Kapitel 25

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Mit Wincent redete ich kein Wort mehr. Er ging mir aus den Augen.

Ich wollte mich gerade auf die Suche nach meinem Handy begeben, als mir ein Geistesblitz kam.

Bei der Sache war mir ganz unwohl.

Wincent hatte sein iPhone auf dem Tisch in der Umkleide liegen gelassen.

Seinen Code hatte ich mir von vorhin merken können, ohne das er das mitbekam.

Ich schaute mich um, ob die Luft rein war, nahm sein Handy in die Hand und entsperrte es.

Mein Herz raste wie wild. Noch nie, hatte ich in fremden Handys rumgeschnüffelt. So viel Privatsphäre musste sein. Ich wollte ja auch nicht, dass jemand sich an meinem zu schaffen machte.

Ich sah mir die letzten Telefonate an. Die Nummer von vorhin fotografierte ich ab.

Anschließend platzierte ich das Mobiltelefon wieder dort, wo ich es her hatte.

Auf der Suche nach etwas essbarem, ging ich an dem Raum vorbei, in dem Wincent gerade mit den M&G Gewinnern saß. Sie Lachten alle gemeinsam und schossen Fotos und machten witzige Videos.

Wenigstens dabei konnte er sich ablenken.

"Ist das Mädchen aus dem Video von gestern deine Freundin?", konnte ich ein ca. 9 jähriges Mädchen sagen hören.

Verlegen nickte er. "Ich hoffe euch störts nicht", zwinkerte er den anderen dreien zu, welche ihn bis über alle Ohren hin verliebt anschauten.

Sie schüttelten alle mit dem Kopf. "Das freut uns für dich", antwortete eine.

"Das Video mit der Theater Szene war echt schön", sagte die 9 Jährige.

Wincent wurde leicht rot, strahlte aber, als sich alle für uns freuten. "Sie ist ganz toll", verklickerte er ihr.

Wie er dort bei den Mädels stand, über mich erzählte, ließ es mein Herz wärmer werden, obwohl er mich vorhin einfach sitzen lassen hat.

Dieser Typ machte einen verrückt, gleichzeitig aber auch fertig. In seiner Haut würde ich nicht stecken wollen.

Während alle über unser nicht inszeniertes Theaterstück redeten, schoss mir meine Arbeit wieder in Gedanken. Wahrscheinlich hatten alle Kollegen die tolle Szene gesehen.

Wow, ich wollte gar nicht dran denken, wie sie jetzt über mich redeten und was sie von mir hielten. Als Frau hatte man es ja sowieso schon schwer bei der Polizei. Was sie aber nicht wussten war, dass Wincent ein toller Kerl war und ich ihn echt mochte. Nichts davon war gespielt.

Ich begab mich zum Hinterausgang, um ein wenig Luft zu schnappen.

Ich schaute in den warmen Sonnenuntergang, der in warmen orange und hellem rosa schimmerte. Aus meiner Hosentasche holte ich mein Arbeitshandy.

Die Nummer des mysteriösen Anrufers gab ich ein und schrieb noch einen Text dazu:

Unbedingt abhören. Person XY steckt mit drin und plant etwas. ÜBERMORGEN. Gebt mir bescheid.

Das Übermorgen schrieb ich groß, damit die Kollegen sich beeilten etwas herauszufinden.

Abhören der Person wäre eine gute Idee. Ich wollte unbedingt wissen, was übermorgen geplant war.

Ich grübelte nochmal über den Mann von gestern nach. "Der Bulgare", nannte er sich. Wincent meinte es handelte sich um den Lieferanten...Aber eine Drogenmafia würde doch niemals so einfach vorgehen, sich zeigen. Sonst wurden immer Deckmänner geschickt, um die scheiß Arbeit zu erledigen.

Den Sinn dahinter konnte ich einfach nicht verstehen. Mir fehlten Infos. Und bis übermorgen wahrscheinlich auch die Zeit. So schnell würden wir die Mafia nicht festnageln können.

Es fehlte uns an Informationen und Beweisen.

Ich begab mich wieder zurück. Das M&G war bereits beendet. Und Wincent war beim Soundcheck.

Er sah sich suchend um. Als er mich endlich sah, wirkte er nicht mehr so nervös und sah mich erleichtert an.

Dachte er ich war begangen nachdem er mich sitzengelassen hat? Aber so leicht würde man mich nicht loswerden.

Oder hatte seine Besorgnis andere Gründe? Mich ließ der Gedanke nicht los, dass etwas nicht stimmte.

Das Konzert begann und ich blieb diesmal Backstage. Von hier hatte man eine ganz andere Sicht und sah, wie hektisch alles hinter der Bühne ablief.

Ich wurde des Öfteren als Ablage missbraucht.

"Mila halt mal den Ständer", "Halt mal kurz das Kabel", rief es aus allen Ecken.

Sascha drückte mir die Kamera auch noch in die Hand.

"Ganz kurz..", er eilte davon und kam wieder.

"Kannst du einen Facebook Livestream machen?", fragte er mich und drückte mir auch schon ein Handy in die Hand mit Wincents Account.

Ich nickte und er schob mich seitlich zur Bühne raus. Ich nahm also seinen Song: Herzlos aus verschiedenen Perspektiven auf.

Als er mich mit dem Handy in der Hand filmen sah, schaute er mich fragen an. Ich gab ihm ein Schulterzucken als Antwort und er schmunzelte.

Anschließend schlich ich mich wieder zurück hinter die Bühne, wo ich mich am wohlsten fühlte.

Auf gar keinen Fall wollte ich im Mittelpunkt stehen.

Undercover Cop - Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt