Habe ich mich vielleicht doch in ihm getäuscht? Plötzlich fängt er lauthals an zu lachen und legt sogar den Kopf in den Nacken. Was...
„Du hättest dein Gesicht sehen müssen. Legendär.", prustet er los. Okay, was zum Geier ist hier los? Wieso lacht er mich jetzt aus? Er legt eine Hand auf seinen Bauch und lacht weiter. Was habe ich nur an mir, dass mich die Kerle ständig auslachen? Ich verschränke die Arme vor der Brust und warte darauf, dass er sich endlich beruhigt. Was er nach einer Weile auch macht, sich sogar mit dem Finger eine Träne aus dem Augenwinkel wischt.
„Du hast doch nicht ernsthaft gedacht, ich wollte dich ins Bett kriegen, oder?", fragt er und sieht mich wieder an. Da ich noch zu irritiert bin, zucke ich lediglich mit den Schultern, was ihn dazu bringt den Kopf zu neigen.
„Rose, du bist zwar verdammt heiß und sicher würde es einen rießen Spaß machen mit dir zu schlafen, trotzdem würde ich dich nie für Sex benutzen. Dafür bist du mir einfach zu wichtig und sicher nicht der Typ für One-Night-Stands. Aber jetzt ernsthaft du solltest das T-Shirt ausziehen, es fühlt sich glaube ich nicht so angenehm an."
Schon zum zweiten Mal an diesem Tag kriege ich einen Korb. Warum wollen die Kerle bloß keinen Sex mit mir? Es ist ja nicht so, dass ich es unbedingt will, mit Trevor sowieso nicht, aber es ist einfach das Prinzip. Stimmen Ryans Worte vielleicht doch?
„Du hast Recht.", sage ich entschlossen, schmeiße meinen Rucksack auf den Boden und greife nach dem Saum meines T-Shirts. Ohne große Umschweife ziehe ich es hoch, ganz langsam, da es sich widerlich und schmerzhaft anfühlt, wenn ich es ruckartig mache. Nachdem ich mich von dem klebrigen Oberteil entledigt habe, öffne ich die Augen und stocke. Trevor steht stocksteif, mit offenem Mund da und sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an. Besser gesagt meine Brüste. Vielleicht hätte ich nicht unbedingt den weißen Spitzen BH anziehen sollen...
„Gibt es hier ein sauberes Oberteil?" Je länger er mich so ansieht, desto mehr verlässt mich der Mut. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Ich mache doch auch sonst nie solche dummen Aktionen, wieso denn ausgerechnet jetzt? Und das auch noch vor Trevor, der mir vor nicht einmal fünf Minuten gesagt hat, wir seien Freunde? Ich bin so...
„W-Was?", stottert er und sieht mir in die Augen. „Ähm, ein Oberteil? Ach, ja! Ein Oberteil!" Er nickt mehrmals hintereinander und begreift wohl langsam, was ich gesagt habe. Trotzdem huschen seine Augen immer wieder zu meinen Brüsten und dann zu meinem Gesicht. Irgendwie ist es schon witzig, wie er versucht sich zu konzentrieren, es aber nicht schafft.
„Stimmt, ja." Er nickt abermals und geht in die Hocke, um aus der Kommode, die sich unter dem Waschbecken befindet, ein weißes T-Shirt zu holen. Mit bebenden Händen hält er mir die Klamotte hin und sieht mir angestrengt in die Augen. Wahrscheinlich muss er seine ganze Selbstbeherrschung aufsetzten, um seinen Blick nicht wieder nach unten fahren zu lassen. Dankend nehme ich ihm das Oberteil ab und falte es auseinander.
„Ich warte lieber draußen.", murmelt er und macht schnell einen Abgang. Als er die Tür hinter sich schließt, sacke ich in mich zusammen. Was mache ich hier eigentlich? Ich sollte in meiner Wohnung sein und meinen Koffer packen. Ich sollte verdammt nochmal traurig und am Boden zerstört sein, nicht zulassen, dass ich abgelenkt werde. Es fühlt sich einfach falsch an meine Zeit in San Francisco zu genießen, wenn Mamas Todestag in zwei Tagen ist.
Zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag seufze ich und schüttle die traurigen Gedanken ab. Wenn ich in der Wohnung bin, kann ich mich ausführlich damit beschäftigen, aber nicht jetzt. Nicht, während Trevor vor der Tür steht und auf mich wartet.
Ich ziehe das T-Shirt über und betrachte mich in dem Spiegel. Dafür muss ich auf die Zehenspitzen gehen, um wenigstens bis zu meinem Bauch gucken zu können. Es ist ein weißes Shirt, etwas zu groß, mit dem Logo des Cafés auf der Brust gedruckt. Nichts Besonderes, aber besser als das nasse Ding.
Schnell falte ich das feuchte Handtuch zusammen und nehme meine Sachen, um aus dem minimalistischen Zimmer zu verschwinden. Als ich die Tür öffne steht Trevor mit einem Handy am Ohr, an der weiß-grauen Wand gelehnt.
„Bist du jetzt da oder nicht?", fragt er sichtlich genervt. Die Person am anderen Ende sagt anscheinend etwas, das ihn aufregt, da er die Augen verdreht und sein Blick dann auf mir landet. Er zwingt sich ein Lächeln auf die Lippen und ich schließe die Tür hinter mir.
„Gut, dann wünsch ich dir viel Spaß bei deinem Date." Mit diesen Worten legt er auf und verfrachtet sein Handy in die Hosentasche. Inzwischen sieht er nicht mehr so gelassen und gut gelaunt aus, was hoffentlich nur an der Person liegt, mit der er gerade telefoniert hat.
„Wollen wir gehen?", fragt er und stößt sich von der Wand ab. Mir fällt es sehr schwer meinem Drang, ihn zu fragen mit wem er gerade gesprochen hat, nicht nachzugehen. Nur wäre es vermutlich keine besonders gute Idee ihn weiter zu reizen. Stattdessen nicke ich und folge ihm durch den Hinterausgang an die frische Luft.
Wie ein Gentleman hält er mir die Tür auf und legt seine Hand auf meinen Rücken. Wenn ich mich nicht täusche, streckt er seine Brust sogar etwas heraus und macht sich größer, während wir die Straße überqueren. Seltsamerweise bewirkt das keinen Unterschied bei mir, ich fühle mich weder sicherer bei ihm, noch zu ihm angezogen. Es ist so wie immer, auch als er um den Wagen herumgeht und mir die Beifahrertür öffnet. „Danke, sehr aufmerksam."
„Bei so einer Schönheit wie dir kann man nicht unaufmerksam sein.", meint er schmunzelnd und hält mir die Hand hin. Sofort schießt mir ein Bild von Ryan in den Kopf, wie er mir oftmals die Hand hingehalten hat. Jedes Mal hat es damit geendet, dass ich mit ihm rumgemacht habe oder eng an ihn geschmiegt war. Aber Trevor ist nicht Ryan. Niemand ist wie Ryan.
Mit einem gezwungen Lächeln ergreife ich seine Hand und merke schnell, dass sie nicht so angenehm ist, wie die von Ryan. Sie ist nicht so groß, so weich und so männlich. Ich klettere in seinen Wagen und warte ungeduldig darauf, dass er einsteigt und den Motor startet. Mit zappelnden Beinen schaue ich aus dem Fenster raus, betrachte die etlichen grünen Bäume und Gebäude, bis ich es nicht mehr aushalte. „Wo fahren wir eigentlich hin?"
„Ich dachte, wir gehen zu mir. Versteh mich nicht falsch, ich will dich nicht in die Kiste kriegen. Ich will dich nur nicht allein lassen." Warte mal, zu ihm heißt gleichzeitig zu Ryan. Und das ist keine gute Idee, um genau zu sein komplett falsch.
„Trevor, das ist glaube ich keine..."
„Jetzt komm schon, Rose. Ich verspreche, dass ich dich nicht anfassen werde. Ich will nur etwas Zeit mit dir verbringen. Mehr nicht.", unterbricht er mich sanft und sieht zu mir rüber. Ich sollte ihm absagen, sagen, dass ich packen muss. Sagen, dass ich für mich allein sein will. Aber ich kann nicht. Ich kann ihm nicht die Wahrheit sagen, erst recht, wenn er mich stumm mit seinen braunen Augen anbettelt.
„Okay, aber ich kann nicht so lange bleiben.", lenke ich schließlich ein. Vermutlich werde ich mich im Nachhinein dafür hassen, aber das ist mir egal. Wie könnte ich ihm denn einen Wunsch abschlagen, wenn er mich so süß ansieht? Mit den Wimpern klimpert und seine Unterlippe nach vorne streckt.
„Ich bringe dich wann immer du willst nach Hause. Aber bleib wenigstens eine Stunde."
„Na gut. Eine Stunde, aber dann fährst du mich auch wirklich nach Hause." Ein niedliches Grinsen bildet sich auf seinen Lippen, als er meine Worte hört. Vielleicht wird es mir aber auch guttun, eine Stunde von all meinen Problemen abgelenkt zu werden. Von meiner Mutter, von der Tatsache, dass ich morgen in dieses Haus zurückmuss und von Ryan.
„Versprochen.", antwortet er und macht eine triumphierende Geste mit der Hand.
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Armer Trevor, trotz all seinen Versuchen, sieht Rose nichts anderes als einen Freund in ihn. Wird das aber immer noch so sein, wenn er nicht die süße Seite von sich zeigt? Kann es sein, dass sie ihn plötzlich mit ganz anderen Augen sieht und Ryan Konkurrenz bekommt?
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Is it possible?
RomansaRose hat mit der Liebe abgeschlossen, denn die Männer sind doch eh alle gleich. Sie wollen einen nur verletzen und zerstören, sowie er es getan hat. Doch was ist, wenn plötzlich ein attraktiver Mann auftaucht, sie mit seinen faszinierenden Augen und...