Kapitel 29

2.1K 65 0
                                    


Nachdem ich endlich das Arbeitsmobiltelefon gefunden hatte, atmete ich erleichtert auf.

Ich gab den PIN ein und öffnete die ungelesene Nachricht.

Es gibt morgen ein Treffen des Lieferanten und des Chefs, bei Wincent um 22 Uhr.

Wir planen einen Einsatz. Heute Treffpunkt im Einsatzzentrum Nord, 16 Uhr.


Sie hatten etwas herausbekommen. Ich war dankbar. Scheinbar hatten sie die Gespräche des Lieferanten verfolgt.

Ich würde heute näheres erfahren.

Des Weiteren schlich sich mir die Frage in den Kopf, wie Wincent mich dort rausbekommen hatte.

Wieso ließen die Typen ihn einfach so mit mir gehen?

Was hatte er gemacht, damit sie uns gehen ließen?

Mein Herz fühlte sich an wie ein Stein.

Ein gebrochener Stein.

Ich wollte mit Wincent sprechen, aber wusste, ich hatte keine Chance.

Ich ging duschen. Fühlte mich einfach so schmutzig. Das Wasser in meinem Gesicht tat unglaublich weh. Der Schmerz ließ mich zusammenzucken. Aber ich hatte es verdient.

Ich setzte mich in die Dusche und fing an zu weinen. Das tat gut. Ich hasste mich einfach selber, für all das, was ich getan hatte, ihm angetan hatte. Und das schlimmste war, Wincent wusste nicht einmal die Wahrheit über mich.

Ich wusste, es konnte nicht mehr so werden, wie es war. Und es war wunderschön, nur zu kurz, viel zu kurz.

Noch nie hatte ich solch einen Hass gegenüber mich selbst gespürt. Ich hatte ihn angelogen, ihm etwas vorgespielt.. Bis auf meine Gefühle.

Bald würde ich endlich mein altes, langweiliges Leben zurückbekommen. Nichts mehr spannendes erleben. Aber das war mir alles egal. Eine Person würde einfach fehlen. Und das war Wincent.

Ich stieg aus der Dusche und sah mein geschändetes Gesicht an. Die Schläge hatte ich verdient. All das. Dieses furchtbare Aussehen, dass stand mir. Passend zu meiner Persönlichkeit.

Mit Schminke versuchte ich alles soweit es ging abzudecken. Am liebsten wäre ich Wieder ins Bett gegangen und hatte den ganzen Tag geweint.

Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, 13 Uhr.

Was ich mit der restlichen Zeit anstellen sollte, wusste ich selber nicht. Mir war sterbenslangweilig und meine Gedanken gingen immer wieder zu Wincent über.

Ich starrte mein iPhone an. Innerlich hoffte ich auf eine Sms von Wincent, aber vergeblich.

Bei Instagram scrollte ich seine Bilder durch und ein mattes Lächeln kam über meine Lippen.

Er war perfekt. Ich hatte es versaut.

Auch unsere Theater-Szene konnte ich Endecken. Vorher hatte ich sie mir nicht angeschaut. Jetzt wollte ich alles schöne nochmals festhalten.

Die Zeit verflog beim Fotos angucken. Es war endlich soweit.

Ich rief mir ein Taxi und es brachte mich zum Einsatzzentrum.

Es war mir unangenehm, hier zu erscheinen, nachdem ich für alle das "Medium" war. Ich war der Informationslieferant und einfach die Quelle. Ich lebte in einer anderen Welt und die Kollegen konnten in meinem Haus einfach alles mithören uns sehen.

Das war unangenehm, zu wissen beobachtet worden zu sein. Ich nahm mir vor, so zu tun, als hätte ich die Beziehung nur vorgespielt. Fragen zu dem Thema wollte ich nämlich nicht beantworten.

Als ich das Zimmer betrat, waren mindestens 7 weitere Kollegen ebenfalls da. Keinen davon kannte ich. Sie mich aber wohl.

"Hallo, Angelina. Schön dich zu sehen.", das war der Einsatzleiter.

"Du siehst aber nicht gut", war dann der zweite Spruch. "Gehst dir gut?", er zeigte auf meine abgedeckten Stellen im Gesicht.

"Nichts wildes." Ich setze ein unechtes lächeln auf.

"Ich bin gespannt, was gibts von euch zu berichten?"

Alle setzten sich an die Tische und starrten den Einsatzleiter an. Er begann zu erzählen.

"Morgen ist ein Treffen des Lieferanten und des Chefs geplant, er nennt sich: Chebakka". Ein Foto von ihm im Hintergrund ploppte auf. Das Gesicht erkannte ich wieder. Er saß neben Wincent im Club.

Des Weiteren ging ein Foto des Lieferanten auf. "der Bulgare", wieder zeigte er auf das Bild.

"bei ihm werden die Drogen gelagert", wieder zeigte er auf das Bild.

Als ich hinschaute, zog sich mein Herz zusammen. Ich hätte mich am liebsten übergeben. Er sah perfekt aus. Seine dunklen Züge auf diesem Bild. Die Lippen schmal zusammengepresst. Aber dennoch hatte eine perfekte Ausstrahlung. Ich spielte mit meinen Fingern und die Kollegin sahen mich an.

Als ich die Blicke spürte, hörte ich auf und starrte wieder nach vorne.

"Morgen um 22 Uhr findet dieses Treffen statt. Es werden neue Drogen geliefert. Der Lieferant bringt diese, es soll sogar ein Laster vorfahren. Der Chef ist zur Überprüfung dort. Eventuell noch ein paar Dealer, aber von denen war keine Rede."

Das waren alles Infos, die wir schon kannten.

"Des Weiteren gab es gestern Nacht noch ein Gespräch" er schaute uns alle an.

Rück schon mit der Sprache raus, dachte ich.

"Wincent hat gestern Nacht Chebakka angerufen und ein Angebot angenommen. Er ist jetzt mit im Team. Er soll der zweite Lieferant werden und den Boss mit der Zuhälterei unterstützen. Frauen für das Geschäft einholen"

"Nein.", platzte es aus mir heraus.

Undercover Cop - Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt