Kapitel 15

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Das war eindeutig eine schlechte Idee, wenn nicht die schlechteste Idee überhaupt. Wieso habe ich eigentlich auf sie gehört? Wäre ich nur nach Hause gegangen, statt mich von Veronica überreden zu lassen mit zum Platz zu kommen. Dann würde ich wenigstens nicht wie eine Stalkerin rüberkommen. Es würde nicht so rüberkommen, als ob ich unaufhörlich an Ryan denken würde, auch wenn das leider die Wahrheit ist. Denn seit seinem plötzlichen Abgang am Sonntagmorgen habe ich weder etwas von ihm gehört, noch ihn selbst zu Gesicht bekommen. Es macht mich verrückt, denn ich kann an nichts anderes denken, als seine weichen Lippen, seine heisere Stimme und sein Stöhnen. Es ist als würde sich der Abend und der Morgen ununterbrochen in meinem Kopf abspielen. In Endlosschleife.

„Jetzt schmoll nicht rum, du wirst mir dafür noch danken.", meint Veronica und piekst mich in die Seite. Mir entfährt ein lautes Quieken, als sie ihren Finger, der fast schon so spitz wie ein Messer ist, in mein Fleisch rammt. Somit wecke ich die Aufmerksamkeit der Jungs, sodass sie sich alle zu uns drehen. Auch Ryan.

Als sich unsere Blicke kreuzen, weiß ich nicht ob ich am liebsten im Erdboden versinken würde oder ihn eher bei mir haben will.

Die restlichen mehr oder weniger heißen Typen sind wie weggeblasen, genau wie Veronica. Da ist nur noch Ryan, der seine Hand durch sein mittlerweile verschwitztes Haar gleiten lässt, mich aber nicht aus den Augen lässt. Er sieht mich von der Entfernung so intensiv an, dass ich mich beginne zu winden. Wieso guckt er mich denn jetzt so an? Er ist mir die letzten zwei Tage doch auch aus dem Weg gegangen, wieso schaut er dann so? Kann er sich nicht einfach umdrehen und mich in Ruhe lassen?

„Hey, Ryan, hier spielt die Musik!", höre ich auf einmal eine laute Stimme brüllen. Gleich darauf wirft jemand den Basketball auf Ryan und er fängt ihn mit einer Leichtigkeit auf. Mir ist die letzte halbe Stunde bereits aufgefallen, dass er verdammt gut mit dem Ball umgehen kann. Es ist als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht, als Basketball zu spielen. Nach einigen Augenblicken löst er seinen Blick von mir und joggt auf die andere Seite des Spielfelds. Inständig muss ich mir ein Seufzen unterdrücken. Wie kann man in verschwitztem Zustand so gut aussehen?

„O mein Gott, er ist so heiß.", murmelt Veronica und reißt mich somit aus meinen Gedanken. Verwirrt wende ich mich zu ihr und sehe, wie sie ihren Ellenbogen auf ihre überschlagenen Oberschenkel stützt. Ihr Kinn liegt auf ihrer Handfläche und ihre blauen Augen schauen verträumt nach vorne. Bitte sag mir, dass sie nicht von Ryan spricht. „Wen meinst du?"

„Natürlich, Jack! Wer denn sonst?" Einerseits bin ich erleichtert darüber, dass es nicht Ryan ist, den sie anschwärmt, andererseits würde ich am liebsten die Augen verdrehen.

„Dein Ernst? Der kann wahrscheinlich noch nicht einmal bis fünf zählen." Bei meinen Worten, die ich ernst meine, verdreht sie die Augen und hebt ihren Kopf. „Ach komm schon, der Kerl ist heißer als die Sonne. Hast du ihn dir eigentlich schon mal angesehen?", behauptet sie und sieht mich an. Um Himmelswillen, sie findet ihn ja echt scharf! Ist die verrückt geworden? Jack ist der Bad-Boy schlecht hin, macht sich an jede ran und bekommt meistens jede. Was ich wirklich nicht verstehe, denn seien wir mal ehrlich, wie kann man auf Rot-braune Haare stehen? Oder auf dieses eingebildete Grinsen?

„Und wie ich das habe, ich kann seinen Dickschädel auch schlecht übersehen, wenn er direkt vor mir sitzt und so breit ist wie eine verdammte Wand.", rege ich mich auf und schüttle aufgebracht den Kopf. Unglücklicherweise sitzt er in Literaturgeschichte direkt vor mir und versperrt mir die Sicht. Hinzu kommt, dass er mich die ganze Zeit mit seinen dummen Zettelchen ablenkt, die er verteilt. Ich frage mich generell, wie er es geschafft hat, auf die Uni zu kommen, wenn er nie aufpasst und immer nur am flirten und partymachen ist.

„Oh ja, das ist er.", murmelt Veronica und sieht wieder nach vorne. Plötzlich verändert sich ihre Haltung und sie setzt sich aufrecht hin. Sie wirft ihre Haare nach hinten und atmet tief durch. Was...

Is it possible?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt