➳ Stephen Strange | Empty Space

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It's somethin' I've decided

'Cause only you could fill this empty space


Er hatte versagt. Dies war der erste Satz, welcher Stephen Strange durchflutete, als er seine Augen auf deine Gestalt legte. All die Jahre, all die Zeit, die vergangen war. Du warst es gewesen. Du warst das fehlende Puzzelteil in seinem verkorksten Herzen. Er wollte es sich nicht eingestehen. Er hatte das Thema ganz weit in seinen Hinterkopf geschoben. Doch nun brach jene Tatsache aus ihm, als hätte sie niemals Tageslicht gesehen. Du warst still, du rührtest keinen Muskel. Dir wurde schlecht bei seinem intensiven Blick. Tausende, unausgesprochene Worte lagen zwischen euch. Doch keine Partei wollte die Stimme erheben.

Der Doktor ließ den Kopf hängen und spürte gleichzeitig wie ihm das Blut seiner Verletzung weiter über seine Wange rann. Er fuhr sich anschließend durch die Haare und ihm entkam ein tiefes, trauriges Seufzen. Er wollte es nicht wissen. Hatten seine unzähligen Versuche, dich zu vergessen, denn gar nichts gebracht? Wenn er dich nun so betrachtete, fühlte er sich in vergangene Zeiten zurück katapultiert. Die Antwort war, nein. Du brachtest seine schwache Seite zum Vorschein. Seine liebevolle Seite. Seine Sehnsucht nach dir drohte ihm die Kehle zu zu schnüren. Bei jedem anderen Menschen gab er sich reserviert. Er wollte niemandem zu nahe kommen. Deshalb beließ er es bei seinen flüchtigen Bekanntschaften auch nur bei der einen Sache.
Es hatte zur Folge, dass er sich unglaublich einsam fühlte. Auch wenn er sich ständig einredete, es wäre nicht so. Der große Stephen Strange brauchte niemanden. Er käme gut allein zurecht.
Dein Anblick erzählte ihm allerdings andere Geschichten. Es zeigte ihm, dass er sehr wohl jemanden brauchte. Er brauchte dich.
Die Lücke in seinem Inneren flehte ihn beinah an. Sie wollte sich wieder schließen. Der Schlüssel befand sich direkt vor ihm.

Doch er konnte es nicht. Er konnte es dir nicht ins Gesicht sagen, wie er jede Nacht von dir träumte oder du ihn während seines Abenteuers ständig wie ein Geist begleitet hattest. Er war damals einfach gegangen. Ohne ein Wort hatte er dich hinter sich gelassen. Und dies nur aus einem einfachen Grund. Angst. Er hatte Angst davor gehabt dich komplett an ihn ranzulassen, als er gemerkt hatte, du warst mehr für ihn als eine einfache Nachbarin. Er schämte sich für seine Dummheit. Denn du hattest dich schon längst in sein System geschlichen und dich dort eingenistet. Sein Abgang hatte die Dinge nur noch verschlimmert. Und jetzt?

Nun standet ihr euch Gegenüber und er hatte dir das Leben gerettet. Wie hätte er auch etwas anderes tun können? Dein Schweigen zeigte ihm, du musstest das Geschehene erst verarbeiten. Das letzte Mal, als ihr euch begegnet wart, war Stephen lediglich ein einfacher Mann gewesen. Er war ein Egoist gewesen. Und jetzt, nachdem er die Hölle durchmachen musste, erkannte er die wirklich wichtigen Dinge in seinem Leben. Doch es war bereits zu spät. Du warst nicht bereit seinen Schmerz zu lindern.

Vorsichtig machtest du einige Schritte rückwärts, sodass du ein wenig Abstand von ihm gewinnen konntest. Dein Kopf wollte förmlich explodieren. Du warst konfrontiert mit einer Welt, die du nie für möglich gehalten hattest. Klar wusstest du von der Existenz der bekannten Superhelden. Aber Stephen? Ein Zauberer? In einer anderen Situation hättest du dir ein Lachen über seinen Anzug unterdrücken müssen. Doch du warst schlichtweg sprachlos.  Nachdem man in dein Appartment eingedrungen war, hattest du mit ihm am wenigsten gerechnet. Er hatte dich aus heiterem Himmel gepackt, ehe jemand dir ein Haar krümmen konnte. Du warst ihm dankbar. Allerdings brachte sein Auftritt längst vergessene Gefühle mit sich. Und als nächstes? Wollte er direkt verschwinden? Darin war er ja geübt. Deine zynischen Gedanken hielten dich davon ab ihm ins Gesicht zu schreien.

„Bist du verletzt?", fragte er ruhig und ein Schauer lief dir dabei den Nacken runter. Wie lange hattest du seine Stimme nicht mehr gehört?
Du schütteltest den Kopf. Dir ging es gut. Noch.
Jedoch schien er einige Kratzer davon getragen zu haben. Du wagtest es nicht dies anzusprechen oder dich ihm zu nähern. Was war aus ihm geworden? War er noch der Selbe?
Betrübt ließ er den Blick nicht von dir ab.
Langsam näherte er sich dir ein Stück. Er selbst wusste nicht, was dies sollte. Sein Körper bewegte sich einfach, er hatte keine Macht mehr darüber. Er konnte nicht klar denken.

Der Abstand zwischen euch verringerte sich mit jeder Sekunde. Deine Atmung wurde flacher. Die Panik ergriff dich.
Stephen hob sachte eine zitternde Hand und legte dessen Rücken sanft an deine Wange. Du verlorst dich in seinen Augen indessen. Trotzdessen wolltest du dich aus deiner Lage befreien. Was machte er? Was dachte er sich?
Wie ein aufgeschrecktes Huhn zucktest du bei seiner weichen Berührung zusammen. Seine Hände bebten, doch sobald er deine Haut berührte, glaubtest du sein Schlottern würde abnehmen. Vielleicht war es jedoch auch nur Einbildung. Deine Alarmglocken schrien dich an und du wolltest abrupt einen Satz von ihm weg machen. Im letzten Augenblick hatte er allerdings plötzlich seinen Arm um deine Taille geschlungen. Er wollte dich nicht mehr freigeben. Die Luft zwischen euch knisterte.
Du spürtest wie Stephen dich eng an seinen eigenen Körper presste. Du kamst dir vor wie in einem falschen Film. Sein Gesicht machte einen zerissenen Eindruck. Er wollte dir alles sagen. Er wollte dir alles gestehen und sich vor dir auf die Knie schmeißen. Aber er war nicht geschult in solchen Sachen. Er konnte es nicht. Stattdessen klammerte er sich an deine Wärme, die er so sehr vermisst hatte.

„Verzeih mir, Y/N", brachte er heiser unter Anstrengung über seinen Mund. Seine Nase landete in deinen Haaren und er sog deinen Geruch ein, da er genau wusste, es würde kein nächstes Mal geben. Du indessen warst erstarrt. Dein Herz raste. Vorsichtig löstest du dich aus seiner Umarmung und schautest ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. Aber du warst nicht wütend. Du warst erschöpft. Auch wenn dies seine Art war Entschuldigung zu sagen, konntest du dies unmöglich akzeptieren. Seinetwegen hattest du so oft und lange geweint, dass irgendwann keine Tränen mehr aus dir kamen. Sie waren verblasst. Genau wie die Erinnerung an den Mann, dem du so dermaßen verfallen warst.

Der Doktor war sich der Tatsache bewusst. Es sollte ein Abschied sein. Ein letztes Mal.
Deshalb beugte er sich behutsam zu dir runter und seine Lippen fanden die deinen. Unschuldig küsste er dich. Unmerklich wanderte er mit seinen Fingern in deinen Nacken. Die Härchen dort standen dir zu Berge. Er hielt dich fest umschlungen. Für einen Augenblick wolltest du dich ihm hingeben. Es war wie früher. Du fürchtetest dich davor.
Stephen wollte all seine Gefühle in dem Kuss schwimmen lassen. Doch es waren etliche und so flüchtig war der Moment deiner Nähe auch wieder vergangen. Die Zeit drängte ihn. Er wusste, er musste wieder los. Doch diesen Moment hatte er sich nicht stehlen lassen.
Es sollte ein Abschied sein. Doch er würde es nicht zulassen.

Als er seiner Wege ging und dich in Sicherheit zurück ließ, war es ihm klar. Dies war eine Begrüßung. Er konnte dich nicht nochmal verlassen. Er würde dich zurück gewinnen. Dafür würde er über seine unzähligen Schatten springen. Sein Herz gehörte bereits dir und jetzt war es an ihm deines erneut ihm zu schenken.

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