Kapitel 18

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Hoppla, wieso klingt er denn so böse? Warte mal, das ist doch gut. Er soll ja nicht denken, dass er mir wichtig ist. Das ist er nämlich nicht. Weder sein hübsches Gesicht, sein großer, starker Körper oder seine tiefe Stimme. Nein, er ist mir vollkommen egal.

„Ja, Josh. Er ist der netteste, hübscheste und heißeste Kerl, den ich je gesehen habe und ich werde jetzt einen wunderschönen Abend mit ihm verbringen." Aus welchem Grund auch immer, aber ich verspüre grad den Drang ihn so richtig eifersüchtig zu machen. Seinem überheblichen Ego einen Dämpfer zu verpassen. „Wieso rufst du mich dann an, wenn du so einen Spaß mit ihm hast?", fragt er provozierend und amüsiert zu gleich. Ist das sein Ernst? Er soll verdammt nochmal wütend werden und sich nicht über mich lustig machen. Arsch!

„Kann es vielleicht sein, dass der ach so tolle Josh doch nicht so heiß ist? Kann er dich nicht allein durch seine Lippen verrückt machen? Bringt er dich nicht zum Stöhnen, ohne überhaupt in deine Hose eingedrungen zu sein.", fragt er und klingt rein gar nicht böse. Im Gegenteil, er klingt belustigt... und erregt. Das stelle ich mir wenigstens vor. Warum sollte er denn sonst solche Sachen sagen und mein Herz zum Rasen bringen? Trotzdem werde ich ihm das nicht gönnen, nicht dieses Mal.

„Doch, er bringt mich sogar zum Kommen.", höre ich mich keuchend sagen. Was rede ich da eigentlich? Und was ist mit meiner Stimme los? Wieso klinge ich so, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen?

„Bist du dir sicher, dass du von Josh sprichst und nicht von deinen Fantasien mit mir?" Einerseits will ich ihm ins Gesicht schlagen für seine eingebildeten Worte, andererseits will ich ihn hier haben, vor mir. Nur darf ich das nicht fühlen, nicht einmal denken. Deshalb atme ich zitternd durch und wische mir meine verschwitzte Hand an meiner löchrigen Jeans ab.

„Bild dir nichts ein, in meinen Fantasien will ich dir nur den Kopf abreißen und dich anschreien.", leugne ich. Aber wenn man es ganz genau nimmt, stimmt das sogar. Immer wenn er einen arroganten Spruch raushaut, will ich ihn anschreien. Und so vieles mehr.

„Während du kommst, versteht sich." Augenblicklich sehe ich sein Gesicht vor mir, frech grinsend und voller Selbstvertrauen. So, als wüsste er genau, was seine Worte mit mir anstellen. So, als wüsste er, dass er mein Blut in Wallung bringt, allein durch seine tiefe Stimme und seinen schmutzigen Worten.

„Träum weiter.", sage ich und verdrehe die Augen. Dabei versuche ich mir meinen rasenden Puls nicht anmerken zu lassen. Er darf ja nicht herausfinden, dass ich alles andere als cool bin. Dass ich mir seine Worte eventuell sogar vorstelle.

„Liebe Rose, auch Träume können in Erfüllung gehen. Wenn man nur fest daran glaubt." Ich sehe ihn förmlich vor mir, zwinkernd und weiterhin selbstsicher. Und doch schwindet all meine Freude mit einem Schlag, als ich mir seine Worte durch den Kopf gehen lasse. Denn es stimmt nicht, egal wie fest man daran glaubt, Träume gehen meist nicht in Erfüllung. Wenn dem nämlich so wäre, dann wäre meine Mutter gar nicht erst gestorben, mein Vater hätte sich danach nicht in die Arbeit gestürzt und Maddy wäre weiterhin das aufgeweckte, lebensfrohe Mädchen von früher. Nur ist das Leben kein Wunschkonzert.

„Aber nicht alle.", murmle ich und sehe auf das dunkle Holz hinab. Wären meine Träume in Erfüllung gegangen, wäre ich weiterhin das aufgeschlossene Mädchen, mit zig Freunden. Ich wäre nicht aus meiner Heimatstadt geflüchtet, weil ich diese Dinge erlebt habe. Wäre ihm gar nicht erst über den Weg gelaufen.

„Das Leben ist nicht fair. Es nimmt dir das was du am meisten liebst, wenn du es am meisten brauchst."

„Ich wünschte, ich könnte dir da widersprechen." Mittlerweile klingt sogar er traurig. Das Lächeln ist aus seinem Gesicht verschwunden, vermute ich und mit Sicherheit fährt er sich gerade durch die Haare.

Is it possible?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt