➳ Logan | I still love you

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Imagine: Logan sagt dir, dass er genau wie du ein Mutant ist und dich liebt.

Hinterhältig glitzerte die verdammte Flüssigkeit in deinen Augen und ein brüchiges Seufzen verließ deine Kehle. Du warst aufgebracht. Du warst völlig am Ende, das würde es besser ausdrücken.
Dein Puls schlug dir bis zum Hals und jedes Mal, wenn du dachtest, so langsam würde das unangenehme Gefühl in deinem Magen zurück treten, wurde es nur noch schlimmer.

Was hattest du schon verbrochen, um das jetzt durchzumachen? Nie hattest du jemanden auch nur ein Haar gekrümmt. Und nun sahst du dich einer solchen verhängnisvollen Situation gegenüber.

Du fixiertest einen imaginären Punkt am Boden. Jener war von mehr Interesse als die andere Person, welche sich in diesem Augenblick ebenfalls mit dir in dem Zimmer aufhielt. Zumindest redetest du dir dies ein. Du wolltest dir deine Verzweiflung nicht anmerken lassen. Aber was hattest du schon für eine andere Wahl?

Er würde dich hassen. Er würde dich verachten und dich bis in alle Ewigkeiten verabscheuen. Die Gedanken überschlugen sich in deinem Kopf und bereiteten dir noch ein Stück mehr Schmerz.

Deine Vorstellungen drohten dir die Luft zum Atmen zu nehmen. Es war unerträglich. Doch wie solltest du dich bloß herausreden? Es gab keine glaubhafte Erklärung dafür. Pure Verzweiflung mischte sich mit deiner schon vorhandenen Panik.

Du bebtest am ganzen Leib und bewegtest keinen einzigen Muskel. Du warst erstarrt.
Erst eine dir bekannte Stimme vermochte dich aus dem Dämmerzustand zu holen. Jedoch ergriff sie dich unbarmherzig und zerrte dich erneut in die Wirklichkeit.

Im Hintergrund nahmst du den braunhaarigen Mann wahr, welcher langsamen Schrittes auf dich zukam. Du wichst einen Satz nach hinten. Dir wollte nicht klar werden, was ihn dazu animierte noch weiter in deine Nähe zu treten.

„Halte dich von mir fern.", zischtest du wie eine giftige Viper und hofftest er würde die Drohung verstehen. Er sollte endlich verschwinden, damit du mit deinem Kummer allein sein konntest. Mit deinem Verlust von keinen anderem als ihm selbst. Du wolltest still und in Frieden trauern, dass du ihn verloren hattest wegen eines idiotischen Fehlers.

Du würdigtest ihn keines Blickes und konntest daher seinen fassungslosen Gesichtsausdruck nicht sehen, wie er sich trotzdem nach dir sehnte und nicht einmal in Erwägung zog deinen Worten Folge zu leisten.

Er griff daraufhin sanft in deinen Nacken und zog dich bestimmend an seine Brust. Sofort spürte er dich zittern und konnte nicht verhindern, dass ihm dabei das Herz innerlich zerriss.

Unfähigkeit breitete sich zunehmend in dir aus, als er dich beschützend in seinen Armen wog. Dir war kalt und heiß zugleich. Du hattest das Gefühl über dir würde jeden Moment ein Damm ausbrechen und es nützte rein gar nichts, dass er dich auch noch fest umarmte.

Im Gegenteil, es führte dir lediglich vor Augen, dass dies nur auf eine Weise enden konnte. Und zwar mit einem Abschied, den du nicht verkraften könntest.

„Ich wollte das nicht. Ich dachte...", du verstummtest. Die Tränen rannen deine Wangen runter.

„Es ist alles gut."
Logan klang erschöpft. Als wäre er soeben einen Marathon gelaufen. Normalerweise hättest du ihm nach einem harten Arbeitstag einen beruhigenden Tee gemacht. Oder du hättest ihn vor dem Kaminfeuer in eine warme Decke eingelullt und ihn dazu verdonnert sich eine Pause zu gönnen. Entweder wäre er dann neben dir auf dem Sofa eingeschlafen oder hätte dich so lange betrachtet, bis du zuerst das Land der Träume betratest.

Schuldgefühle zerfraßen dich, dass du das alles zerstört hattest.

„Ich darf nicht in deiner Nähe sein. Verstehe doch. Ich bin ein Monster." Es war nur ein leises Murmeln, aber du wusstest, dass er es gehört hatte.

Alte Erinnerungen krochen in dir empor. Bruchstücke von etlichen Verfolgern, die nach deinem Leben trachteten für das, was du nun mal warst. Eine Laune der Natur. Ein Mutant. Du musstest viele Jahre fliehen. Nie konntest du dir ein richtiges Leben aufbauen. Keine Freundschaften bändeln oder eine wirkliche Beziehung haben. Von einer glücklichen Familie mit Kindern ganz zu schweigen.

Es hatte dich bis an deine Abgründe getrieben und an Orte, wo man niemals nach dir suchen würde. Deshalb war es umso erstaunlicher, dass du ausgerechnet Logan dort kennenlerntest.

Mit ihm war es anders. Mit ihm war so vieles anders. Du konntest lachen, weinen oder brüllen, ohne Angst zu haben, jemand würde hinter dein dunkles Geheimnis kommen. Du konntest alles tun und lassen, was du wolltest. Wenn du mit ihm zusammen warst, hatte es keine Bedeutung, dass man nach dir vermutlich immer noch suchte. Du lebtest in der Gegenwart. Du vergaßt die Vergangenheit immer mehr. Bis sie schließlich nur noch ein unsichtbarer Fleck in deinem Inneren war.

Doch ein Fehler machte dies alles wieder rückgängig. Es riss alte Wunden auf, von denen du dachtest, sie wäre verheilt. Es stellte dich auf weitere harte Proben, die du nicht gewillt warst zu überstehen, ohne dabei noch mehr Schäden davon zu tragen.

Es war nur ein Patzer gewesen. Du hattest dich für eine Sekunde nicht unter Kontrolle und Logan musste mit eigenen Augen erkennen, zu was du in der Lage warst.

Du maltest dir die schaurigsten Szenarien aus und doch, obwohl aller Wahrscheinlichkeit nach jede eintreten müsste, blieb er ruhig und rührte sich nicht von der Stelle. Du warst sprachlos. Dein Bauch verkrampfte sich abrupt.

„Niemals. Niemals werde ich mich von dir abwenden, Y/N."
Er flüsterte in die erdrückende Stille, was zur Folge hatte, dass dir sämtliches Blut in den Adern gefror.

Er ließ anschließend von dir ab und brachte ein wenig Abstand zwischen euch. Deine Atmung verlief hektisch. Du verstandest nicht.

Daraufhin ballte er eine Faust und vollbrachte das Unmögliche. Mit Entsetzen konntest du nicht anders, als auf seine Hand zu starren, wie dort nach und nach drei riesige Krallen rausragten. Du dachtest die Welt spielte dir einen blöden Streich.

„Aber.. Aber..", stottertest du und warst nicht in der Lage einen vernünftigen Satz zu formen. Das konnte nicht sein!

„Du musst nichts sagen. Bitte erzähle mir nur nie wieder, dass es besser wäre von dir zu verschwinden. Du weißt genau, dass ich es nicht könnte."
Dein Blick verschmolz mit seinem und allmählich wollten deine Beine unter dir nachgeben.

Deswegen stützte Logan dich behutsam und führte dich zu einer Sitzgelegenheit.
Dein Körper machte plötzlich starke Konkurrenz mit einem schweren Felsen. Und gleichzeitig prallte so etwas wie ein Stein eben gerade von deinen vollbelasteten Schultern.

Eine ganze Weile herrschte nicht mehr als gelassene Ruhe zwischen euch. Seine Augen lagen stets auf dir und gaben dir diese gewohnte Sicherheit. Er drückte deine Hand und führte sie zu seinem Mund, wo er einen federleichten Kuss auf deinen Fingerknöcheln hinterließ.

„Wir haben mit vielen Geheimnissen gelebt. Doch ich habe nie gelogen, als ich dir gesagt habe, dass ich dich liebe."

Und damit begann ein neues Kapitel, in dem du Logan noch besser kennenlerntest. Früher warst du der Meinung, dies wäre gar nicht möglich gewesen. Jedoch fühltest du dich dadurch umso mehr mit ihm verbunden. Es zerstörte absolut nicht dein altes Bild. Es bestärkte dich nur noch mehr in dem Wissen, dass du ihn brauchtest in dieser Welt, wo man jene wie euch jagte und ausrottete.

Später solltest du noch zwei weitere Gesichter kennenlernen, die sich für deine Art einsetzten. Jeder auf eine eigene Weise und es lag an dir, welche du besser fandest. Doch klar war, egal wie du dich entscheiden würdest. Du würdest immer am Ende bei Logan bleiben. Er war der Erste, der dir zeigte, dass es auch Gutes gab.

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