Kapitel 22

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Er verließ das Zimmer sichtlich gekränkt davon , dass ich ihn angeschrien hatte, obwohl er nur helfen wollte. Er blieb stehen, um noch etwas zu sagen, doch dann überlegte er es sich doch noch anders und verschwand. Bestimmt wollte er mir versichern, dass er immer für mich da wäre und ich immer mit ihm sprechen könnte, egal über was. Ich stand auf und wollte ihn hindern zu gehen, doch es hatte sowieso keinen Sinn, also setzte ich mich wieder.

Ich hatte den Drang zu Weinen,aber das würde gleich wieder dazu führen, dass ich zu etwas Spitzem greifen wollte, also schluckte ich den Kloß in meinem Hals herunter und blinzelte, um die Tränen daran zu hindern, mein Auge zu verlassen.

Jedes Mal wenn ich Jemanden brauchte und alles was ich wollte das Bleiben der Person war, stieß ich alle nur von mir. Schlafen konnte ich die Nacht,wie alle die anderen Nächte nicht,also blieb ich nur wach liegen und starrte die Decke an, die immer wieder hell erleuchtet wurde durch den Schein eines vorbeifahrenden Autos.

In einem Moment des Schlummerns war auf einmal wieder diese Stimme zu hören, bei der ich nie wusste, ob sie real war oder nicht.

,,Ich werde dich finden und dann werde ich üble Dinge mit dir anstellen, Hannah." ,ich rollte mich zusammen wie ein Ungeborenes, doch die Stimme ließ nicht locker.
,,Ich kann doch spüren, dass du mich hörst. Erinnerst du dich an das letzte Mal , an dem du richtig gefickt wurdest? Meiner Meinung nach viel zu lange her."

Nun erkannte ich die Stimme, es war Steffen. Ich versuchte ruhig zu bleiben also flüsterte ich nur ,,Verschwinde."
Es war für einen kurzen Moment still doch dann
,, Du kannst wegrennen,oder dich verstecken, aber ich werde dich immer wieder finden, es wird Zeit, dass du wieder deinen Zweck erfüllst."
Jetzt wurde ich weinerlich, denn ich war mir nun sicher, dass er da war.
Die Stimme hörte sich so echt an, so klar.
Keuchend richtete ich mich auf und schlug auf der Schalter der Nachttischlampe neben mir. Niemand war da. Ich war alleine in meinem Zimmer, nur das Poltern der Reifen eines Autos über den Asphalt war zu hören und...Schluchzen.

Das Schluchzen musste echt sein, denn ich war wach, Steffens Stimme habe ich mir nur eingebildet,obwohl sie beängstigend echt war, doch das Schluchzen war klar erkennbar.
Ich stieg aus dem Bett, sodass dies ein Knarzgeräusch von sich gab und langte mit der Hand nach den Krücken.

Nach kurzem Überlegen, legte ich sie doch wieder zurück und entschloss mich dazu über den Teppichboden im Flur zu robben. Ich wollte Tristan den Schlaf gönnen, wenn er mich hören würde, würde er sich nur Sorgen machen. Das Schluchzen kam jedoch aus seinem Zimmer.

Es wunderte mich, denn Tristan konnte es doch eigentlich nicht sein, ich hatte ihn noch nie Weinen gesehen. Ich ließ mich neben dem Türrahmen hinter der Wand nieder, sodass ich Deckung hatte. Als ich das Gefühl hatte, unbemerkt zu sein, warf ich einen kurzen Blick in sein Zimmer. Er saß auf der Bettkante, das Gesicht in den Händen vergraben, die auf seine Knie gestützt waren. Er sah aus wie ein Häufchen Elend, wie ich, um genau zu sein.

Immer wieder unterbrach er das Schluchzen und versuchte sich wieder zu beruhigen. Sollte ich reingehen, oder würde ihm das nur unangenehm sein?

Er weinte doch nicht etwa wegen mir? Das schlechte Gewissen überkam mich wie eine grosse Welle. Ich hatte es geschafft meinen Bruder zum Weinen zu bringen, nur weil ich ihm so viel Leid bereitete.
Mein Dasein war Schuld am Leiden von Jedem, den ich kannte. Was suchte ich überhaupt noch hier? Ich war ein verdammter Fehler und hätte niemals existieren dürfen. Ich presste die Hand vor den Mund, um nicht auch noch zu Heulen.

Auf allen Vieren kroch ich wieder zurück in das Gästezimmer, nun konnte ich endlich ungestört heulen. Nachdem ich mich ein bisschen beruhigt hatte, suchte ich in meiner Tasche nach der Packung Zigaretten, die ich in meine Tasche gepackt hatte, wenn auch nicht sonderlich unauffällig.

Tristan hatte sie bestimmt längst konfisziert. Ich war eigentlich keine Raucherin und hatte die Zigaretten nur mitgenommen,um in einer Stresssituation nicht gleich wieder einer Klinge zu verfallen.
,,Suchst du die hier?", ich erschrak und mein Herz begann sofort damit wie wild zu schlagen, ruckartig drehte ich mich um,Tristan stand im Türrahmen und hielt die Packung an zwei Fingern.
,,Woher.." begann ich doch Tristan unterbrach mich sofort ,, Ich hatte Angst du hättest Klingen oder irgendwas mitgenommen, mit dem du dich verletzten könntest." sagte er.

Er konnte doch nicht einfach meine verdammten Sachen durchwühlen! ,,Spinnst du jetzt komplett mein Zeug zu durchwühlen? " schrie ich ,,Sind wie hier im Gefängnis ,oder was?". ,

FuckedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt