Kapitel 23

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Die Tür ging auf und der gleiche Soldat, wie gestern betrat den Raum. ,,Es ist Zeit." Wir nickten und standen auf. Hand in Hand folgten wir dem Soldaten durch die Gänge und mehrere Treppen hoch, bis er vor einer riesigen Eisentür stehen blieb, wo schon all unsere Freunde warteten und uns traurig musterten. Und schon wieder überkam mich ein Gefühl der Übelkeit und der Trauer. Ich werde Newtie verlieren. Diese Erkentniss traf mich plötzlich wie ein Schlag und zwang mich stehen zu bleiben. Newt blickte verwirrt zu mir. Schnell überspielte ich es und deutete ihn weiter zu gehen. ,,Verabschiede dich." Newt nickte und ging zuerst auf Minho zu, der ihn sofort umarmte und auf den Rücken schlug. Ich sah Tränen in seinen Augen glitzerten und seine Trauer und Wut in seinen Augen. Es war das erste Mal, das er sowas wie wahre Gefühle zeigte. Nach und nach sagten alle Newt Lebewohl und wünschten ihm Glück, bis nur noch ich übrig war. Newt stand da. Vor dieser Tür. Vor dem Portal zu seinem Tod. Das war alles nicht fair. Newt verdiente etwas besseres. Newt und ich blieben kurz mehrere Meter voneinander entfernt stehen und blickten uns an. Ich prägte mir seine Gesichtszüge genau ein. Seine schokobraunen Augen, seine Wangenknochen, seine honigbraunen Haare, seine vollen Lippen,... Ich kann ihn nicht gehen lassen. Ich lief auf ihn zu und stürzte mich in seine Arme. Mein Gesicht grub ich in seine Brust. ,,Ich will bei dir bleiben." Newts Körper zuckte vor Schluchzen. ,,Ich weiß, aber das geht nicht. Ich will das du lebst." Ich nickte und schluchzte lauter und lauter. ,,Ich kann doch aber mit dir kommen. Ich kann nicht ohne dich leben." ,,Hör mir zu." Newt löste sich von mir und packte mich an den Schultern. Seine Augen blickten ernst. ,,Ich bin gefährlich, Julia. Ich bin ein Crank. Deshalb muss ich dich loslassen. Aber damit ich das kann, musst du mich gehen lassen. Aber bitte denke immer daran, dass ich dich liebe und sich daran nichts ändern wird. Niemals." ,,Ich liebe dich auch." Ich legte meine Hände ein letztes Mal in seinen Nacken und legte meine Lippen zum letzten Mal auf seine. Seine Hände berührten mich ein letztes Mal. Zum letzen Mal flatterten Schmetterlinge in meinem Bauch herum und zum letzten Mal brachte Newt mich zum Schmelzen. Irgendwann lösten wir uns voneinander und er drehte sich um, während ein Soldat die Tür öffnet. Newt trat in die Wüste und drehte sich um. Er blickte mir direkt in die Augen und lächelte leicht. Dann wurde die Tür zugeschlagen und ich blieb alleine. In mir nur diese Leere. Diese tiefe und schwarze Leere.

,,Julia?" Plötzlich stand Thomas hinter mir und berührte mich kurz am Arm. Doch ich zuckte zurück und wich ihm aus. ,,Julia. Alles wird gut." Immernoch mit Tränen in den Augen blickte ich in die Augen meines Bruders, die mich besorgt musterten. Ich lachte halbherzig. ,,Ist das dein Ernst? Alles wird gut? Nein! Nichts wird je wieder gut werden. Ich habe ihn verloren. Für immer. Meine große Liebe ist weg. Und nichts wird das je wieder in Ordung bringen." Thomas schüttelte seufzend den Kopf. ,,Ich weiß. Es tut mir leid." Seine Stimme war leise und drohte zu brechen. Ungläubig schaute ich ihn an. Tränen rollten langsam über seine Wange, die er wütend wegwischte. Natürlich. Ich war so blind. Nicht nur ich habe eine Person verloren, die mir mehr wert war als mein Leben. Auch Thomas hat einen guten Freund verloren. Lächelnd ging ich auf Tommy zu und schloß ihn in meine Arme. Er wehrte sich nicht, sondern grub sein Gesicht tief in meine Halsbeuge. ,,Wir schaffen das zusammen." Er nickte und tauchte wieder auf. Er nahm meinen Kopf sanft in seine große Hände und drückte einen Kuss auf meine Stirn. ,,Ja wir werden es überstehen." Doch dann blickte er tief in meine Augen. ,,Aber schafft Newt es auch?" Ich erstarrte. Thomas wand sich ab und ging.

In den nächsten Tagen war ich nicht ich selbst. Ich konnte nicht schlafen. Ich lag jede Nacht wach und dachte über Newt nach. Lebte er noch? Oder wurde er von einen der Cranks getötet? War er noch er selbst oder hat der Virus sein Gehirn schon zu sehr zerfressen? Ich zermartterte mir den Kopf und konnte dennoch keine Antworten finden. Das machte mich wahnsinnig. Zudem hielten meine ganzen Freunde Abstand von mir. Klar vielleicht wollten sie mir Zeit zum Heilen geben. Sie wollten mich nicht bedrängen. Trotzdem tat es weh, dass sie mich nichtmal mit dem Arsch anschauen. Vorallem bei Thomas, mein großer Bruder, dachte ich er hilft mir. Lenkt mich ab, aber das tat er nie. Niemals.

Eines Tages, als wir alle auf den Matratzen hockten zwischen den anderen Seelen, die hier jeden Tag rumhocken und nichts tun, kam Henry auf mich zu. Er hatte eine Aufgabe, während wir alle anderen, wenn wir keine Soldaten waren, auf die Erlösung warteten. ,,Julia?" Er blickte mich an und schaute dann zu Thomas. ,,Und Thomas. Kommt bitte mit?" Ich nickte und folgte zusammen mit Thomas den Mann, der zugelassen hat, dass Newt stirbt. Böse blickte ich auf seinen Rücken. Thomas stupste mich an. ,,Es ist nicht seine Schuld." Ich zuckte zurück. Tagelang ignorierte er mich und jetzt kommt er mit so einer Scheiße. Er kritisiert mich. Gerade als ich etwas erwiedernd wollte, stieß Henry eine Tür auf, hinter der Blaire mit ihrem Vater wartet. Etwas im Hintergrund vertrieb Penelope sich die Zeit indem sie nervös auf und ab lief. Blaire blickte auf, als sie uns hörte und lächelte. ,,Da seid ihr ja. Kommt her. Penelope?" Penelope zuckte zusammen und kam zum Schreibtisch auf den Unmengen an Zetteln und Dokumenten ausgebreitet wurden. In der Mitte befand sich eine riesige Landkarte mit Randnotizen. Neugierig betrachtete ich die Karte. Überall sah man nur gelbe Flecken. Die Brandwüste. Überall. Am Rande der Karte, ich glaube es war Osten, befand sich ein großes, rotes Kreuz. Penelope fing an zu reden:,, Ich komme gleich zur Sache, ohne lange drumherum zu reden. Der rechte Arm hat ein Experiment gestartet. Wir haben den sicheren Hafen geschaffen. Dort gibt es genug zu Essen, zu Trinken, Freiheit und Frieden." Mein Herz klopfte. Es gab also einen Ausweg? ,,Allerdings wissen wir nicht ob es funktioniert. Deshalb wollen wir eine kleine Gruppe durch das Portal schicken und testen ob unser Plan aufgeht. Wenn ja kommen wir alle hinterher und wir können sicher vor W.C.K.D. leben." Penelope blickte uns ernst an. Verwirrt schaute ich zu Thomas, der meinen Blick erwiedert. Warum sagte uns Penelope das alles? Aufgrund unserer verwirrter Blicke fuhr sie schnell fort. ,,Achja. Das wichtigste habe ich euch noch gar nicht erzählt. Ihr werdet die Gruppe sein, die vorgeschickt wird. Ihr und eure Freunde Minho, Bratpfanne, Aris und-", sie brach aprubt ab und fügte dann panisch. ,,-und euch", hinzu. Ich nickte immernoch verwirrt. ,,Wann gehts los?" ,,Sofort, wenn ihr bereit seid. Holt bitte eure Freunde. Wir schicken euch dann zum Portal." Thomas und ich nickten kurz und begaben uns dann auf dem Weg zu unseren Freunden. ,,Meinst du, dass das eine gute Idee ist? Ist es überhaupt sicher?" ,,Ach. Plötzlich redest du wieder mit mir?", fragte ich schnippisch. Thomas blieb genervt stehen und raufte sich die Haare. ,,Man, Julia. Jetzt geht es um was anderes als unseren Streit." Ich blieb ebenfalls stehen und überlegte. Ja es geht um mehr, trotzdem möchte ich ihn verstehen. ,,Ich weiß. Aber warum ignoriert ihr mich alle? Jetzt in dieser schweren Zeit?" Tränen stiegen in meine Augen und ich wischte sie wütend von meinen Wangen. Thomas harte Züge wurden weich und er kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Ich ließ mich umarmen. ,,Wir wollten dir Zeit geben, um über Newt hinwegzukommen." Ich stieß ihn sanft von mir. ,,Aber ich hätte viel lieber eine Ablenkung gebrauchen können, als diese Ignoranz." Thomas schüttelte verwirrt den Kopf. ,,Bitte entschuldige. Das wusste ich nicht." Ich lächelte. ,,Siehst du? Obwohl wir Geschwister sind kennen wir uns kaum. Ich will dich kennenlernen." Thomas nickte mit tränenerfüllten Augen. ,,Ich dich auch." Dann drückte er mir liebevoll einen Kuss auf die Haare und wir gingen weiter zu unseren Freunden.

Wir erklärten ihnen schnell alles und sie waren alle sofort bereit mitzukommen. Also machten wir uns in unserer kleinen Gruppe auf den Weg zurück zu Blaire und ihrem Vater, zu Penelope und vielleicht zu unserer Freiheit. Wenige Minuten später befanden wir uns an der Hintertür des Verstecks, wo eine kleine Steinhütte gebaut wurde. Wir zwängten uns hinein und erkannten sofort das Portal. Es war einfach ein 20 Quadratmeter großes schwarzes Quadrat. Es schimmerte aber leicht und erzeugte ein wolliges Gefühl, wenn man es betrachtet. ,,Dann mal los", ermutigte Minho uns und wir gingen alle durch das Nichts. Ich drehte mich noch einmal zu Blaire und Penelope hin und winkte. ,,Bis später." Sie winkten ebenfalls lächelnd, aber ich sehe die Besorgnis in ihren Augen.

Ich spürte zuerst gar nichts, doch dann kitzelte das schwarze Nichts etwas und ich wurde von einem hellen Licht geblendet. Ich konnte eine lange Zeit nichts sehen und bekam schon Panik, doch dann lichete sich das Licht und ich erkannte eine große grüne Rasenfläche. Sie wurde immer heller, bis sie zu Dünen wurde, hinter den sich ein riesiger Strand erstreckte und dahinter das Meer. Wasser soweit das Auge reicht. Überall am Strand wurden Häuschen gebaut. Große und kleine. Ich lachte vor Erstaunen und auch die anderen waren begeistert, doch plötzlich hörten wir ein Geräusch in dem größten der Häuser. Verwirrt blickte ich zu Thomas, der genauso verwirrt war. Ich dachte wir wären die einzigen hier? ,,Hallo? Ist da jemand?", rief ich. Ich hörte Schritte und dann wurde die Tür geöffnet.

Ein Mann trat heraus. Mir blieb die Luft weg und Tränen schießen wieder hervor. Ich blickte direkt in zwei schokobraune Augen. Von denen ich dachte, sie seien schon längst nicht mehr vorhanden. Von dessen Besitzer ich dacht, er sei schon längst von seinem Virus besiegt wurde. Der Mund verzog sich zu einem strahlenden Lächeln und in seine Augen trieben nun auch die Tränen. ,,Hallo, Julia", sagte Newt liebevoll.

Maze Runner - NewtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt