Kapitel 15: only one Second

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Langsam kommt sie auf mich zu und legt ihre Hände auf meine Schultern. Ich hatte Angst... furchtbare Angst... doch als sie mir diese frage stellt, sind meine ganzen Erinnerungen, Gedanken und was weiß ich nicht, was alles in meinem Kopf herumschwirrt verschwunden... "Meinst du, du könntest dir was mit mir vorstellen, wenn du mich besser kennst?" fragt sie selbstbewusst, jedoch strahlen ihre Augen nur eins aus: Angst, Angst vor Abneigung. "Ähm... Ich... Ich weiß noch nicht..." antworte ich leicht überfordert. Der Blick ihrer warmen, dunkelbraunen Augen hält meinem stark Stand... "Ich hoffe doch." antwortet sie lächelnd und dreht sich wieder mit dem Rücken zu mir. Ich sollte mich echt umziehen... nicht, dass sowas nochmal passiert 'Eigentlich willst du es.' Halt du dich da raus, verstanden?! Du kennst mich nicht! 'Ich kenne dich besser als jeder andere.' Es wird gruselig! Geh. Aus. Meinem. Kopf. "Wie lange dauert das denn da drin? Das ist doch nicht normal! Ihr habt heute Abend noch genug Zeit!" brüllt Manu durch die Eichenholztür, der Badezimmertür. Knallrot sehe ich zur Tür, streife mir schnell die kurze Hose von den Beinen, um eine lange Jogginghose und einen Pulli von Manu anzuziehen.

Evelyn ist auch fertig, also öffnet sie die Tür und verlässt das Bad ohne die Tür wieder zu schließen. "Für was haben wir heute Abend Zeit?" fragt Evelyn leicht verwirrt, weswegen ich im Türrahmen in meiner Position erstarre. Frech grinsend dreht sich Manu zu mir um, nur um sich kurz darauf wieder zu Evelyn zu drehen und anfangen möchte mit sprechen. Doch schneller als man gucken kann, bin ich dem Größeren auf den Rücken gesprungen und halt den Mund zu. "Zum reden." vervollständige ich seinen Satz, doch als er meine Hand anleckt, lasse ich augenblicklich los und komme hinter ihm mit den Füßen auf den Boden auf. "Wollte ich gar nicht sagen! Heut Abend habt ihr Zeit zu zweit, außerdem ist es im Bett viel angenehmer als an den kalten Wandfließen im Bad." lacht Manu pervers, macht "ausdrucksvolle" Bewegungen mit den Händen und wackeld die ganze Zeit mit den Augenbrauen. "Alles klar! Merken wir uns, aber es wäre besser, wenn wir jetzt zum Essen gehen." lacht Evelyn. Manu kommt auf mich zu, nimmt mich in den Arm und flüstert extrem leise: "Beiß an, die will mehr. Und sie ist gut für dich." Dann lässt er mich los und verschwindet.

Leicht bedebert stehe ich im Raum, mit dem Blick zur Tür und tief in Gedanken.  Was meinen sie alle damit? Warum denken alle, dass wir aufeinander stehen? Mich wird sie nie lieben, deswegen versuche ich es auch zu vermeiden... "Hey Layla? Ich hab hier nen kleinen Rucksack. Wenn du endlich mal aufhören würdest, sie wie ein Babyaffe festzuhalten, könnte ich sie da mit rein stecken, damit du damit nicht mitten in der Cafetarier steht." unterbricht das Mädchen meinen Gedanken, mal wieder, einfach ohne Probleme unterbricht. Kurz blicke ich auf den Rucksack, zu meinen Klamotten und anschließend wieder zu ihr. Schnell gebe ich ihr meine Klamotten, welche sie auch schnell eingepackt hat. Kurzer Hand setzt sie sich ihren Rucksack auf, nimmt meine Hand und wir gehen, Hand in Hand, auf die Kantine zu...

Immer wieder mustern uns die ganzen Patienten, doch es machte mir nichts aus... Mit ihr war ich so mächtig, denn jetzt würde ich töten, wenn jemand auf uns losgehen würde. Wenn ich allein wäre, würde ich das nicht tun... Kurz drückt sie meine Hand, was mich zu ihr sehen lässt. "Wenn du das nicht willst, können wir das lassen..." flüstert sie und will ihre Hand lösen. Aber nein. Ich will das. Ich brauch das... Schnell halte ich ihre Hand fester und lächel sie an. "Ich will das." sage ich glücklich. Glücklich... Ein Gefühl, was mir verloren gegangen ist... Ein Gefühl, was durch sie jetzt wieder auftaucht... Was ich nie verlieren will...  "Was möchtest du haben?" fragt das aufgweckte, glücklich Mädchen neben mir. Ein kurzer Blick geht über die Theke, bleibt jedoch an einem Gericht stehen: Spagetthi Blongnese... Schnell ziehe ich die zur Theke, wo das besagte drauf steht, nehme mir einen Teller und mache mir etwas drauf. Schnell laufe ich zum Tisch, natürlich nicht ohne Evelyn und nehme das Besteck zur Hand. Etwas überrascht mustert mich Evelyn. Was ist denn los?

Doch als die Gabel fast in meinem Mund war, realisiere ich was gerade passiert war und schmeiße die Gabel zurück auf den Teller. Ich wollte gerade essen... Ohne nachzudenken... "Layla, ist okay... wir fangen langsam an." haucht mir Evelyn liebevoll zu, legt ihre Hand auf meine und reicht mir mit der anderen Hand einen Apfel. "Ist Gesund, hat wenige Kalorien, Vitamine und ganz viel anderes wichtiges für den Körper." lächelt sie zart. Misstrauisch mustere ich den roten Apfel vor mir, es ist einfach zu viel... Und die Spagetthi erstrecht, keine Ahnung was los war... "Ich schneide ihn die klein, dann ist es leichter." mischt sich Evelyn wieder in meine Gedanken, nimmt den Apfel und schneidet ihn in achtel Stückchen. Schön auf dem Teller berteilt, reicht sie mir den kleinen Teller. Doch ich ignoriere ihn... Wo hatte sie dieses scharfe Messer her? "Das wurde mir nur kurz ausgeliehen, weil ich wusste, dass es schwer für dich wird." erklärt sie, als sie meinen Blick bemerkt. Kurz nicke ich, ziehe den kleinen Teller über den Tisch vor mich und mustere ihn.

Jedoch fühle ich mich beobachtet und blicke zu Evelyn, welche mich verträumt ansieht. Leicht lächle ich, fahre ihr mir meinem linken Zeigefinger den Unterarm entlang und flüstere gespielt ironisch: "Nicht sabbern." "Ist bei dir schwer, kannst du bitte diesen ironischen Untertton lassen?" antwortet sie direkt, als ob sie diese Antwort stundenlang geprobt hatte. Sie rückt mir ein wenig näher, nimmt ein Stück Apfel und hält es mir vor den Mund. "Na komm schon, du hast lang nochts gegessen. Selbst 1000 kcal würden dir momentan nichts anhaben." lächelt sie und sieht mich dabei an. Frech nehme ich ihr das Stück Apfel aus der Hand: "Das kann ich selbst." "Ich mag es aber." erwidert Evelyn und nimmt es mir wieder weg. Da ich keine Lust auf eine Diskution mitten in der Kantine hatte, ließ ich es mir einfach gefallen. Innerhalb von 10 Minuten hatte ich den Apfel auch schon gegessen...

Dieses Gefühl, dass mein Magen voll ist, ist sehr ungewohnt... Doch zu wissen, dass dieses Mädchen mir hilft, lässt mich dieses komische Gefühl vergessen. Ich würde ja sagen, doch es war bestimmt nur Neugier vorhin... Aber alle hatten Recht... Ich habe mich verknallt, in das Mädchen, welches ich nur 2 Tage kannte... Doch unerwiderte Liebe tut weh... und ich weiß, dass sie mich ungewollt zerstören wird... Vielleicht ist das mit dem Vertrauen keine gute Idee gewesen... Ich stehe einfach auf und gehe aus der Kantine, die lauten Rufe ignoriere ich. Sie wird mich zerstören und ich sie... das kann ich einfach nicht 'Jetzt wirst du sie nicht mehr los.' Halt die Klappe und verschwinde! Nur weil ihr mir die scheiße einredet, kann ich ihr nicht vertrauen!

Psycho and Cutie /girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt