Kapitel 42: Das selbe wie damals

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"Darf ich dann gehen Layla?" fragt er zum Ende hin. "Ja..." und schon ist er verschwunden...

Nachdem ich gestern eine Stunde mit Manu darüber diskutiert habe, dass er die Person, die uns ausgetragen hat, nicht umbringen darf, um eine Haftstrafe zu vermeiden, musste er gehen. Seine letzten Worte waren, dass er dort weg wolle, weit weg...

Inzwischen ist Evelyn seit 5 Tagen nicht mehr bei mir... Und es wirkt sich auf mein Verhalten aus, extrem... Der Selbsthass entwickelt sich mehr, mehr als jemals zuvor... Ich esse, hab inzwischen auch die 47,5 kg genau erreicht, und trotzdem merke ich, wie meine Gedanken sich wie damals immer mehr dagegen sträuben. Jeden Abend fließen Liter von Tränen aus meinen Augen und ich bekomme wieder Anfälle, eine Art Panikattacke nochmal einen Ticken schlimmer, und ständig meine Ängste... Wie geht es ihr? Ist irgendwas passiert? Muss ich ihren Ex umbringen, weil es Probleme gab? Muss ich mir überhaupt Gedanken machen? 'Ich weiß Maus... Aber es wird wieder!' Du ist die einzige Existenz, mit der ich mich... unterhalte? Und du lebst nicht mal... willst mir aber auch nicht den Grund sagen, warum ich mit Toten sprechen kann... Also hilfst du mir nicht gerade... 'Es wird dir jemand erklären, früher oder später..., aber vertrau mir einfach...' Ich vertraue dir Joonie, natürlich... du warst di wichtigste Person in meinem Leben... Die einzig Wahre... 'Ich bin immer noch da. Nur nicht als Person... Nur noch als Seele.' Ja, weil dich jemand umgebracht hat... Sie wird es bereuen... 'Steh auf, du musst zum Arzt.'

Ergeben stehe ich auf, eine Diskussion würde nichts bringen... Sofort ziehe ich mir meine Flausch-Hausschuhe unter die Füße und schlüpfe rein. Schlurfend bewege ich mich zu meinem Schrank und betrachte mich in dem unzerstörbaren Spiegel. Ich erstarre. Das kann nicht sein... genau das selbe... genau das! Ich dachte vor 3 Monaten genau das selbe! An dem Tag, an dem mein Mädchen zu mir gestoßen war... Mein absoluter Selbsthass kommt hoch, so stark, dass ein lauter Schrei meine Kehle verlässt und meine Faust mit aller Kraft den Spiegel trifft. Ein klirrendes Geräusch und der Schmerz an meiner rechten Hand lassen mich zusammen zucken. Er ist zerbrochen... aber das ist unmöglich! Die Sachen hier sind hochgesichert... Für genau sowas... 'Das Training damals war auch nicht normal.' Ich weiß...

Mein Blick richtet sich auf den zersprungenen Spiegel, bzw auf die übrigen Scherben. Mein Körper beginnt zu zittern und meine Muskeln spannen sich nach und nach an. Ich brauche es, ich kann es nicht leugnen... Meine Hand, welche durch kleine Splitter des Spiegels mit Schmerz erfüllt wird, beweist es... Andere würden weinen, sich erschrecken oder den Schmerz loswerden wollen... Ich jedoch stehe immer noch vor dem Scherbenberg. Ein Schnitt... Aber ich könnte nicht aufhören... Aber ich brauche es... Verlangen und Verstand kämpfen mit aller Kraft gegeneinander... der stärkere wird gewinnen... aber wer ist es? Wer ist stärker? Wer wird mich überwältigen?

-Verlangen- Ein starker Wunsch, die Sehnsucht nach etwas. Ein Zustand, welcher den Menschen zu einem bestimmten Ziel oder einer Begierde richtet...

-Verstand- Die Fähigkeit des Menschen, über Sachen nachzudenken. Ob man sie bereuen könne, jemandem etwas Gutes oder Schlechtes tut...

Meine Hand bewegt sich wie automatisch zu den Scherben, als jedoch Evelyns verweintes Gesicht vor mir auftaucht, falle ich aus der Starre zurück auf den Boden. Ein Moment der Schwäche, alles ist vorbei... Sofort raffel ich mich auf und laufe schnell zu meiner Tür, um es zu melden... 'Sie ist wirklich die einzige, die etwas bei dir auslöst...' Ich weiß nicht, warum sie auf einmal da war... 'Ich kann dir Erinnerungen zeigen... Wie vor weniger Zeit.' Ich weiß nicht, ob ich dir danken oder dich hassen soll...

Er wollte gerade etwas sagen, das hab ich gespürt. Jedoch läuft mir mein Psychologe mit einigen Betreuern schon entgegen. Entsetzt sieht er erst in mein, wahrscheinlich kreidebleiches, Gesicht, dann zu meine Hand und dann wieder in meine Augen, welchen ich sofort ausweiche. Es ist mir einfach unangenehm... Ich will nur Augenkontakt, wenn ich ihn brauche. "Was ist passiert?" fragt er geschockt. "Können wir das allein klären? Und kann bitte jemand die Scherben in meinem Zimmer entfernen?" frage ich leise und sehe ihm nun in die Augen. Sofort nickt er. "Reinigt ihr Zimmer, sorgt dafür, dass das nicht nochmal passiert und wischt den Flur!" sagt er schnell. Sofort liegt mein Blick auf dem Boden des Flurs und anschließend auf meiner Hand. Das Blut fließt förmlich und eine lange Blutspur zieht sich hinter mir entlang. Einige Patienten, die in den Gesellschaftsraum gehen, sehen mich geschockt, verwirrt und sonst wie an. "Komm, du gehst jetzt erstmal zum Arzt!" sagt er, legt seine Hand auf meine Schulter und zieht mich zum Arztzimmer.

"Was ist passiert?" fragt mein Psychologe, während er Blätter zurecht legt. "Ich habe mich aufgeregt... dann hab ich den Spiegel zerschlagen..." "Wie konntest du den Spiegel zerschlagen? Alle Spiegel haben hier eine extrem hohe Festigkeit, extra Schichten und eine Folie drauf, damit dies verhindert wird." fragt er. "Extra Training." "Was für Training? Welches Ausmaß hatte es und warum hattest du es?" fragt er neugierig und sieht mich über seine Brille an. Ich weiß, dass er neugierig ist... Das merkt man nach einigen Monaten... Aber heute ist es irgendwie extrem... Als ob er wöllte, dass ich so schnell wie möglich hier raus komme... "Meine Eltern betreiben *Adams Flash*..., Konkurrenz, Hater und vieles mehr hätten uns auslöschen können, für eine hohe Summe als Geiseln nehmen können und ja... das sollte halt vermieden werden... Da bekamen alle Adam-Kinder ein spezielles, ausgearbeitetes und extrem strenges Training..." erkläre ich ohne wenn und aber. Doc. Marinsheftel mustert mich jedoch nur traurig und mitleidig. Ich glaube er weiß langsam, woran meine Psyche nach und nach zerbrach...

"Ich glaube wir sehen uns nicht nochmal Große, also bis Montag! Stell keinen Unsinn an okay?" lächelt mein Psychologe freundlich und entlässt mich somit aus dem Raum. Wenn ich noch ein wenig länger bleibe, kann ich ihn doch mit Vornamen ansprechen... Schlürfend bewege ich mich zu meinem Zimmer, bis Manu mit verschränkten Armen vor meiner Tür steht. "Du bist der Einzige, der mit Patienten aufs Zimmer darf..." sage ich als "Begrüßung". "Ebenfalls einen wunderschönen Tag Engelchen. Die anderen sind aber auch nicht schwer depressiv, haben 5000000 Ängste und sonst was. Ich soll dir nur einen Koffer vorbei bringen." erklärt er kurz und zeigt neben sich, auf den rosa Koffer mit Blümchen. Verwirrt mustere ich ihn.

"Bin ich etwa schwul?" frage ich belustigt und betrete mit Manu im Schlepptau mein Zimmer. "Ne, aber nen Mädchen." erwidert er ernst. Geschockt drehe ich mich zu meinem Bruder um. "Nicht dein Ernst." frage ich überfordert und trete leicht gegen den Koffer. "Nein, nicht mein Ernst. Der Richtige ist noch im Auto, wollte nur deine Reaktion sehen. Anscheinend bist du Homophob." lacht er frech. "Die Homophobe Lesbe... Achso." erwidere ich, stocke jedoch direkt. Ich habe es das erste mal gesagt... "Alles okay? Ich meine..." fragt Manu besorgt und legt seine Hand auf meine Schulter. Sofort zucke ich zusammen, wodurch er zuckt. "Ich glaube ich akzeptiere es... Jetzt... Ich meine, ich habe seit 3 Monaten eine Freundin... und verdammt, ich liebe sie... Ja. Ich bin Lesbe. Und niemand kann was dran machen..." sage ich leise und mustere Manu. In seinen Augen spiegelt sich purer Stolz wieder. "Es ist krass, was dieses Mädchen mit dir macht... Wenn sie sich jemals verletzt, bringe ich sie um." sagt er ernst und zieht mich in seine Arme. "Hör auf zu wachsen Kleine! Sonst bist du bald größer als ich!" lacht er leicht. "Tja, 1,86 m ist anscheinend doch nicht so groß." grinse ich ihn an. "Du bist einfach viel zu groß!" erwidert er und boxt mir leicht gegen dir Schulter.

"Freust du dich? Endlich wieder raus zu kommen?" fragt er zart, während er mir ein Shirt zu wirft. "Naja... Lange ist es her... Dann gehe ich wahrscheinlich noch mit in die Schule von Evie... Ich weiß nicht, ich bin etwas aufgeregt." lächle ich freundlich. "Natürlich, aber du packst das." lächelt er und zieht etwas aus meinem Schrank. "Da hast du mal rein gepasst?! Das ist ne 75 C!" lacht er, während er meinen BH aus dem Schrank zieht. "War halt geiler als deine One-Night-Stands." lache ich und zerre ihm den Stoff aus der Hand, um ihn wieder in den Schrank zu stopfen. "Du bist süß, aber meine Schwester. Ich werde dir nie sagen, dass du geil bist." lacht er gespielt angeekelt und wirft mir eine Jogginghose zu. "Ich finde deine Traumfrau! In naher Zukunft!" lache ich überzeugt und packe das letzte Kleidungsstück in meinen Koffer. "Wer es glaubt. Ich bin nicht so jemand, der sich bindet." "Das wirst du aber noch. Du wirst heulen, wenn ihr streitet. Die finde ich noch für dich." "Jaja, wir sehen uns Kleines. Bin übrigens ausgezogen, um mein Studium wo anders fertig zu machen." lächelt er, während er seine Arme um mich schlingt. "Wo?????" frage ich neugierig. "Sage ich dir später." lächelt er und flieht aus dem Raum. Okay... Und wieder fällt mir auf, dass es wie damals ist... Allein depressiv, bei anderen setze ich meine Maske auf...

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Soooo, weil ich mich länger nicht gemeldet habe... 500 Worte mehr als sonst. Hatte ne kleine Schreibblockade und allgemein Stress. (Schule, Family, etc. und yaaaa) Hoffe es gefällt euch ;)

Psycho and Cutie /girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt