Ich blieb hier und die Zeit, in der sie nicht da war, fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Nach einer Viertelstunde kam sie wieder ins Zimmer. Sie hatte die Klamotten einer Krankenschwester dabei, die sie mir kommentarlos aufs Bett legte. Dann sagte sie schließlich, nachdem ich mir Hose und Shirt übergezogen hatte und mir das Namensschild angeknipst hatte: ,,Ich warte draußen mit dem Auto, beeile dich und pass auf, dass dich niemand sieht." Dann verließ sie schweigend das Zimmer. Und wie genau sollte ich mich fortbewegen mit einem gebrochenen Bein?
Letztendlich beschloss ich, dass es schon irgendwie gehen musste. Ich hinkte zur Tür und öffnete sie; sofort kam eine andere Schwester um die Ecke. Ich wollte die Tür schon wieder schließen, doch sie hatte mich bereits entdeckt und eilte auf mich zu. Unsicher trat ich aus dem Raum und zog die Tür hinter mir zu.
,,Frau Schlee, ich brauche dringend Verstärkung." Ich stutzte. Wie meinte sie das? Es dauerte ein bisschen, bis ich verstand, dass sie tatsächlich mich meinte, da ich das Namensschild von Frau Schlee, wie sie scheinbar hieß, trug.
,,Oh..ähm. Eigentlich wurde ich gerade beauftragt, eine Pause einzulegen", versuchte ich, mich aus diesem Schlamassel herauszureden. ,,Ach je, könnten Sie mir vielleicht trotzdem helfen? Bitte? Es dauert auch wirklich nicht lange!", flehte sie mich mit verzweifelten Falten auf der Stirn an. Und nun? ,,Um was geht es denn?" Wollte ich wissen, da mir gerade eine gute Idee gekommen war, wie ich diese Aufgabe jemand anderem auftragen könnte. Bevor sie weitersprach, sah sie mich fragend an. ,,Was ist denn mit ihrem Bein passiert?"
Scheisse, wieso hab ich denn bloß nicht daran gedacht, mein Bein besser zu verstecken?,,Stressfraktur", gab ich trocken zurück und hoffte, dass sie nicht weiter darauf eingehen würde, zugleich war ich stolz, dass mein Hirn irgendwelche professionell klingenden Wörter hervorbrachte, die ich vermutlich aus irgendwelchen Dokus aufgeschnappt hatte.
,,Oh, Sie Ärmste, ja... Das ist wirklich kein Spaß, sowas." Ich nickte verstehend. ,,Aber ich kann mich ja auch nicht ewig krank schreiben lassen, ich brauche einfach Beschäftigung", gab ich zurück, inzwischen voll in meiner Rolle. Bevor wir noch weiter vom Thema abschweifen konnten, erklärte sie mir endlich, um was es ging.
,,Es geht um einen Jungen, 9 Jahre. Er hat sich eventuell die Hand gebrochen, aber dieser Verdacht muss mit Hilfe von einem Röntgenbild bestätigt werden. Und nun kommen Sie endlich, bitte, Sie wissen doch, dass man die Bilder alleine nicht machen kann, er zappelt immer so. Ich brauche Hilfe, aber wir haben gerade Full House. Na los, geben Sie mir doch eine Viertelstunde Ihrer kostbaren Zeit." Sie schien der Verzweiflung nahe. Ich konnte nicht mit, ich würde alles nur noch schlimmer machen und außerdem musste ich schleunigst hier raus, bevor das Fehlen von Frau Schlees Kittel bemerkt wurde.,, Ich kann nicht, tut mir sehr leid. Aber fragen Sie doch Herrn Müller", nannte ich den erstbesten Namen, der mir einfiel. Als sie verwirrt und grübelnd zugleich die Augenbrauen zusammen zur, fügte ich schnell hinzu : ,,Oder wie hieß er? Herr Kraus vielleicht?! Ach sie wissen doch, wen ich meine! Den Neuen... Herr..." Ich schnipste mehrfach mit den Fingern und kniff die Augen hinter meiner Brille zusammen, so, als würde mir der Name des hoffentlich existenten 'Neuen' gleich einfallen. "Achso, Herrn Meinzer meinen Sie!", half mir die andere Pflegerin, Frau J. Elch, wie auf ihrem Schild stand, auf die Sprünge.
"Ja, genau!" Ich schlug mir in einem Anflug von Hätte-ich's-doch-wissen-müssen mit der flachen Hand gegen den Kopf, was sofort flammende Schmerzen auslöste. Gerade, als ich dabei war, die Luft schmerzerfüllt einzuziehen, überfiel sie ein skeptischer Blick.
"I- ich muss weg!", tat ich kund und wollte schon weghüpfen, da hielt mich die kalte Hand von Frau Elch an der Schulter fest. Ihre Laune schien wie umgeschaltet. Nun war sie eine ernsthafte Bedrohung für mich. "Wohin so eilig?", fragte sie kühl.
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Fucked
Teen Fiction'Mir geht es gut, ich habe das alles hinter mir gelassen', sage ich, aber meine Vergangenheit verfolgt mich und zerfrisst mich. Mir geht es nicht gut, ich kann nicht mehr. Die 17 jährige Hannah scheint nach außen hin wie ein gewöhnliches junges Mäd...