Kapitel 60: Zeit allein

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"War mal nen Snap." sagt sie seelenruhig und steckt ihr Handy wieder ein.

"Und du bist sicher, dass du nicht über Nacht bleiben willst?" fragt Amelie zum 10000sten mal an Kylie, welche ebenfalls zum 10000sten dankend den Kopf schüttelt. "Ich will die beiden die letzte Nacht zusammen allein lassen. Ich komm morgen früh nochmal." grinst sie frech und wackelt an uns gerichtet mit den Augenbrauen. "Such dir nen Freund du untervögeltes Miststück." stöhnt Evelyn genervt auf. "Evelyn!" ermahnt sie ihre Mutter mit gehobenen Zeigefinger. "Ist doch so..." schmollt sie und kuschelt sich leicht an mich. "Viel Spaaaaaaß!" trällert Kylie und schließt die Tür hinter sich.

"Kylie scheint es ganz schon zu gefallen, was in unserem Liebesleben abgeht." kichert Evelyn und schmeißt sich zu mir aufs Bett. "Vielleicht will sie ja ein Teil davon sein." erwidere ich belustigt und verschränke meine Finger mit Evelyns. "Das bekommt sie aber nicht hin, meins!" knurrt sie ernst und fährt mir vom Hals aus über den Körper zur Hüfte, fängt dort an zu zögern. "Kommt jetzt die Jungfrau durch oder was?" lache ich leicht und funkle sie mit meinen Augen an. Ein leichter Rotschimmer legt sich auf ihre Wangen, was unnormal süß aussieht, und sie weicht meinem Blick aus. "Es ist nicht schlimm Prinzessin." grinse ich, packe sie mit beiden Händen an der Hüfte und ziehe sie etwas umständlich auf meinen Schoß.

"Es gefällt mir sogar." raune ich ihr ins Ohr, als sie ihren Oberkörper auf meinen nieder lässt. Sofort wird ihr Körper von Gänsehaut überzogen, was mich grinsen lässt. "Ach, das gefällt dir also?" frage ich in der gleichen Tonart und streiche ihr dazu noch ihr Shirt leicht nach oben, um sanft über ihren Bauch zu streichen. Leicht angespannt krallt sie sich in meine Schultern und versteckt ihr engelsgleiches Gesicht in meiner Halsbeuge.

"Zu viel?" frage ich unsicher und will von ihr ablassen, doch sofort packt sie mein Handgelenk und hält es fest. "Nur, weil du meine Emotionen nicht in meinen Augen siehst, musst du nicht unsicher werden. ich sag schon, wenn mir was nicht passt." haucht sie gegen meinen Hals und lässt ihre Hand wieder hinter meinen Nacken fahren.

Sanft streichle ich ihre Seiten immer wieder nach, was Evelyn schon lang zum einschlafen brachte. Da niemand mich ablenkt, habe ich in Ruhe Zeit, nochmal über alles die letzten Tage nachzudenken.
Seit Jahren habe ich nicht mehr so extrem und ehrlich gelacht, wie an diesem Wochenende. Noch nie hatte ich so ein starkes Bedürfnis, jemanden umzubringen, weil er einer Person zu nah kam. Noch nie habe ich jemanden verletzt, dass er ins Krankenhaus kam... Was auch immer es ist, hier geht es mir gut... Hier will ich bleiben... Hier kann ich gesund werden...

'Gut, dass du es einsiehst Engel.' sofort zucke ich zusammen. Wie lange war er jetzt bitte nicht mehr da? Ich hab ihn ganz vergessen... 'Das sollst du auch! Also nicht vergessen, aber die Realität akzeptieren. Ich bin tot, aber nicht wegen dir.' Weiß Jake davon?  Hallo?! 'Er wusste, dass wenn ich weg bin, warum...' Warum hat er nichts gemacht?! 'Wie denn? Sich gegen eine der reichsten Personen der Welt stellen? Versuch das mal.' Hm... 'Er wird es dir morgen erklären, aber bitte lass Evie dabei... Und bitte, kannst du mir einen gefallen tun?' Natürlich.. und was? 'Ich möchte mich richtig verabschieden... das konnte ich nie...' Natürlich mache ich das... Aber meinst du nicht, dass es ihn verletzt? 'Er streubt sich gegen Liebe, seitdem ich weg bin... Ich will ihm sagen, dass er lieben soll... Bitte Prinzessin...' Okay...

"Willst du nicht schlafen, Babe?" murmelt Evelyn leise und kuschelt sich mehr an mich. "Oder willst du weiter mit Jonathan sprechen?" fährt sie fort, weswegen ich sie verdutzt ansehe, was man gerade so durch das Mondlicht erkennen kann. "Es ist wieder so kalt, wie immer, wenn er da ist. Merkst du das nicht?" fragt sie übermüdet. "Nur am Anfang." lächle ich zart und rutsche noch näher zu ihr, wenn es überhaupt noch geht, und drücke sie fest an mich. "Gute Nacht Prinzessin." nuschle ich und vergrabe meine Nase in ihren Haaren. "Gute Nacht Baby."

Langsam öffne ich meine Augen und sehe direkt in die fast schwarzen Augen, die zur Iris ein wenig brauner werden, von Evelyn. "Guten Morgen." brumme ich mit meiner Morgenstimme, die Evelyn vor schreck die Augen aufreißen lässt. "So eine tiefe Stimme hab ich noch nie gehört." sagt sie leicht kichernd und legt eine Hand auf meine Wange. "Ich bin ja auch ein super männlicher Mann!" schmunzle ich ironisch, doch das kleine lächeln verschwindet wieder, als ich Evelyns Augen traurig aufblitzen sehe.

"Was ist los Prinzessin?" frage ich sofort und lege meinen Arm um ihre Taille. "Du musst heute gehen..." lacht sie traurig auf, wodurch ihr direkt stumme Tränen über die Wange laufen. "Und komme in 5 Tagen wieder her." antworte ich sofort, was es aber nicht besser macht. "Ach Prinzessin... Ich tue alles, damit ich so schnell wie möglich dort raus kann okay? Für dich..." erkläre ich zart und küsse sie auf die Stirn. "Du hast Vertrauensprobleme Layla... Du weißt, dass das nicht so leicht geht..." sagt sie traurig. "Damit ich bei dir sein kann, schiebe ich diese Probleme einfach zur Seite..." antworte ich zaghaft und schenke ihr ein aufmunterndes Lächeln. "Du bist so süß." lächelt sie, während die Tränen nachlassen. "Und du erst." grinse ich und drücke meine Lippen auf ihre. Jedoch wird aus dem zarten, zurückhaltenden Kuss schnell etwas ganz anderes. Nach einigen Sekunden öffnet Evelyn ihren Mund einen Spalt, was ich ihr gleich mache und unsere Zungen nach der Oberhand ringen. Immer intensiver, ohne uns zu trennen, stemme ich mich mit meinem rechten Arm leicht nach oben und beuge mich über meine Freundin. Als wir unsere Lippen schweren Herzens wegen dem Luftmangel lösen, strahlt sie mich wie die Sonne höchst persönlich an.

"Wenn du so gut im Bett bist, höre ich nie wieder auf." seufzt sie und lässt sich wieder ins Kissen fallen. Schmunzelnd schüttle ich den Kopf und mustere sie belustigt, was sie mit fragenden Blick kommentiert. "Was hast du eigentlich für Stimmungsschwankungen? Einmal Rot werden, wenn man Sex sagt und ganz plötzlich machst du Anspielungen, die nicht mal Kylie machen würde!" lache ich und denke an diesen Nachmittag. Kylie ist eigentlich durchgehend pervers, macht absichtlich zweideutige Anspielungen und fasst einen aus Spaß immer wieder an. "Ich weiß auch nicht was das ist... so ne Art Mut-Schub, wo ich all den Mut auspacke, den ich habe..." sagt sie wieder leicht verlegen. "Das verwirrt mich Prinzessin." lache ich leicht, gebe ich einen flüchtigen Kuss und erhebe mich langsam aus dem Bett. "Ich mach mich fertig." erkläre ich meine Handlung, als ich mich strecke und verschwinde auch schon aus dem Zimmer.

"Kannst rein." lächle ich das bezaubernde Mädchen an, welches sich aufrichtet, aber an meinem Körper hängen bleibt. "Wie wäre es, wenn wir die 2 letzten Kleidungsstücke noch entfernen?" fragt sie scheinheilig und läuft auf mich zu. "Lass das." lache ich leicht und wuschle ihr über den Kopf. "Man! Du weißt, dass ich das hasse!" faucht sie und schlägt meine Hand beleidigt weg. "Frau! Das weiß ich und deswegen mache ich es!" antworte ich lächelnd, laufe zu meinem Stück Kleiderschrank, was Evelyn für mich freigeräumt hat, und ziehe mich schnell an. "Shit.." fluche ich, als mir die Deo-Flasche auf den kleinen Zeh fällt und hüpfe auf einem Bein aus dem Schrank heraus und setze mich auf das Bett, um meinen kleinen Zeh zu halten.

Nach einigen schmerzvollen Minuten höre ich, wie das Wasser im Badezimmer abgedreht wird. Nach weiteren Minuten stehe ich auf, um schonmal mein Pflegezeug zu holen, und gehe gezielt auf die Badezimmertür zu. Mit dem Gedanken, dass Evelyn schon angezogen ist, öffne ich die Tür ruckartig und verharre in meiner Bewegung.

Psycho and Cutie /girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt