Kapitel 10

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Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, breitete sich in meinem Bauch ein merkwürdiges Gefühl aus. Es war eine Mischung aus Angst, Aufregung und Vorfreude. Einerseits habe ich einfach Panik vor dem Labyrinth. Wir wissen nicht was uns erwartet. Ob dieser rote Knopf überhaupt der Weg nach draußen ist. Andererseits möchte ich hier raus. Ich möchte nach Hause. 

Kurzentschlossen richtete ich mich auf. Vorsichtig um Newt nicht zu wecken, der weiterhin friedlich schlief. Ich stand auf und entschied mir etwas Essen von Bratpfanne zu holen. Ich hatte unfassbar Hunger und brauchte einen gesättigten Magen für den Weg durch das Labyrinth. Hoffentlich war er schon wach. Als ich Newts Hütte verließ, fällt mir sofort auf, dass die Lichtung sehr verlassen wirkte. Keiner arbeitete. Keiner redete. Die paar Lichter, die sich auf der Lichtung befanden, hielten Abstand. Na toll. Wenn ich jetzt Schuld daran bin, dass die Harmonie hier auseinander reißt, halte ich dies nicht aus. Niedergeschlagen, machte ich mich auf den Weg zu Bratpfanne. Die Tore waren noch nicht geöffnet, das heißt, dass ich noch etwas Zeit habe um zu frühstücken. Also ging ich zu Bratpfanne in die Küche.

Bratpfanne war schon wach und bereitete schon Frühstück für alle vor. ,,Guten Morgen." ,,Hey, Julia." ,,Kann ich was zu essen haben?" ,,Klar." Schnell gab er mir einen Teller mit Brot und etwas Käse. Dann huschte er weiter durch die Küche, während ich mich einfach auf einen Tisch in dem Raum setzte und begann zu essen. ,,Kommst du mit der ganzen Arbeit klar? Du musst doch auch noch deine Sachen packen." Bratpfanne nickte ungeduldig. ,,Jaja. Aber ich muss die anderen auch erstmal versorgen. Ich finde schon die Zeit dazu." Ich nickte und verschlang schnell mein Essen. ,,Soll ich dir irgendwie helfen?" ,,Nein, nein. Das schaffe ich schon." ,,Gut, bis gleich."

Schnell ging ich wieder zu Newt. Er war schon auf und ordnete seinen Rucksack. ,,Hey. Ich habe mich schon gewundert, wo du bist." ,,Ich war bei Bratpfanne." Ich gab ihm einen Kuss. Ich setzte mich auf sein Bett und schaute ihm kurz zu. ,,Newt? Was ist wenn fast alle hier bleiben wollen?" ,,Naja. Es ist ihre Entscheidung. Mach dir keine Sorgen. Wir sollten uns darauf konzentrieren hier lebend rauszukommen." Ich nickte gedankenverloren. Dann stand ich auch auf, zog mir noch eine dünne Jeansjacke an und schulterte meinen Rucksack und surrte ihn fest. Daraufhin steckte ich das Messer zwischen meinen Gürtel und dem Hosenbund. Auch Newt machte sich bereit. ,,Newt?", fragte ich, während ich das Speer in die Hände nahm. ,,Ja?" ,,Warum hast du eigentlich ein Bett und nicht eine Hängematte, wie alle anderen auch?" Newt blickte mich an und grinste. ,,Als ich hier ankam, bin ich andauernd aus der Hängematte gefallen. Also hat Alby mir ein Bett gegeben." Ich lachte. 

Zusammen begaben wir uns zum Nord-Tor, wo schon einige Lichter warteten. Mein Herz machte einen Sprung. Es waren viel mehr als ich dachte. Die meisten kannte ich nicht mit Namen, doch ich erkannte Minho, Bratpfanne und auch Winston. Ich strahlte. Also glaubten uns doch ein paar. Naja. Vielleicht glaubten sie eher Alby als mir, aber das reicht mir. Wir gesellten uns zu Alby, der versucht allen den Plan zu erklären. ,,Wir bleiben zusammen alles klar?", sagte er gerade. ,,Wir müssen vorsichtig sein." Dann drehte er sich um und nickte uns zu. Ich lächelte. Aus irgendeinem Grund hatte ich jetzt nicht mehr so viel Angst. Vielleicht liegt es daran, dass so viele gekommen waren. Oder dass ich nur daran denken muss, dass das hier vielleicht bald ein Ende hat. Oder doch Newts Hand, die sanft über meinen Rücken fuhr. Ich lehnte mich an seine starke Schulter und wartete noch auf weitere Lichter. Mir fiel auf, dass Thomas und Teresa noch nicht da waren. Und auch Brenda, wollte ich nochmal sehen. Gerade als Alby entschied, dass es Zeit sei. Erschienen die drei. Teresa und Thomas mit Versorgung und Waffen. Brenda mit leeren Händen. Enttäuschung breitete sich in meinem Körper aus, obwohl ich mit aller Kraft versuche, sie zu unterdrücken. Ich wollte Brenda hier nicht alleine lassen und trotzdem werde ich es müssen. Ich kann sie nicht zwingen. Das wäre grausam.

Sie rannten schnell auf uns zu, sodass sie völlig außer Atem waren. ,,Tut mir leid. Ich wollte Brenda überreden mitzukommen. Dann habe ich die Zeit vergessen." Alby winkte ab. ,,Wir müssen langsam los." ,,Wartet noch kurz", bat ich. Dann umarmte ich Brenda fest und Tränen verließen meine Augen und rollten über meine Wangen. ,,Danke für alles, Brenda. Ich werde dich vermissen." Sie löste sich von mir und blickte mich aus ihren ebenfalls nassen Augen an. ,,Ich dich auch." Dann lächelte sie nochmal und ging dann zurück zu unserer Hütte. Ich atmete schwer aus und wischte mir über die Wange.

,,Julia?" Ich zuckte zusammen und drehte mich schnell um. ,,Ja. Wir können los." ,,Nagut. Folgt mir", rief Alby.  Und sofort folgten wir Alby ins Labyrinth. Es fühlte sich sehr merkwürdig an durch die Gänge dieses Irrgartens zu rennen.Die Wände des Labyrinths waren aus Stein und es wucherte sich Efeu an dem glatten Material entlang. Ich strich über die Pflanze, während ich rannte. Ich bewunderte wie gut sich Alby und Minho in diesem Durcheinander auskannten. Sie wussten wann wir rechts und wann wir links abbiegen mussten.  Ich kam erstaunlich gut mit, obwohl ich kein Läufer war. Ich lief direkt hinter Thomas. Kalt Luft blies durch mein Gesicht und durch meine Haare. Newt holte mich ein und lächelte mich an, während wir nebeneinanderher liefen. Und für einen Moment, dachte ich, dass alles gut wird. Dass wir keinen Griewern begegnen werden. Dass wir hier alle lebend raus kommen. Dass wir außerhalb dieser Mauern eine Chance auf ein echtes Leben haben können.

Doch auf einmal hörten wir etwas. Es hörten sich an, als ob jemand mit etwas sehr spitzem über Stein fuhr. Alby blieb abrupt stehen, sodass ich fast in Thomas rein rannte. ,,Schhhhh", machte Alby. Wir pressten uns an die kalte Wand und warteten. Alby schaute vorsichtig um eine Ecke und zog seinen Kopf dann schnell wieder zurück. ,,Griewer. Zwei Stück." Ich fing an zu zittern. Das Speer in meinen Händen fühlte sich glitschig an. Schnell wischte ich meine nassen Hände an meiner Hose ab. ,,Okay", flüsterte Alby. ,,Wir müssen an den Griewern vorbei. Einen anderen Weg gibt es nicht. Seid ihr bereit?" Ich nickte schnell. Mein Herz klopfte wie verrückt. 

,,Ok. LOOOSS", schrie Alby und wir rannten um die Ecke. Den Griewern entgegen. Ich blieb etwas weiter hinten. Mir stockte der Atem als ich die Griewer sah. Sie sahen aus, als ob jemand eine Maschine und eine Kuh gekreuzt hat. Der Großteil dieser Monster bestand aus Metall und Motoren, doch der Körperbau glich eher einer Kuh. Etwas Fell spross aus den Lücken zwischen den Metallplatten. Die Augen bestanden aus zwei gelb-glühenden Lichtern. Doch am Schlimmsten ist der "Schwanz". Er bestand aus einer Kette und am Ende befand sich eine graue Spritze. Von dort musste das Serum kommen, wodurch Ben die Verwandlung durchgemacht hat. Die Griewer bewegten sich auf Spikesähnlichen Dingern fort. 

Mit vereinten Kräften schafften wir es den ersten Griewer zu töten ohne, dass jemand ernsthaft verletzt wurde. Ich musste mich eher im Hintergrund halten. Ich konnte nicht kämpfen, denn immer war entweder einer der Lichter im Weg oder ich kam nicht an den Griewer ran. Doch beim zweiten wird es sich ändern. Ich konnte nicht einfach hilflos zusehen. Also näherte ich mich von hinten dem Griewer an und wollte ihm von hinten meinen Speer in den Rücken rammen, doch der Schwanz peitschte mir andauernd in den Weg. Ich musste mir was anderes einfallen lassen. Schnell huschte mein Blick hin und her und dann sah ich wie Newt gerade ernsthaft mit dem Griewer zu kämpfen hatte. Sein Speer hatte er nicht mehr in der Hand. Er stand nur noch mit seinem Messer in der Hand da und versuchte den Griewer von sich fernzuhalten. Doch Der Griewer war stärker und kurz bevor er Newts Körper zerquetschten konnte, griff ich nach einem großen Stein und warf ihm den Griewer an den Kopf. Für einen Moment, war er verwirrt und schaute sich nach mir um. Er kam mit seinen Spikes auf mich zu und wollte gerade ausholen. Ich wusste nicht warum, aber ich war wie gelähmt. Ich konnte mich nicht bewegen, als die glühenden Augen des Griewers mich fixierten. Ich hörte nur noch wie jemand schrie. Ein Körper warf sich in die Schusslinie und der Griewer rammte seine Spikes in ein anderes Mädchen. Teresa. ,,NEEEEEIIIINNN", schrie ich. Ich bekam nur nebenbei mit, wie Minho nun auf den Griewer sprang und ihn zur Strecke brachte, doch das interessierte mich nicht mehr. Ich blickte mit brennenden Augen auf Teresa herab. Ich legte ihren Kopf auf meinen Schoß und strich ihr über ihre braunen Haare. Ich schluchzte auf und heulte mich aus. Sie ist tot. Und ich bin Schuld. Sie hätte leben sollen. Sie hat es mehr verdient als ich. Ich legte meinen Kopf auf ihre Brust und weinte noch mehr. Ich spürte wie alle anderen Lichter schwiegen und mit etwas respektvollem Abstand das traurige Szenario beobachteten. 

Irgendwann berührte eine warme Hand meine Schulter. ,,Julia", flüsterte Newt. ,,Wir müssen weiter." Ich schaute ihn unter Tränen an und nickte dann. Schnell gab ich Teresa noch einen Kuss auf die Wange und sagte ihr im Gedanken ,,Lebewohl". Ich dankte ihr für alles. Und sagte ihr, dass ich sie liebe. Dann folgte ich den anderen und ließ Teresa alleine zurück.

Maze Runner - NewtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt