...« Phobos beobachtete die Minions eine Weile dabei, wie sie unbeholfen versuchten, ihr geschaffenes Chaos selbst zu beseitigen.

»Mach' du das. Räum' die Rüstung beiseite und wenn ihr mit dem Rittersaal für die Party fertig seid, bau' sie wieder zusammen. Und schick die da raus in den Hof, die können Feuerholz hacken. Wenn sie sich da gegenseitig mit der Axt verstümmeln, kommen wenigstens nicht noch mehr meiner kostbaren Möbel zu Schaden ...«

»Ja, Master«, der Lakai verneigte sich wieder und scheuchte die Zombies durch den Gang, der in den Küchentrakt führte, um sie hinauszubringen.

»Na da hast du ja ganz schönen Trubel in unser sonst so stilles Heim gebracht«, erklang eine Stimme von der Treppe und der Unsterbliche drehte sich zu dieser um, mit einem Lächeln im Gesicht, als er seinen Liebsten, Riley, dort stehen sah.

»Nun, was wäre das Leben ohne ein paar Momente, in denen man sich richtig ärgern kann?«, grinste Phobos und sprang die Stufen hoch.

»Und dafür opferst du Antiquitäten?«

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