Auf seine weichen Lippen, die zu meinem Ohrläppchen hinunterfahren und es zwischen die Zähne nehmen. Zart zieht er daran und schickt Stromstöße in meinen Körper.
„Bitte", entfährt es mir, obwohl ich keine Ahnung habe was ich eigentlich will. Aber ich komme gar nicht zu der Gelegenheit mir darüber Sorgen zu machen, da er gleich darauf meinen Hals zu küssen beginnt. Und als er mit seiner feuchten Zunge meine erhitzte Haut berührt, sehe ich förmlich Sternchen.
„Was willst du, Rose?", haucht er und verursacht dadurch eine Gänsehaut auf meinen Armen. Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich will, dafür bin ich zu benebelt und erregt. Das einzige was ich weiß, ist, dass er nicht reden, sondern weitermachen soll.
Bloß macht er genau das falsch und zieht seinen Kopf zurück. Seine Iris ist mittlerweile fast gar nicht mehr zu erkennen, da gibt es nur noch einen dünnen, grünen Streifen, der eine riesige Pupille umhüllt.
„Sag mir was du willst und ich mache es.", spricht er weiter und sucht mein Gesicht nach etwas ab. Wahrscheinlich nach der Antwort auf seine Frage, allerdings wird er die so schnell nicht kriegen. Weil ich nichts anderes tun kann, als ihn mit offenem Mund anzustarren.
„Sag es, jetzt." Zwar klingen seine Worte barsch und gar nicht nett, aber die Art wie er sie ausspricht, zärtlich und liebevoll, macht alles wieder wett.
Er lehnt seine Stirn gegen meine und sieht mir tief in die Augen. So tief, dass ich glatt das Gefühl habe, etwas Sensibles darin zu sehen. Etwas, dass mir zeigt, dass er verletzbar und emotional sein kann. Etwas, dass mich verwirrt, denn Ryan ist nicht verletzbar und auch nicht emotional. Ryan ist der Kerl, der so gut wie nie lacht, immer dunkle Klamotten trägt und distanziert ist. Er ist nicht dieser Mann, der seine Hand sanft über meine Wange streifen lässt und mir dabei so intensiv in die Augen sieht, dass mein Mund mit einem Mal wie ausgetrocknet ist.
Gerade als ich den Mut finde, ihm zu sagen, dass ich ihn für ihn da bin, falls er reden möchte, ertönt ein Geräusch, das mich erschreckt. Es klingt wie eine Alarmsirene, nicht so laut und schrill, aber sehr ähnlich, sodass selbst Ryan mich mehrmals anblinzelt. Es ist als würden all die Emotionen und Gefühle, die vor wenigen Sekunden noch in seinem Blick lagen, wie verpufft sein. Und er setzt prompt eine Maske auf, die undurchdringlicher nicht sein kann.
Einen Augenblick später stellt er mich auf den Boden ab und rennt förmlich durchs Badezimmer, die Hand um das Handtuch geschlungen. Meine Beine fühlen sich wie Wackelpudding an, können mich nicht aufrecht halten, weshalb ich mich gegen die Tür stemme. Er kommt zu seinem Klamottenhaufen auf der anderen Seite des Raum an, wühlt er kurz darin, bis er das läutende Handy findet und das Geräusch beendet.
„Ja?", geht er ran und klingt dabei irgendwie außer Atem. Vielleicht liegt das daran, dass wir gerade noch wild miteinander rumgemacht haben.
Er hat mir den Rücken zugedreht und seine Körperhaltung zeigt deutlich, wie angespannt er ist. Seine Schultern und sein Rücken sind steif, seine freie Hand hat sich zu einer Faust geballt. Und aus irgendeinem Grund habe ich kein gutes Gefühl dabei.
„Bist du dir sicher?", fragt er und fährt sich mit der Hand übers Gesicht. Er vergräbt sie in seinem feuchten Haar, dort wo vor kurzem noch meine war... Das gibt's doch nicht! Wie kann sich innerhalb einer Minute alles ändern? Von einer wilden Knutscherei zu einem verkrampften Telefonat.
„Wie geht es ihr jetzt?" Ihr? Über wen spricht er? Offensichtlich über jemand wichtigen, da seine Stimme mit einem Mal wütend klingt und er seine Hand wieder zu einer Faust ballt. Das hat nichts Gutes zu bedeuten. Rein gar nichts.
„Bleib im Zimmer, ich bin in einer halben Stunde da!", befiehlt er der Person am anderen Ende und legt auf. Er schmeißt das Handy fast schon auf die Kommode und stemmt seine Hände dagegen. Dabei lässt er seinen Kopf hängen und sieht mit einem Mal verdammt müde aus. Müde, von der Welt. Ich fühle mich regelrecht zurückversetzt in all die Momente, in denen ich zusammengebrochen bin und niemanden hatte. Wie ich weinend in meinem Zimmer lag und mich allein gefühlt habe. Diese Welt macht einen kaputt, zerstört einen.
Plötzlich fällt sein Handtuch auf den Boden und löscht all meine Gedanken mit einem Schlag aus. Denn jetzt steht Ryan nackt vor mir. Splitterfasernackt. Erschrocken halte ich mir die Hand vor den Mund, kann aber nicht wegsehen. Dafür ist sein Hintern einfach zu knackig und zu schön. Wie ist es möglich, dass ein Kerl so einen guten Arsch hat? Macht er etwa Po-Übungen?
Unglücklicherweise zieht er sich kurz darauf seine Boxershorts über und ich kann wieder klar denken. Ein bisschen jedenfalls. So schnell wie möglich zieht er sein T-Shirt an und greift nach seiner Jeans Warte mal!
„Was machst du da?", platzt es aus mir heraus. Als würde ihm erst jetzt auffallen, dass ich mich im gleichen Zimmer befinde, hält er in seiner Bewegung inne. Trotzdem macht er keine Anstalten sich zu mir zu drehen, im Gegenteil, er starrt weiter die beige Wand an.
„Wer hat dich angerufen?", frage ich vorsichtig. Anscheinend ist das keine besonders gute Idee, da er sich im nächsten Moment seine Jeans überzieht. Letztendlich dreht er sich um, meidet aber meinen Blick. Er sieht überall hin, nur nicht in mein Gesicht und kommt mit seinen restlichen Sachen in der Hand auf mich zu. Ist das sein Ernst?
Als er mich erreicht, legt er seine Hand auf den Türgriff und will sie öffnen, nur blöd, dass ich sie am Anfang zugesperrt habe. Und immer noch gegen sie gelehnt bin. Er gibt ein genervtes Geräusch von sich und ich umschlinge mit meiner Hand sein Handgelenk. Ich stelle mich direkt vor ihn hin und zwinge ihn somit mir ins Gesicht zu sehen. Die Emotionen, die eben noch in seinem Blick lagen, sind wie weggeblasen. Da ist nur noch ein monotoner Ausdruck, der ihn kalt wirken lässt. „Was ist los?"
„Geh mir aus dem Weg." Obwohl er sich sehr viel Mühe gibt, klingt seine Stimme nicht besonders beherrscht, weshalb ich unwillkürlich die Stirn runzle und meine Hand hebe. Ich lege sie ihm auf die Wange und bitte ihn stumm mir zu erzählen was los ist. Nur macht er das nicht, das einzige was ich kriege, ist ein Blinzeln. So schnell gebe ich nicht auf!
„Was ist passiert?", frage ich besorgt. Er öffnet den Mund um mir zu antworten, doch sagt nichts. Man merkt, dass ihn etwas bedrückt, dass er es sogar aussprechen will, nur kann er es nicht. Vielleicht findet er nicht die richtigen Worte, vielleicht vertraut er mir aber auch nicht. Und diese Tatsache verpasst mir einen kleinen Stich.
„Bitte.", wispere ich und ignoriere den kurzen Schmerz. Für den Bruchteil einer Sekunde ändert sich sein Gesichtsausdruck und er setzt wieder die Maske auf. Verdammt!
„Geh mir aus dem Weg.", wiederholt er seine Worte, nur diesmal um einiges wütender. Er schiebt mich auf die Seite, sperrt die Tür auf und stürmt aus dem Badezimmer. Kurz darauf höre ich auch die Wohnungstür laut schließen und zucke zusammen bei dem Knall.
Was war das? Was ist gerade passiert? Und wieso verdammt nochmal tut es so sehr weh, dass er mich einfach so stehen hat lassen?
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Muss wohl ganz schön frustrierend sein, ständig unterbrochen zu werden. Aber wer hat sie denn nun unterbrochen? Mit wem hat Ryan telefoniert? Woher kommt diese plötzliche Vertrautheit und kann es sein, dass er Rose bereits unter die Haut gegangen ist?
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Is it possible?
RomanceRose hat mit der Liebe abgeschlossen, denn die Männer sind doch eh alle gleich. Sie wollen einen nur verletzen und zerstören, sowie er es getan hat. Doch was ist, wenn plötzlich ein attraktiver Mann auftaucht, sie mit seinen faszinierenden Augen und...