Kapitel 98: Tschaui

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"Ein wunderschöner Name, Prinzessin." antworte ich ruhig und drücke meine Lippen auf ihre.

"Ich will nicht, dass du heute gehst..." jammere ich, als ich meine Freundin von hinten umarme.
"Ich hab morgen Schule... Und bald können wir uns öfter sehen." lächelt sie und wendet sich in meinen Armen zu mir.
"Manu lebt in Köln, Prinzessin. Wir werden uns wieder nur am Wochenende sehen, nicht mal... dann haben wir beide Schulstress... Ich glaub, ich bleib hier..." sage ich traurig, nur um dann einen leichten Schmollmund zuziehen und in ihre dunklen Augen zu sehen.
"Nein, nein! Meine Frau soll die Schule nicht abgebrochen haben! Ich will eine schlaue Ehefrau!" mahnt sie mich und schlägt mir sanft auf den Brustkorb, um die Aussage zu verstärken.
"Meine Eltern sind Millionäre. Das Erbe wird an Manu gehen, der mit mir zusammen dann die Firma leiten wird. Scheiß auf Abschluss, Abitur oder Studium. Dummheit ist viel besser." grinse ich und fahre durch ihre Haare.
"Dann bist du kein Vorbild für Autmn" bockt sie und starrt eingehend auf ihre Hände, welche noch immer auf meinem Brustkorb ruhen.
"Das sollst so oder so du sein, ich bin eine verwöhnte Göre." schmunzle ich, nehme eine ihrer Hände in meine und verschränke unsere Finger.

"Dafür, dass eine Villa als Stauraum für dein Geld nicht reichen würde, bist du verdammt bodenständig! Naja, eigentlich habe ich dich noch nie angeben sehen... Außer, dass du wahrscheinlich von jeder Marke Kleidung hast, außer von deiner eigenen..." streitet sie meine Aussage sofort hektisch ab, ist am Ende aber deutlich verwirrt.
"Ich will diese Klamotten nicht tragen... Ich weiß nicht, ist einfach ein verdammt komisches Gefühl..." flüstere ich nur schulterzuckend.
"Verständlich." stimmt mir Evelyn zu und schwingt unsere Arme ganz leicht, bis sie mich plötzlich verschwörerisch ansieht.
Plötzlich löst sie unsere Hände voneinander, verschränkt ihre Hände hinter meinem Nacken und hüpft gegen mein Becken.
Leicht überfordert packe ich schnell ihre Oberschenkel mit meinen Händen und stolpere zwei Schritte nach hinten, bleibe dann aber auch wieder auf der Stelle stehen.
"Vertrauenstest, bestanden!" kichert sie und sieht mir mit schief gelegtem Kopf in die Augen, während sie mich zuckersüß anlächelt.
"Bei dem Anblick bekommt man noch Diabetes..." grinse ich, als meine Augen direkt auf ihre treffen.
"Bei meinem Anblick hast du gefälligst an einem Zuckerschock zu sterben!" meckert sie kichernd und nimmt mein Gesicht in ihre Hände.
"Du kleiner Schwabbel." quietscht sie und zerquetscht förmlich meine Wangen zwischen ihren Händen.
"Du hast mich gerade indirekt fett genannt." äffe ich sie nach, weswegen sie nur wieder kichert.
"Wir wissen aber beide, dass du es nicht bist." lächelt sie und tippt mit den Zeigefingern auf meinem Schlüsselbein rum
"Schon klar." antworte ich ruhig und mustere ihr zu schönes Gesicht.

Nachdem wir uns noch einige Stunden einfach nur geneckt haben und in die absurdesten Gespräche gefallen sind, klopft es zaghaft an der Tür, welche dann auch gleich geöffnet wird.
"Augenkrebs." ertönt es plötzlich aus dem kleinen Flur, wodurch ich auch direkt höre, wer den Raum betreten hat.
"Übertreib nicht gleich wieder Kylie-Schätzchen, es ist einfach weiß." erklingt auch die ruhige Stimme von Amelie, die durch Kylies geflüstertem: "Ja, das ist super langweilig." unterbrochen wird.
"Schönen guten Abend! Jetzt ist es nicht mehr langweilig, jetzt bin ich da!" ruft Kylie motiviert, als sie uns erkennt und mustert mein Gesicht.
Jede Sekunde rechne ich mit irgendeiner blöden Bemerkung, doch kein weiteres Wort kommt über ihre Lippen.
"Hallo ihr beiden." lächelt Amelie, gibt ihrer Tochter, die mir gegenüber sitzt, einen Kuss auf die Stirn und streicht mir einmal über den Kopf.
"Sie kommt wahrscheinlich in zwei Wochen raus." grinst Evelyn über beide Ohren und sieht mich stolz an.
"Das sind doch mal gute Nachrichten!" freut sich Amelie und lächelt mich warm an, was ich nur erwidere und zu Kylie sehe, die mich noch immer eingehend mustert.

"Wo bleibt das blöde Kommentar?" lache ich leicht, doch Kylies Mimik verändert sich nicht ansatzweise.
"Ist das nicht so richtig unangenehm?" fragt sie und rümpft ihre Nase leicht.
"Ja, ist es." kommt es knapp über meine Lippen.
"Es tut mir leid Layla, aber wir müssen dann auch los... Evie muss noch Hausaufgaben machen und auch noch lernen, deine Prinzessin hat mir nämlich nichts von einer Arbeit erzählt." unterbricht uns Amelie und mustert Evelyn mit einem angesäuerten Blick.
"Wir haben geübt!" verteidige ich das Mädchen sofort und umarme sie von der Seite, als eine Art Schutzschild.
"Dann will ich nichts gesagt haben." sagt auch Amelie sofort abwehrend und sieht wieder zu meiner Freundin.
"Ich geh raus, deine Sachen sind in dem Rucksack. Bis demnächst Layla, reiß dich ja zusammen." verabschiedet sich Amelie von mir und verschwindet kurz darauf schon aus dem Raum.
"Ich geh auch, lass euch beiden noch die zwei Minuten allein. Tschaui Püppchen, wir sehen uns." hängt sich nun auch Kylie dran, umarmt mich kurz und verlässt ebenfalls den Raum.

"Bis nächste Woche, Prinzessin." hauche ich gegen die Lippen der Kleineren und drücke auch einen kurzen Kuss auf diese.
"Lieb dich, bis nächste Woche." antwortet sie, streift meinen Arm noch mit ihren Fingern entlang, bis sie die Türklinke mit der anderen Hand umfasst und die Tür öffnet.
"Ich dich mehr." sage ich noch laut, doch die Tür fällt nach diesen Worten hinter ihr zu.
Und jetzt bin ich allein.
'Ich bin auch da.'
Naja

Still sitze ich am Tisch und zeichne einige Skizzen auf einzelne Blätter, bis sich die Tür öffnet und die junge Dame mit kurzen Haaren in dieser steht und anfängt zu grinsen, als sie mich erblickt.
"Da komm ich ja genau richtig!" ruft sie, schließt die Tür hinter sich und setzt sich mir gegenüber.
"Zeichne uns. Welche Beziehung wir zueinander haben." befiehlt sie und schiebt mir ein leeres Blatt hin.
Eigentlich würde ich nach dem Sinn fragen, doch ihre funkelnden Augen lassen mich schweigen...
Ohne jegliche Orientierung streife ich mit dem Stift über das raue Papier, bis ich komplett von meinen Gedanken als Gefangener genommen werde.

"Das hänge ich bei mir auf..." flüstert sie, als ich langsam wieder Herrscher meiner Sinne werde und meine Zeichnung unter die Lupe nehmen kann.
Detailliert erscheinen ab Hüfte aufwärts Stella und ich, wie wir und einen brüderlich einen Handschlag geben und uns vielsagend anlächeln. Rund um uns schwebt eine Art Staub, der wie von einem Schutzschild, was wir durch unseren Zusammenhalt erzeugen, von uns weggehalten wird. Eine leichte Schwarzfärbung fällt mir auf meinem Körper auf, doch auch Stella ist etwas stark schattiert. Schwärze steht in meinen Augen für Schmerz und für Boshaftigkeit, da ich panische Angst vor der Dunkelheit in meiner Kindheit hatte. Doch da wo sich unsere Hände treffen, geht ein weißer Schimmer sowohl über unsere Arme, als auch durch den Raum, in dem wir uns befinden.
"Tu das. Ich schenk es dir." antworte ich und reiche es ihr.

"Weißt du noch, das Bild von damals?" lächelt sie und fährt mit den Fingerkuppen über mein Bild.
"Ja, da konnte ich dich nicht ansatzweise ausstehen. Du hast so genervt." grinse ich, als ich mich an die Situation zurück erinnere, die nicht mal so lange her ist.
"Und inzwischen würdest du mich daten, wenn Evelyn nicht wäre?" stellt sie eher eine Frage, als eine Aussage.
Stumm sitze ich da und mustere die mir gegenüber sitzende Frau, die mich leicht unsicher ansieht.
Ich weiß nicht... Ich stehe nicht auf sie, es ist doch eher, eine Art Vorbild... und für sein Vorbild schlägt sein Herz doch auch, oder?
"Ich bleibe dabei, dass du mein Vorbild bist..." gebe ich zu und mustere ihr freches Grinsen.
"Das freut mich zu hören." lächelt sie ehrlich, doch Augen lügen nicht...
"Stella?" frage ich nach, weshalb sie bestätigend brummt.
"Wölltest du denn was von mir?" fahre ich fort, wodurch sie mich sofort mustert.
"So direkt jetzt nicht, du bist eher mein Schützling und bist vergeben... Ich weiß aber nicht, wie es gewesen wäre, wenn du mir auf der Straße entgegen gekommen wärst... Auf jeden Fall hätte ich dich nicht nur kurz gemustert." gibt sie ehrlich zu und sieht mich wieder mit einem Schmunzeln auf den Lippen an, als ich leicht rot werde.
"Arschloch..." murre ich, bevor ich gemeinsam mit ihr anfange zu lachen.

Psycho and Cutie /girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt