Familienangelegenheiten

1.9K 78 93
                                    

       

Die schwüle Luft drängte sich durch meine Lungen und augenblicklich machte sich in mir ein Unwohlsein breit das ich beim besten Willen nicht ignorieren konnte. Meine Beine trugen mich durch den Sand, der unter meinen Füßen wegrutschte und mir das rennen erschwerte. Wir hasteten durch die flackernden Lichter der Suchscheinwerfer und schleppten uns die Dünen hinauf. Helikopter wurden gestartet, deren Propeller die Luft durchschnitten. Mein Herz raste, ich schaute mich panisch nach meinen Freunden um. Hinter mir liefen Chuck und Winston und Minho zog Sonya hinter sich her. Angestrengt hievte ich mich den verdammt hohen Sandberg hinauf und folgte Thomas, Teresa, Aris und Pfanne die vor mir liefen.

Newt packte mein Handgelenk und zog mich mit sich. Wir erreichten den Höhepunkt der Düne und blickten über eine karge Wüstenlandschaft. So weit das Auge reichte war nichts außer Sand und der dunkle Horizont, der sich irgendwann in der Ferne mit den Sanddünen vermischte.

„Da unten! Kommt schon!" befahl Teresa im dringendem Ton und wies auf einen Spalt im Sand. Beim genaueren Hinsehen erwies sich der Spalt als ein Fenster das eingeschlagen wurde. Völlig unter dem Sand begraben, lag ein Gebäude und nur hier und da konnte man den grauen Beton erkennen.

Wir setzten uns in Bewegung und schlitterten den instabilen Berg hinab. Nacheinander huschten wir durch das kaputte Fenster und schlüpften damit in das innere eines ehemaligen Bürogebäudes. Alles war dunkel, bis auf ein paar spärliche Beleuchtungen durch Notausgangsschilder war nichts zu sehen. Alles in diesem Haus war kaputt. Überall lagen Stühle und diverse andere Möbelstücke. Von der Decke hingen die Platten herab und drohten uns die Köpfe zu zerquetschen, wenn sie herunter krachen sollten.

„Was machen wir jetzt?" kam von Winston der sich mit geweiteten Augen umsah.

„Wir müssen einen Weg zum rechten Arm finden" sagte ich mehr zu mir als zu Winston, doch lenkte ich dadurch die gesammelte Aufmerksamkeit auf mich.

„Was ist der rechte Arm?" fragte Sonya verwirrt. Ihr dunkeln Augen fixierten mich.

„Ich habe in den Akten von ihr gelesen. Es ist eine Art Organisation die Jugendliche, die von WCKD entführt wurden in eine Sichere Zone bringt. Sie sind überall angesiedelt. Das könnte unsere einzige Chance sein." erklärte ich und hörte meine eigene Stimme von den kalten Wänden widerhallen.

„Wie finden wir den rechten Arm?" stellte Aris die Preisfrage.

„Ich wünschte ich wüsste es, aber ich kann es euch nicht sagen... es tut mir leid" enttäuscht von mir selbst schlug ich den Blick zu Boden. Newt trat neben mich und zog mich an der Hüfte zu sich.

„Wir werden morgen früh aufbrechen. Was anderes bleibt uns nicht übrig. Sucht einen geeigneten Platz für die Nacht" befahl Newt in einem bestimmten Ton. So wie es ein Anführer tat.

***

Es dauerte nicht lang bis wir etwas passendes gefunden hatten. Minho saß zusammen mit Sonya am Feuer und sorgten dafür dass es nicht erlosch. Teresa untersuchte gerade eine Schnittwunde, die Aris sich bei der Flucht zugefügt hatte. Thomas beobachtete die Szene mit genauem Blick, was Pfanne zum lachen brachte. Winston und Chuck lagen schon etwas abseits des Geschehens und schlummerten friedlich.

„Was meinte Janson da vorhin?" holte mich Newt aus meinen Träumereien. Ich sah zu ihm. Sein Gesicht war in das warme Licht des Feuers getaucht und sein Blick hielt meinen fest umklammert. Im Schneidersitz setzte ich mich ihm zugewandt hin.

„Es gibt einige Dinge die ich durch meine Zeit bei WCKD erfahren habe und Dinge die ich in den Akten gelesen habe"

„Was zum Beispiel?" hakte er nach und legte seine flache Hand auf meinen Oberschenkel.

„Der Brand. Die Menschen sind zum größten Teil infiziert und so gut wie ausgelöscht. Überall wimmelt es von diesen 'Cranks' wie sie sie nennen." erklärte ich.

„Es ist wirklich merkwürdig endlich raus aus dem Labyrinth zu sein, nur um immer weiter vor irgendwas davon zu laufen. Manchmal denke ich es wäre doch besser gewesen einfach in diesem verdammten Ding eingesperrt zu bleiben" überlegte er laut und starrte abwesend ins Feuer.

„Nein dass wäre es nicht. Wir haben eine Chance auf Freiheit und auf ein ganz normales Leben, naja so normal wie es nunmal geht" ich hoffte auf Zustimmung, doch es kam keine. Newt schien ganz versunken in seinen Überlegungen und ich bildete mir ein zu sehen wie er immer trübseliger wurde.

„Fragst du dich manchmal wie dein Leben vorher gewesen war?" fragte Newt.

„Ja" sagte ich einfach. Die Frage traf mich völlig unvorbereitet.

„Du weißt zwar schon einiges über deine Vergangenheit, aber wäre es nicht toll sich an etwas zu erinnern?"

„Ich wusste nicht dass dich die Sache so beschäftigt..."

„Normalerweise tut es dass auch nicht, aber in letzter Zeit denke ich immer öfter daran" murmelte er.

„Newt... ich habe da noch etwas ..." stotterte ich unbeholfen vor mich hin. Ich hatte seine Aufmerksamkeit zurückgewonnen. Er blickte mir mit seinen dunkeln Augen direkt in meine.

„Ja?" hakte er nach und blickte mich fragend an.

„Newt du hast eine Schwester..."

„Ich hatte also eine Schwester... ich kann mich aber nicht erinnern, also..." unbeholfen zuckte er mit den Schultern.

„Du hast mir nicht zugehört. Ich sagte du HAST eine Schwester" Schweigen folgte. Mit leicht geöffneten Lippen schaute Newt mich an, als würde die Antwort in meinem Gesicht liegen.

Ich nickte zum Feuer rüber, an dem Minho und Sonya noch immer saßen und sich unterhielten.

Newt suchte noch einmal mein Gesicht ab, als würde er denken ich mache Witze doch dem war nicht so. Sonya war Newt' Schwester.

My Heart Is A Desert // Newt FF✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt