Kapitel 8

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Als ich gerade über einen Witz von Brian lache, gibt mein Handy, das immer noch auf dem Tisch liegt Töne von sich. Ich beuge mich vor, um zu sehen, ob es vielleicht Olivia ist, die mir geschrieben hat, doch als ich die Person sehe, runzle ich die Stirn. Und während ich mir die Nachricht durchlese, gefriert mir das Blut in den Adern und mein Herz bleibt stehen. 


Es ist was passiert, bitte ruf mich an, wenn du kannst.


Mit einem heftigen Ruck erhebe ich mich und stoße mit der Hüfte gegen den Tisch, sodass er anfängt zu wackeln. Alle verstummen und ich greife benommen nach meiner Tasche, immer noch den Blick auf mein Handy gerichtet.

„Ich muss los.", murmle ich und quetsche mich ohne hochzusehen, durch das Café. Ich bin mit den Gedanken so in Maddys Nachricht vertieft, dass ich gar nichts um mich herum richtig mitbekomme. Weder die Menschen, die meinen Namen rufen, noch die frische Luft, die mir ins Gesicht peitscht, als ich den Laden verlasse. Dafür schießen mir viel zu viele schlimme Szenarien durch den Kopf. Was wenn ihr etwas passiert ist? Oder Dad?

So schnell wie möglich wähle ich ihre Nummer und warte laufe auf und ab. Ab dem dritten Klingeln verselbstständigen sich meine Beine und führen mich sonst wohin. Hauptsache weg von diesen gaffenden Leuten. 

„Hi", höre ich ihre leise Stimme nach dem fünften Klingeln. Wieder bleibt mir das Herz stehen und mir entfährt ein Seufzer der Erleichterung. Doch gleich darauf fängt es an zu rasen und es fühlt sich an als würden sich all meine Organe schmerzhaft zusammenziehen. Das wird nur verstärkt, als ich ihren Schluchzer höre und ein lautes Schniefen. 

„Was ist passiert?" Ich gebe mir wirklich Mühe gefasst zu klingen, aber das ist gar nicht so leicht.  Um ehrlich zu sein, verdammt schwer. Erst recht, wenn ich keine Ahnung habe was eigentlich passiert ist, ob sie verletzt ist oder etwas noch Schlimmeres los ist.

„N-Nichts", schluchzt sie. Ich merke wie sich meine Hand von selbst zu einer Faust ballt und ich die Lippen fest aufeinander presse. Wenn ich will, dass sie es mir erzählt, dann muss ich ruhgi klingen, auch wenn ich alles andere als das bin. 

„Lüg mich nicht an, Maddy. Was ist los?" Trotz meiner Mühe, klingt meine Stimme nicht so beherrscht wie ich es mir eigentlich vorgestellt habe. Von der anderen Leitung aus höre ich sie schniefen und ich atme tief durch. Wenn sie mir nicht gleich erzählt was los ist, dann werde ich in den nächsten Bus steigen und zu ihr fahren. 

„A-Alex..." Bei seinem Namen bleibe ich mitten auf dem Gehweg stehen und muss mir verdammt viel Mühe geben zu atmen. Ich fühle mich zwei Jahre zurückversetzt und spüre seine Faust in meinem Gesicht. Mein Körper zuckt so enorm zusammen, dass mir fast das Handy aus der Hand fällt. Erst als Maddys Weinen in meine Ohren dringt, komme ich wieder zu mir.

„Was hat er gemacht?" Meine Stimme ist so ruhig, dass sie selbst mich erschreckt. Denn eigentlich will ich mir in diesem Moment die Seele aus dem Leib schreien und auf etwas einschlagen. Am besten gegen den Baum oder die Laterne. Hauptsache sein widerliches Gesicht verschwindet. 

„E-Er h-hat m-mit mir ge-geredet.", stottert sie. Es ist als hätte ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle. Mein linkes Auge fängt an zu zucken, mein Körper beginnt zu zittern und meine Atmung wird unregelmäßig. Meine rechte Hand verkrampft sich um das Handy und meine Handinnenflächen beginnen zu schmerzen, da ich meine Nägel so fest ins Fleisch grabe. Aber ich nehme das nur nebenbei wahr, genau wie die Leute, die mich komisch mustern. Denn alles woran ich gerade denken kann, ist, dass diese Arschloch mit meiner Schwester geredet hat. Er war in ihrer Nähe. Hat sie angesehen. 

Is it possible?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt