Kapitel 7

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Zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Nachmittag gucke ich auf mein Handy, nur um es dann seufzend wieder abzuschalten. Ich warte schon über eine halbe Stunde in diesem Café und langsam tut mir der Hintern weh, genau wie mein Kopf.

Soll ich ihr vielleicht schreiben? Kann es sein, dass sie es wieder vergessen hat? Nein, das kann nicht sein, sie meinte gestern noch sie wird um sechs kommen. Und jetzt ist es schon nach halb sieben. Letztendlich greife ich nach meinem Handy und tippe eine kurze Nachricht ein. 

Als ich abermals die kleine Klingel läuten höre, als Zeichen, dass jemand den Laden betritt, hebe ich sofort meinen Kopf. Meine Freude verfliegt mit einem Mal, als ich einen Opa sehe, der durch die Tür spaziert. 

Frustriert seufze ich und nehme einen Schluck von meinem Kakao. Zu meinem Bedauern muss ich feststellen, dass er leer ist. Der Tag wird ja immer besser. 

Plötzlich gibt mein Handy einen Ton von sich und der Bildschirm geht an. Automatisch huscht mein Oberkörper nach vorne, sodass ich gegen den Tisch krache und sich einige Köpfe zu mri drehen. Nur beachte ich sie nicht und lese mir die Nachricht lächelnd durch. 


Oh, tut mir leid. Das habe ich komplett vergessen, wir holen das nach, versprochen.


Wow, schon wieder. Toll. Mein Leben ist wundervoll. Genau wie meine beste Freundin. Oder besser gesagt, meine angebliche beste Freundin. Denn anscheinend will sie keinen Kontakt mehr mit mir. Das ist die einzige Erklärung, weshalb wir uns immer noch nicht getroffen haben.

Ich verschränke die Arme vor der Brust und starre auf mein Handy, das ich am liebsten gegen die Wand schmettern würde. Bisher habe ich immer darüber hinweggesehen, dass sie nie Zeit für mich hat, habe immer versucht es gut zu reden. Aber jetzt ist es doch eindeutig. Und das macht mich wütend. Wütend, weil ich so naiv war und an unsere Freundschaft geglaubt habe.

„Hat dir dein Date abgesagt?", höre ich plötzlich eine tiefe Stimme und zucke zusammen. Mein Kopf huscht nach oben und was ich sehe, lässt mich stutzen. Ryan. Was will der denn hier? Und wieso spricht er mit mir? Das fand er doch den Rest der Woche auch nicht wichtig, sonst hätte er ja nicht den Englischkurs geschwänzt. 

Anscheinend schweige ich zu lange, da er seinen Kopf neigt und seine Augenbraue fragend hebt. Dabei streifen einige seiner dunklen Haare seine Stirn und er fährt mit einer flüssigen Bewegung durch sie hindurch. Mit sehr viel Mühe schaffe ich es den Blick von seinen schönen Haaren zu reißen und ihm wieder ins Gesicht zu sehen. 

„Kann man so sagen.", murmle ich und lasse mich tiefer ins Polster sinken. Verdammt, ich habe mir doch vorgenommen nicht mehr so komisch zu sein. Was er wohl von mir denkt? Wahrscheinlich das ich verrückt und ein Stalker bin. Aus diesem Grund wende ich den Blick komplett von ihm ab und schaue wieder auf mein Handy. Sollte ich Olivia eigentlich antworten? Und wenn ja, was? Vielleicht: Oh, kein Problem, schreib mir einfach wenn du Zeit hast. Oder eher die Wahrheit: Nein, ich habe die Schnauze voll von deinen Lügen, such dir jemand anderen mit dem du spielen kannst! 

„Der muss wohl echt heiß sein, wenn du jetzt so rumschmollst.", höre ich Ryan, den ich für wenige Sekunden vollkommen vergessen habe. Statt ihn anzusehen, gucke ich weiter starr auf das schwarze Display und murmle: „Es war kein Kerl."

„Du überraschst mich immer wieder aufs Neue, Rose." Hä? Wovon spricht er? Ich hebe meinen Kopf und sehe ihm ins Gesicht. Und wieso um Himmelswillen fängt er jetzt an zu grinsen und seinen Blick langsam an meinem Körper hinunterwandern zu lassen?

„Wovon sprichst du?"

„Zuerst gestehst du, dass du auf Aktion-Filme stehst und jetzt auf Frauen.", meint er schief lächelnd. Wie bitte? Ich blinzle ein paar Mal hintereinander und wiederhole in meinen Gedanken seine Worte, in der Hoffnung etwas falsch verstanden zu haben. Aber nein, der Kerl denkt ernsthaft, dass ich lesbisch bin. Jedenfalls deutet sein freches Grinsen darauf.

Is it possible?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt