Kapitel 8

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Newt führte mich sobald wir im Gebäude sind eine lange Treppe hinunter und dann den Gang nach links. Dort erschien eine große Holztür, die Newt mir ganz gentlemanlike aufhielt. Ich betrat den Raum. Genau in der Mitte stand ein kleiner Holztisch mit Stiften und Papier. Überall im Raum stehen hier und da Stühle und an der Wand gegenüber standen perfekt aneinander gereiht fünf Holzkisten. Minho, Gally und Thomas standen schon im Raum und schauten auf, als wir den Raum betraten. Gally blickte mich sofort böse an, doch ich ignorierte ihn komplett. Meine Aufmerksamkeit galt Minho. ,,Also. Bist du dir sicher, dass du vielleicht eine Lösung finden könntest?" Ich nickte selbstsicher. ,,Jaja. Du willst doch nur den Ruhm einkassieren." Ich ging langsam auf Gally zu und kam ihn gefährlich nah. Ich verschränkte meine Arme und blickte Gally böse an. ,,Achja. Denkst du das? Immerhin versuche ich zu helfen. Und was machst du? Kommandierst hier alle herum und machst jedem Angst. Du brauchst hier jetzt nicht den Großen zu spielen. Entweder du hilfst oder du verschwindest." Für eine Weile funkelten wir uns böse an. Dann gab Gally auf und setzte sich schmollend auf einen Stuhl. Ich drehte mich zufrieden um. Newts Blick zeigte Stolz, Thomas'Belustigung und Minho hielt sich den Mund zu um nicht laut loszulachen. Ich grinste. 

Minho klatschte in die Hände, als er sich wieder eingekriegt hat und deutete auf die Holzkisten.,,In den Truhen sind die Karten. Das Labyrinth ist in fünf Abschnitte eingeteilt und in jedem der Kisten befinden sich die Pläne für einen Abschnitt. An den Tageszahlen oben kannst du erkennen, wann sie sich verändert haben." Ich ging auf die erste Truhe zu und öffnete sie. Die Angeln quietschten etwas. In der Kiste stapelten sich drei Blätterstapel. Ich nahm ein Blatt heraus. Jemand hatte geschickt Linien auf das Blatt gezeichnet, sodass ich einen guten Überblick über diesen Abschnitt hatte. ,,Manchmal musst du Blätter aneinanderlegen, weil sich an diesem Tag das Labyrinth besonders stark verändert hat", sagte Thomas. Ich nickte. ,,Ach und Julia?" ,,Ja?" Ich blickte Thomas an. ,,Ich wollte mich für die eine Nacht am Lagerfeuer entschuldigen. Ich war nur sehr betrunken und es.....es tut mir einfach leid. Eigentlich bist du wie eine kleine Schwester für mich." Ich lachte und umarmte ihn. Er erwiderte die Umarmung und drückte mich fest. ,,Ist schon vergessen", lachte ich als wir uns voneinander gelöst haben. ,,Großer Bruder", sagte ich grinsend und kniff ihm in die Seite. Er grinste auch. 

Ich ging wieder zurück zu den Kisten und setzte mich im Schneidersitz  vor die erste Kiste. Ich begann die Blätter des ersten Abschnitts chronologisch vor mir auszubreiten. ,,HEY. Bring nicht alles durcheinander", meckerte Gally mich an. ,,Okay. Entweder du lässt sie in Ruhe oder wir bekommen ein großes Problem." ,,Echt jetzt, Newt?" Gally hörte sich echt gekränkt an. ,,Du hast dich echt verändert seit DIE hier aufgetaucht ist." Und mit diesen Worten verschwand Gally aus dem Kartenraum.

Newt ließ sich stöhnend auf einen Stuhl neben mir nieder und massierte sich die Schläfen. Ich nahm sanft seine Hand und drückte kurz. Dann wand ich mich wieder dem Labyrinth zu. Ich machte mir noch etwas Gedanken über Gallys Worte. Hatte ich Newt echt verändert? Wie war er vorher? Doch schnell schob ich diese Fragen beiseite und konzentrierte mich voll und ganz auf die Karten. Ich merkte hin und wieder, wie Thomas und Minho den Raum verließen, wiederkamen und wieder gingen. Manchmal nahm ich auch Alby wahr, aber ich versuchte mich nicht ablenken zu lassen. Wovon ich mich aber gerne ablenken ließ, war Newt. Er blieb die ganze Zeit bei mir und beobachtete mich. Ich war wirklich sehr froh über seine Anwesenheit. Ich merkte wie Newt einmal einschlief und ganz leise schnarchte. Bei diesem Anblick musste ich einfach lächeln. Zeitgefühl hatte ich nicht. Ich könnte hier Stunden, aber auch schon Tage sitzen.Ich verglich die Abschnitte an sich. Verglich alle miteinander. Versuchte ein System zu erkennen, warum sich das Labyrinth verändert und wie wir so einen Ausweg finden sollen. Irgendwann überfiel mich die Müdigkeit, doch ich zwang mich wach zu bleiben, obwohl meine Augen Mühe hatten aufzubleiben. Ich rieb mir die Augen. ,,Julia. Du musst schlafen." Ich schüttelte den Kopf. ,,Nein." Ich rieb mir wieder die Augen und riss die Augen auf. Ich war kurz vor dem Ziel. Ich spürte es. Newt fasste mich sanft am Arm . ,,Komm. Ich bringe dich zu deiner Hütte." Ich wand mich aus seinem Griff und stand auf, wovon mir schwindlig wird. Mein Körper brauchte Schlaf, aber das Ziel war zum Greifen nah. ,,Newt. Ich habe es gleich. Ich spüre es okay?" Er schüttelte bestimmt den Kopf. ,,Du brauchst Schlaf." ,,Mir geht es gut." Doch noch während ich das sagte, sackte ich im Stehen zusammen und merkte noch wie Newt mich auffing, während ich ins Land der Träume glitt.

Am nächsten Morgen wachte ich nicht wie gewohnt in meiner Hängematte auf, sondern in einem richtigen Bett. Ich setzte mich auf und schaute mich müde um. Diese Hütte war groß und es sah aus, als ob hier nur einer wohnen würde. Es gab sogar einen kleinen Schreibtisch und einen kleinen Kleiderschrank. Wo war ich? Und vor allem bei wem? 

Plötzlich kam Newt rein und lächelte als er sah, dass ich wach war. ,,Guten Morgen." ,,Morgen. Hast du mich gestern hier hin getragen?" Er setzte sich neben mich und nickte. ,,Meine Hütte war näher." Ich lächelte und lehnte mich an seine Schulter. Newt verschränkte seine Hand sanft mit meiner und strich mit seinem Daumen ganz sanft über meinen Daumen. Ich atmete seinen Geruch ein. Er roch nach Honig und etwas nach Schweiß. ,,Kann ich dich mal was fragen?" Newt nickte und schmiegte sich näher an mich. ,,Warum humpelst du?" 

Seine Hand verkrampfte sich in meiner. Ich hob meinen Kopf und blickte ihn an. Er schaute gequält in eine Ecke. ,,Hey", flüsterte ich vorsichtig. Ich legte meine Hand an seine Wange und drehte sein Gesicht zu mir. In seinen Augen spiegelte sich Angst und Besorgnis wieder. ,,Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht willst." Newt lächelte. ,,Nein. Das ist es nicht. Es ist einfach schwer mit jemanden darüber zu reden. Nur Alby weiß, was passiert ist." Ich nickte. ,,Ich erzähle es dir, aber bitte denke dann nicht schlecht von mir okay?"Schnell schüttelte ich den Kopf. ,,Okay. Also. Als ich hier ankam hatte ich das Zeug dazu Läufer zu werden. Ich war schnell. Ich war mutig und hatte ein gutes Gedächtnis. Ich wurde auch relativ schnell einer und hatte großen Spaß daran. Ich wollte unbedingt derjenige sein, der uns hier raus bringt.  Doch ich scheiterte. Ich fand einfach nichts. Jeden Tag ging ich da draußen an meine Grenzen und zweifelte immer mehr an meinen Fähigkeiten. Irgendwann war ich so deprimiert, dass ich ganz früh am Morgen raus ins Labyrinth schlich. Ich bin ganz hoch am Efeu entlang geklettert. Als ich meiner Meinung nach hoch genug war, ließ ich los und sprang." An dieser Stelle zuckte ich zusammen. Ich wollte es mir einfach nicht vorstellen, wie Newt versucht hat sich umzubringen. ,,Ich wurde ohnmächtig, als ich auf dem Boden aufschlug. Alby hat mich dann gefunden und zu den Sanis gebracht. Ich hatte eine leichte Gehirnerschütterung, eine Zerrung an der Schulter und eingebrochenes Bein. Ich hatte unglaublich Glück, dass ich mir keine stärkeren Verletzungen zu gezogen habe. Meine Schulter ist schnell wieder verheilt, aber mein Bein..." Er sprach nicht weiter. ,,..ist nie wirklich verheilt", beendete ich seinen Satz. Er nickte und starrte auf unsere Hände. Er hatte Angst. Angst, dass ich ihn jetzt verteufle. Er hatte Angst, was ich jetzt von ihm halten soll. Doch es hat sich nichts verändert. Er ist immer noch Newt. Mein Newt.

Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und blickte ihm tief in seine schokobraunen Augen. ,,Newt. Für mich bist du immer noch der, in den ich mich verliebt habe okay? Es hat sich nicht verändert. Ich liebe dich." Er nickte erleichtert und küsste mich sanft. ,,Danke, dass du mich nicht verurteilst." ,,Dazu hätte ich keinen Grund." Er küsste mich wieder und flüsterte: ,,Ich liebe dich so sehr." ,,Und ich dich." 

Maze Runner - NewtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt