Kapitel 16

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"HALT DIE FRESSE!", schrie ich völlig außer mir und brach in Tränen aus.

"Ja, da flennst du! Sowas kann nicht mal eine hässliche Schlampe wie du ertragen, was?" Sie lachte fies und dreckig, irgendwie aber auch verbittert.

"Du hast keine Ahnung, Lia... keine Ahnung von mir... du kennst mich nicht", schluchzte ich unverständlich. "Dann zeig mir doch die wahre Hannah!", keifte sie ungeduldig. " Das werde ich... Oh ja, das werde ich, aber sie wird dir nicht gefallen..." Wieder dieses gemeine Lachen von ihr.

Ich zerrte an ihrem Handgelenk, nahm in die anderen Hand eine Krücke und zog sie ruppig aus dem Haus.

Entsetzt schrie sie auf: ,, Hannah, was machst du?!" "Dir die wahre Hannah zeigen", knurrte ich außer Atem, "obwohl es es kein Stück verdient hast."

Ich schliff sie mit zur Bushaltestelle und wir warten schweigend und gedankenverloren auf den Bus meiner persönlichen Hölle.

Nach wenigen Minuten darauf kam Bus, wir stiegen ein, eine dreiviertel Stunde später waren wir da.
An der Haltestelle des Grauens. Erst, nachdem wir schon eine ganze Weile gelaufen waren, brach Amalia schließlich das Schweigen. "Was hast du eigentlich mit deinem Fuß gemacht?", fragte sie mit eisiger Stimme, aus der man den Hass fast schon heraus schmecken konnte.

"Interessiert dich doch sowieso nicht", gab ich übelster Laune zurück. Sie zuckte nur mit den Schultern und wandte sich wieder dem Gehweg zu. Nach weiteren zehn Minuten waren wir da, in der schlimmsten Hölle der Welt, angekommen.

Lia schien zu ahnen, wohin es ging, trotzdem vergewisserte sie sich noch einmal, ich glaube sie hatte Angst, ihre Befürchtungen würden sich bewahrheiten.
"Hannah, wohin verdammt gehen wir?", fragte sie, doch ich antwortete nicht, ich machte mir nicht einmal die Mühe, sie anzusehen.
"Hör auf mit dem Scheiß, sonst gehe ich!", schrie sie.
"Wohin denn? Ohne mich findest du nicht heim."

Inzwischen waren wir auf dem Feldweg angekommen. Der Platz war gut versteckt und doch zugänglich, da er sich an einer Abzweigung der Autobahn befand. Ich habe aufgehört, zu zählen wie oft Steffen mich am Arm hierher geschliffen hatte, so wie ich jetzt Amalia.

Als wir den Platz, an dem ich früher immer stand, mit den vielen vorbeifahrenden Autos sahen, hatte ich wieder das Gefühl zu ersticken, mein Herz schlug so schnell, dass ich es bis in den Hals spüren konnte.

Amalia blieb stehen. "Schon klar, Hannah. Ich soll nicht wie die Weiber da werden, die alles für Geld ficken, was nicht bei drei aufm Baum ist."
Sie hatte wieder zu ihrem arroganten, selbstbewussten Ich zurückgefunden, zumindest bis ich mein und ihr Leben zerstören würde...

"Es gab bis vor ein paar Monaten einen Jungen... Er ist immer noch nicht aus meinem Leben verschwunden." Ich konnte seinen Namen einfach nicht aussprechen. "Zuerst hat er mich vergöttert, und blöd wie ich war habe ich mich darauf eingelassen. Du kennst ihn, den Jungen aus dem Schwimmbad. Er hat mich als Erstes an seine Freunde verkauft... Weil er sagte, seine Mutter sei krank und sie die Krebs-Therapie nicht bezahlen könnten, weil sie nicht versichert wäre, also habe ihm geholfen..."

Ich wollte weiterreden, doch sie unterbrach mich: "Ist ja wohl nicht dein Ernst, Hannah! Für wen hältst du dich, dass du mir so ne Scheiße erzählst! Jetzt lass die Märchen-Stunde Mal beiseite und klär mich endlich auf, wieso wir hier sind!", keifte sie mich an.

"Ich wünschte, es wäre nur Scheiße... Ich wünschte so sehr, ich hätte mir das alles nur ausgelacht... aber es ist wirklich passiert, Lia!", fing ich wieder an. "Wie meinst du verkauft?", kam sie wieder auf das vorher Gesagte zurück.

"Was?" "Na, du hast gesagt, der Typ hat dich verkauft...", sagte sie, als würde sie mir jetzt glauben.

"Er war sowas wie mein Zuhälter... Zuerst habe ich das freiwillig getan, weil ich ihn liebte, aber als ich aufhören wollte, hat er mich gezwungen, weiterzumachen.
Er hat mich geschlagen und ausgepeitscht und angedroht, dass seine 'Freunde' Anne was antun. Ich hatte verdammt nochmal Schiss, okay?!" Lia sah entsetzt aus... Ich hatte sie noch nie so gesehen.

Sie hatte Tränen in den Augen, die gleichzeitig vor Wut funkelten. "Du warst also ne richtige Schlampe?", fragte sie entgeistert. "Ja..." Ich schnappte nach Luft. "Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen, aber ich kann nicht..." Meine Stimme versagte.

"Ich kann nicht glauben, dass du mir das verschwiegen hast. Ich habe dich immer für das schüchterne kleine Mädchen gehalten, das noch keine Erfahrungen gemacht hat oder geschweige denn einen Jungen geküsst hat, aber wies aussieht bist du eine richtige Schlampe."

Ich hatte Angst, was sie als nächstes tun könnte. "Ich habe zu viel gemacht, was ich jetzt bereue. Ich glaube, ich hatte schon jede Art von Sex mit jeder verdammten Altersklasse. Scheiße, ich hab Typen gefickt, die älter waren als dein Vater, ich hab mit deinem..."

"Nein", sagte sie geschockt. "Das hast du nicht! Das hast du verdammt nochmal nicht! Du hast verdammt nochmal nicht meinen Vater verfickt!", Ich starrte sie wortlos an, versuchte etwas zu sagen, doch kein Wort kam raus, dann wurde sie lauter.

"Du hast die Beziehung meiner Eltern ruiniert, weil meine Mutter herausgefunden hat, dass mein Vater eine Schlampe vom Strich gefickt hat! Ich hab es dir erzählt und du hast damals so getan, als täte es dir leid! Scheiße, ich hab mich deswegen mal geritzt! Warte, das war vor zwei Jahren... wie lange fickst du denn schon alte Männer?!".

Ich hatte sie noch nie so äußersten sehen wie heute. "Es tut mir so leid! Ich wollte mich weigern, aber Steffen hat mich so lange geschlagen, bis ichs getan hab!" "Wie lange?!", schrie Lia.

FuckedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt