Kapitel 89: Freiheit...

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"Geht das auch ein bisschen schneller?! Ich muss da auch noch rein!" brüllt Kylie durch die Tür und klopft heftig gegen diese.
Ich stehe schon komplett fertig mitten im Bad, während Evelyn noch in Unterwäsche vorm Spiegel steht und sich etwas Schminke ins Gesicht klatscht.
"Dann gehst du halt später rein!" antwortet Evelyn und dreht ihre Wimperntusche wieder zu.
Wie kann man bei allem, was man tut, so verdammt gut aussehen?

"Nicht sabbern." kichert Evelyn und mustert mich durch den Spiegel.
"Sehr schwere Sache bei dir..." antworte ich schmunzelt und lege meine Arme von hinten um ihre Hüfte und meinen Kopf auf ihre Schulter.
"Du bist so süß." lächelt sie, lehnt ihren Kopf kurz gegen meinen, konzentriert sich dann aber wieder auf ihre Leinwand oder auch ihr Gesicht.
"Und du erst." lächle ich, gebe ihr einen kurzen Kuss in den Nacken und entferne mich wieder wenige Schritte von ihr.

"Wenn ihr nicht gleich das Brett auf macht, latsche ich es ein!" kommt wieder die aggressive Stimme von Kylie hinter der Tür hervor.
"Mach mal bitte die Tür auf, ich muss das sonst bezahlen." gibt Evelyn von sich, während sie noch immer konzentriert in den Spiegel sieht.
Schlendernd begebe ich mich zur Tür und drehe den Schlüssel im Schloss rum, zeitgleich kommt Kylie reingestolpert und legt sich großzügig auf den Boden.
"Arschloch!" knurrt sie, rappelt sich wieder auf und funkelt mich böse an.
"Sorry, ich kann ja nicht riechen, dass du gerade an der Tür rütteln wolltest." lache ich.
"Raus! Beide!" fährt sie uns an.
"Nerv doch mal nicht!" faucht Evelyn zurück und macht ihren Eyeliner zu.
"Nagut, wie ihr wollt." gibt Kylie desinteressiert und zieht sich ihr Shirt über den Kopf, dass sie nur noch in Unterwäsche vor uns steht.
"Das soll uns jetzt beeindrucken?" fragt Evelyn schnippisch, doch als sie sich ihren BH hinter dem Rücken aufmacht, drehe ich mich instinktiv weg.
"Ich gehe, wir sehen uns." sage ich lachend, nur um in der selben Sekunde aus dem Raum zu gehen und wieder in Evelyns Zimmer zu treten.

"Warum bist du so schnell aus dem Raum? Hast du Angst, dass Kylies Körper irgendwas mit dir anstellt?" ertönt es plötzlich hinter mir, weshalb ich mich mit einer verwirrten Miene umdrehe.
"Was?" frage ich nach, da ich es tatsächlich nicht ganz verstanden habe.
"Warum konntest du Kylie nicht weiter ansehen?" fragt sie etwas genervt, was meinen Blick noch unverständlicher macht.
"Weil ich nicht unbedingt andere Brüste sehen will, wenn ich eine Freundin habe?" frage ich überfordert.
"Würdest du mich je betrügen?" fragt sie kritisch.
"Schluck deine Eifersucht mal bitte runter, Prinzessin. Niemals, niemals würde ich das tun. Das habe ich dir aber schon gesagt. Wenn ich vergeben bin, bin ich vergeben. Punkt." antworte ich abwehrend, doch ihr Blick wird weiterhin von Eifersucht geschmückt.
"Warum hast du mir nichts von deiner lesbischen Betreuerin gesagt?" fragt sie und verschränkt ihre Arme vor der Brust.
"Weil ich es nicht als wichtig empfand? Weil ich sie vergessen habe? Keine Ahnung, ich habe einfach nicht dran gedacht, weil du nun mal das wichtigste Mädchen in meinem Leben bist? Nagut, nach Manu." sage ich ernst, wodurch Evelyn leicht lächeln muss.
"Du weißt, dass ich der Bitch den Hals umdrehen muss, wenn sie dich anfasst." sagt sie ernst und stellt sich nah vor mich.
"Das ist mir durch aus bewusst." schmunzle ich und komme ihren Lippen näher.
"Aber solange ich nicht vergewaltigt werde, fassen mich keine anderen Hände als diese an." hauche ich gegen ihre Lippen und verschränke meine Hände mit ihren.

"Euch kann man keine zwei Sekunden alleine lassen. Das ist einfach unfassbar. Ich brauch bald einen Psychologen, wenn ich das jetzt noch ein paar mal sehe." kreischt Kylie und wirft uns ihr Nachthemd ins Gesicht.
"Heul nicht rum, am Ende stehst du eh drauf und bist einfach nur eine Scheiß Hete, die ihr lesbisches da sein unterdrückt!" kichert Evelyn.
"Hört auf lesbisch zu sagen! Das hört sich immer so beleidigend an." unterbreche ich die beiden, weswegen ich verwirrte Blicke abbekomme.
"Jetzt wo du es sagst, stimmt." sagt Kylie nachdenklich.
"Kinder?! Wir müssen los!" brüllt Amelie von unten.
"Auf, auf zur verstörenden Klapse!" quietscht Kylie motiviert und rennt wie ein Babyelefant die Treppe runter.
"Du willst nichts weiter anziehen?" frage ich das Mädchen in Unterwäsche, was gerade mit mir an der Hand aus dem Zimmer gehen wollte.
"Schämst dich wohl?" fragt sie neckend.
"Um Gottes Willen! Nein, nicht dafür. Es ist nur wie gesagt sehr kalt draußen." lächle ich zart, ziehe sie zu mir und gebe ihr einen Kuss.
"Ich will nicht, dass meine Prinzessin krank wird." hauche ich, nachdem wir uns gelöst haben und schubse sie sanft in die Richtung ihres Schrankes.

"Willkommen zurück!" lächelt Stella breit, als wir ins Büro meines Psychologen treten.
"Hey." antworte ich ebenfalls lächelnd, doch ihr Blick liegt auf meiner Freundin, welche sie nur mit großen Augen mustert.
"Schönen guten Tag!" schnaubt nun auch mein Psychologe, der außer Atem mit einigen Akten zur Tür reingestürmt kommt
Alle geben zeitgleich eine andere Begrüßung von sich, nur um dann eine drückende Stille in den Raum nieder zulassen.
"Oh Gott, die Luft hier kann man förmlich zerschneiden." sagt Doc. Marinsheftel und ahmt mit einer Hand eine Schere nach.
"Ich bin Stella, Laylas Betreuerin." lächelt Stella freundlich und hält Evelyn ihre Hand hin, welche sie zögernd in ihre nimmt.
"Evelyn." antwortet sie knapp und mustert die Erwachsene kritisch.
"Mach jetzt keine Szene Evie, sie ist für ein Weib verdammt heiß, dass ist wirklich nicht zu übersehen. Aber allein der Unterschied in Laylas Mimik und ihrer Ausstrahlung, wenn sie dich und dann Stella ansieht, zeigt doch eindeutig, was Sache ist! Und wenn ich das erkenne, weil du ja weißt, dass mich das überhaupt nicht interessiert bei anderen Menschen, dann solltest du dir echt Gedanken machen, ob du dich nicht doch wieder einweisen lassen solltest!" sagt Kylie knallhart und genervt.
Wieder liegt diese Stille im Raum, keiner will was sagen, jeder ist mit dieser Situation überfordert und hat Angst, einen Funken in das heiße Öl zu schmeißen.
"Ich weiß doch, ich vertraue ihr doch." antwortet Evelyn nach wenigen Sekunden und sieht zu mir.
"Kann ich doch?" fragt sie unsicher, doch ich nicke sofort beruhigend.
"Glaub mir, mehr als dieser Verrückten da drüben." lächle ich und zeige auf Kylie, welche nur beleidigt auf schnaubt.
"Gut, dann... Müsst ihr euch jetzt leider verabschieden. Es gibt organisatorisches mit Layla zu klären." hängt sich der Arzt dazwischen, der uns mit einem traurigen Lächeln mustert.

"Bye, bye Ferkelchen." schmunzle ich und zerre Kylie an einem Arm zu mir, um sie umarmen zu können und kurz darauf ihre Frisur zu zerstören.
"Bist du dumm?! Ich bin kein Schwein!" faucht sie und versucht ihre Haare wieder halbwegs an Ort und Stelle zu legen, erfolglos.
"Du schnarchst aber wie eins." zwinkere ich ihr neckend zu, drehe mich um und widme mich Amelie.
"Bis nächste Woche." lächle ich vorsichtig und will ihr gerade meine Hand geben, doch sie zieht mich in ihre Arme.
"Denk dran, falls es Probleme gibt, sollen sie mich anrufen." flüstert sie in mein Ohr, was mich zu einem leichten Nicken bringt.
"Das beste zum Schluss." grinse ich, doch innerlich schreie ich einfach nur nach Freiheit. Freiheit mit Evelyn... mit Kylie... mit den Menschen, mit denen mein Leben einfach wieder Sinn macht...
"Ich liebe dich." haucht sie auch traurig und zieht mich für einen Kuss zu sich nach unten.
"Und ich dich erst..." flüstere ich, als wir uns wieder lösen.

Psycho and Cutie /girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt