Kapitel 21

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 Das letzte, was ich höre ist ein anfahrendes Auto. Der Mann stöhnt, nachdem er ein paar Mal verschnauft hat fragt er ,,Okay, kannst du rausgeben?" Er steckt mir das Geld entgegen, doch dann rückt er wieder näher zu mir und drückt mich ruckartig auf dennach hinten geklappten Sitz.

,,Ich hab's mir anders überlegt, Ich will nochmal!" Mit seinem Gewicht drückt er mich herunter, sodass ich kaum noch Luft bekomme. Er hält mir den Mund zu, sodass ich nicht schreien kann.
Ich werde panischer, doch kann mich nicht bewegen. Er benutzt kein Kondom, das heisst ich werde schwanger- von Lias Vater. Ich versuche wieder zu schreien und dieses Mal gelingt es mir.

Schweißgebadet wachte ich im Gästebett auf. Ich fühlte mich wieder schrecklich benutzt. Als wäre mein Körper nur ein abgenutztes Objekt, das keiner mehr brauchte.

Es nur ein Traum, das wusste ich, doch warum hat er sich dann so echt angefühlt?
Ich stand auf und ging auf das Badezimmer zu. Dort angekommen kniete ich mich vor die Toilette und kotzte alles raus was ich in meinem Magen befand. Tristan stand plötzlich hinter mir und wollte wissen was los war. ,,Geh weg! Ich will nicht dass du mich so siehst!" Schluchzte ich.

,,Es ist okay, das ist nicht das erste Mal, dass ich Jemanden hab erbrechen sehen.", er kniete sich zu mir und hielt meine Haare zurück. Als ich fertig war, führte er mich zur Badewanne. Ich setzte mich hinein und er ließ den Duschkopf über mich laufen.

Das Wasser war eiskalt, doch es brachte mir wieder Klarheit im Kopf. Es war alles wie immer, ich hatte nur geträumt, doch dann kam es wieder über mich.

Es war nicht nur ein Traum, es war meine Vergangenheit. Die Situation ist tatsächlich passiert. Gepackt von diesem Gedanken begann ich wieder damit zu würgen, doch ich hatte keinen Inhalt mehr in meinem Magen,der hätte rauskommen können.
Tristan dachte bestimmt ich hätte irgendeinen Magendarmvirus, er würde mich bestimmt gleich wieder mit Medikamenten voll stopfen. Trotzdem fühlte ich mich irgendwie befreit nachdem ich fertig war, als hätte ich die Vergangenheit wenigstens für kurz aus mir heraus gekotzt.

Tristan zog mich unter dem Armen hoch, er brachte mir ein Handtuch und wickelte mich darin ein. ,,Was ist denn los?Bist du krank?"fragte er besorgt. Ich war allerhöchstens krank im Kopf...

,,Nein bin ich nicht.." versicherte ich ihm. ,,Wieso hast du dich dann übergeben?" fragte er wieder. ,,Ich musste an was denken, was mich dazu brachte." Mit diesen Worten verließ ich das Bad und humpelte zurück ins Zimmer.
Ich wollte ihn nicht wieder anlügen, doch auch nicht wieder belehrt werden.

Dieses Mal ließ mich Tristan allerdings nicht einfach fortgehen. Er rannte mir sofort hinterher und half mir, mich auf das Bett zu setzen.
,,Warte hier, ich bring dir ein paar Salzbrezeln." dann ging er.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, da sich Tristan jedes Mal so viel Mühe gab und ich ihn immer nur von mir stieß, aber ich konnte auch einfach nicht anders.
Ich wusste nicht damit umzugehen,dass mir Jemand so nahe trat.

Nach kurzer Zeit kam er wieder zurück, was hieß , dass wir jetzt reden mussten. Dieses Mal fragte er mich jedoch nicht , von was ich geredet hatte, er wartete darauf, dass ich sprach.
,,Ich weiß nicht, wie ich dir sagen soll, was los ist , ohne das zu erwähnen, was ich nicht erwähnen möchte." begann ich. ,,Wieso kannst du es nicht einfach erwähnen?"fragte er. Ich wusste, dass er nichts Verstand, er hatte keine Ahnung wie man sich fühlt, wenn man Jemandem so etwas beichten muss, also began ich mit etwas anderem.

,,Amalia und ich sind keine Freunde mehr, weil ich ihr die Sache gebeichtet habe, von der ich eigentlich nicht sprechen kann." sagte ich.
,,Du weißt doch, dass ich mich nie von dir abwenden könnte, egal was du getan hast." Er konnte doch gar nicht wissen, wie er reagieren würde, Amalia war auch immer davon überzeugt gewesen ,uns würde nichts trennen.

Naja wer wusste schon, dass Den-Vater-des-anderen-ficken mal zu unserem Streitpunkt werden würde. Das ist einfach das Letzte ,was man seiner besten Freundin antun könnte, doch ich hab's getan und das nicht nur einmal.
Ich fragte mich,ob Amalia ihren Vater schon darauf angesprochen hatte. Bestimmt, dachte ich mir, und bestimmt weiß es nach den Ferien die ganze Schule. ,,Hannah?"riss Tristan mich aus den Gedanken.
Sofort schreckte ich hoch.

,,Ja, ähm.. ja, gut" stammelte ich. ,,Du möchtest nicht genauer darüber reden, oder?" Fragte er enttäuscht, woraufhin ich erleichtert den Kopf schüttelte.
,,Ich bin jederzeit da, falls du es dir anders überlegst." fügte er hinzu, dann ließ er das unangenehme Thema endlich fallen. Er schien kurz noch zu zögern, dann aber fügte er hinzu
,, Soll ich hier bleiben?".

Ich wusste nicht, wieso aber statt das süß zu finden, wurde ich wütend.
,,Nein Tristan! Ich bin doch kein Baby mehr!", schoss ich empört zurück. Ich fühlte mich bedrängt. Ich wollte nicht mit männlichen Gestalten auf so engem Raum zusammen sein, erst recht nicht, wenn es darum ging, mit meinem großen Bruder, der er mir momentan etwas zu fürsorglich vorkam, nachts in einem Bett zu schlafen.
Er lachte ,aber nicht laut, fröhlich und ausgelassen, sondern zwischen wütend und verbittert. ,,Okay, Hannah. Dann eben nicht. War ja nur nett gemeint."

Irgendwie tat er mir ja schon leid, das kleine Muttersöhnchen, das erst kürzlich zum Vater geworden war, das jetzt auf sein behindertes Häufchen Elend einer Schwester aufpassen musste.
Nur leider war er damit genauso überfordert wie alle anderen, die versuchten sich mir zu nähern.

Ich war scheiße. Mein Leben war scheiße. Musste ich immer alles zerstören? Ich wollte die Menschen um mich herum doch nur glücklich machen, doch wie sollte ich?
Die Menschen meinten, es mache sie glücklich, wenn sie mein Geheimnis also meine Vergangenheit, kannten, doch wenn sie sie erfuhren, konnten sie nie wieder glücklich sein mit mir.  

FuckedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt