Kapitel XL

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„Das ist jetzt nicht euer ernst?", stellt sich Vivi mitten in Nicos und mein Sichtfeld. „Was denn?", frage ich und mache Pause bei Mario Card. „Ihr wollt doch nicht wirklich bei dem schönen Wetter draußen hier drinnen vor dem Fernseher sitzen und irgendwelche sinnlosen Spiele spielen!", stemmt sie ihre Hände in die Hüften. Grinsend betrachte ich sie. „Marco hat gesagt, dass wir spielen.", beschuldigt mich Nico. „Was? Das war nur ein Vorschlag! Wir hätten ja nicht spielen müssen.", entgegne ich dem Kleine und kitzel ihn. „Anziehen! Alle beide!", sagt Vivi dann und deutet Richtung Flur. Nico nutzt die Chance und entkommt mir. Mit verschränkten Armen sieht mich Vivi streng an. Grinsend gehe ich zu ihr und ziehe sie vorsichtig in meine Arme. „Ich wusste gar nicht, dass du so streng sein kannst.", flüstere ich. „Anziehen!", sagt sie und versucht nicht zu grinsen. Lachend ziehe ich sie mit den Händen hinaus in den Flur. „Was machen wir jetzt?", fragt Nico als wir drei angezogen  vor meiner Haustür stehen. „Genau? Jetzt stehen wir hier wie bestellt und nicht abgeholt.", bohre ich nach. „Himmel Herr Gott! Es ist Herbst! Die schönste Jahreszeit im ganzen Jahr! Man kann so viel machen! Spazieren gehen, Kastanien sammeln und vor allem Drachensteigen lassen!". Vor allem bei letzterem leuchten ihre Augen. „Ohja Drachensteigen!", kreischt Nico begeistert. „Na dann besorgen wir uns mal einen.", grinse ich.

Lachend läuft Nico mit dem Drachen über die Wiese. „Du strahlst so. Steht dir!", lächel ich Vivi an. „Ich liebe den Herbst! Drachensteigen ist so schön. Vor allem hier, wo all die Bäume schon gelb, orange und rot sind! Es gibt nichts schöneres!", strahlt sie. Vorsichtig lege ich einen Arm um sie. „Das stimmt. Es ist echt schön hier.", „Und du wolltest lieber mit Nico vor der PlayStation hocken!", „Jaja ich hab verstanden.", grinse ich sie an. „Vivi?", ruft Nico. Sein Drachen ist gerade abgestürzt und er braucht wohl Hilfe ihn wieder steigen zu lassen. Während Vivi über die Wiese läuft, schieße ich ein paar Fotos von ihr. Noch nie habe ich sie so strahlen gesehen. So fröhlich, fast schon unheimlich. Langsam gehe ich zu den beiden. „Wir müssen langsam los.", unterbreche ich die beiden nur sehr ungern. „Neeein.", quengelt Nico sofort. „Ach Großer! Wir wiederholen das bald wieder ja.", geht Vivi vor ihm in die Hocke. „Versprochen?", „Versprochen!", streicht sie ihm durchs Haar. „Und jetzt komm! Du musst unter die Dusche!", nimmt sie seine Hand. Zusammen gehen wir wieder zurück zu meinem Haus. „Na los unter die Dusche mit dir", ordne ich an. „Aber ich mag nicht.", „Och Nico! Nicht schon wieder.", stöhne ich. „Aber-", „Nix aber! Ab jetzt!". Ich höre Vivi lachend hinter mir. „Was?", frage ich. „Nichts.", schüttelt sie den Kopf. „Komm Nico ich hab da eine Idee.", schiebt sie den Kleinen zur Treppe.

„Wie hast du das gemacht?", frage ich als Vivi schon nach zwanzig Minuten mit einem frisch geduschten Nico vor mir steht. Ich hätte ihn in dieser Zeit wohl gerade mal unter die Dusche schiebe können. „Tja. Wer kann der kann mein Lieber.", will sie an mir vorbei, doch ich ziehe sie an mich. Sanft lege ich meine Hand an ihre Wange. „Danke!", hauche ich. „Wofür denn?", flüstert sie verwirrt. „Na fürs Duschen.", lächel ich. Wie gern würde ich sie jetzt küssen. Aber es geht nicht. Schüchtern lächelnd löst sie sich von mir. „Ich werd dann mal wieder nach Hause gehen.", murmelt sie und sieht zu Boden. „Nein!", sage ich etwas lauter. Geschockt sieht sie mich an. „Entschuldigung. Aber du kannst nicht nach Hause.", will ich nach ihrer Hand greifen, doch sie schreckt zurück. „Vivi, das war nicht so gemeint wirklich.", versuche ich sie zu beruhigen. „Ich...ich..muss gehen.", murmelt sie und stürmt aus dem Zimmer. „Vivi!", laufe ich ihr hinterher. Kurz vor der Straße erwische ich sie am Arm. „Lass mich!", kreischt sie und versucht sich loszureißen. „Vivi! Hey!", ich versuche ich sie zu beruhigen und ziehe sie an mich. „Vali hat gesagt das ich dich nicht alleine lassen soll und das tue ich auch nicht. Ich halte meine Versprechen. Vor allem dann wenn es darum geht, dass es dir gut geht, Vivi.", flüstere ich an ihr Ohr. Plötzlich spüre ich Vivis Arme um mich. „Alles gut Mäuschen. Es tut mir leid ich wollte dich nicht erschrecken.", entschuldige ich mich. Ich weiß nicht wie lange wir einfach so eng umschlungen da stehen, doch irgendwann hören wir Nico rufen. „Gehts wieder?", frage ich sie und streiche ihren Tränen beiseite. Sie nickt und versucht leicht zu lächeln. „Dann komm.", führe ich sie wieder nach drinnen.

„Vivi Liebes! Schön das du gekommen bist! Yvonne hat schon erzählt, dass sie dich eingeladen hat!", wird Vivi von meiner Mutter begrüßt und sofort ins Haus gezogen. „Hallo Mama ich freu mich auch dich zu sehen!", rufe ich den beiden nach. „Jaja ich mich auch, aber dich sehe ich öfters als Vivi!", kommt es nur von meiner Mum ohne mich anzuschauen. „Nimms ihr nicht übel sie ist total begeistert von der neuen Schwiegertochter in spe!", begrüßt mich Mel und zieht mich in ihre Arme. „Ja toll. Nur das wir nicht mal zusammen sind.", murmel ich.  „Na worauf wartest du denn dann noch?", „Das ist alles nicht so einfach.", „Hey. Warum so niedergeschlagen? Da ist was zwischen euch! Das sieht jeder! Sogar Papa!", lacht sie und ich lächle nur. Wir gehen zu den anderen ins Wohnzimmer. Nico lässt sich von Vivi Huckepack tragen. „Geht das wirklich?", gehe ich sofort zu ihr und sie nickt nur lachend. „Ich bin so groß wie du, Marco!", kreischt der Kleine und breitete seine Arme nach mir aus. Lachend nehme ich ihn von Vivis Rücken. „Nein! Marco du bist doooooof!", quengelt der Kleine sofort. „Nico!", meldet sich sofort seine Mutter und nimmt ihn mir ab. „Oh oh das gibt Ärger.", murmelt Vivi. „Ach was. So schlimm wirds schon nicht sein.", lächel ich und greife nach ihrer Hand um sie zum Tisch zu führen. „Kinder, setzt euch!", ruft meine Mutter und alle versammeln sich am Esstisch.

Das Essen war verdammt lecker, aber schon bald merke ich, wie ich unruhig werde. Ich spüre Marcos Blick auf mir. „Komm.", flüstert er und steht auf. Fragend sehe ich ihn an, doch folge ihm dann nach oben. Vor einer Tür bleibt er stehen und dreht sich zu mir. „Also nur das du es weißt. Das darf nicht jeder.", grinst er und öffnet die Tür. Er lässt mir den Vortritt. Neugierig sehe ich mich in seinem Kinderzimmer um. Über all hängen Poster, Dortmundschals oder Fußbälle liegen rum. Doch neben dem Fenster erkenne ich ein Bild. Ein kleiner Junge mit einem Ball unter dem Arm grinst in die Kamera. Grinsend fahre ich den Rahmen nach. Auf seinem Schreibtisch liegen Stifte wild verteilt. Ich kann nicht anders als sie zu ordnen. „Ich war früher schon unordentlich.", höre ich Marco hinter mir murmeln. Grinsend drehe ich mich zu ihm. „Naja es gibt Dinge die ändern sich nie. Aber ich muss sagen als Kind sahst du ja schon niedlich.", „Und jetzt?", fragt er und posiert vor mir. „Äh ja wie heißt es so schön. Früher war alles besser.", lache ich. Entsetzt sieht er mich an. Lachend schlinge ich meine Arme um ihn und kuschel mich an ihn. „Das war gemein.", nuschelt er und schlingt seine Arme um mich. Ich verspüre immer mehr Müdigkeit und fange an zu gähnen. „Bist du müde Mäuschen?", „Nenn mich nicht so!", boxe ich leicht gegen seine Schulter. „Na komm. Bringen wir dich in dein Bett!", lacht er und zieht mich aus dem Zimmer. Und da war sie wieder. Die Angst. Bei der Verabschiedung von allen konnte ich die Panikattacke gerade noch unterdrücken und alles so gut es geht verbergen, doch im Auto kralle ich mich sofort an der Tür fest um mich irgendwie zu beruhigen. „Vivi? Was ist los? Hey! Schau mich an.", dreht Marco meinen Kopf zu mir. „Beruhig dich! Du wirst heute wieder bei mir schlafen. Ich lass dich nicht zu diesem Vollidiot.", haucht er und sieht mir tief in die Augen. Erstaunlicher weiße schafft er es mich zu beruhigen. „Komm wir fahren nach Hause, hm?", fragt er leise. Ich nicke nur und lehne mich an die kühle Fensterscheibe. Kaum parkt Marco vor seinem Haus, springt er auch schon aus dem Auto um mir die Tür zu öffnen. „Möchtest du noch etwas trinken?", fragt er mich, als wir im Wohnzimmer stehen. „Ein Wasser wär schön.", „Bring ich dir!", „Danke!". Ich trete an die große Fensterfront und blicke in den Himmel. Plötzlich taucht vor meiner Nase ein Muffin mit einer brennenden Kerze auf. „Happy Birthday!", haucht Marco an mein Ohr und verpasst mir eine Gänsehaut. Grinsend puste ich die Kerze aus. Eigentlich hasse ich diesen Tag, doch Marco hat ihn heute wunderschön gemacht. „Du wusstest es die ganze Zeit oder?", „Von Anfang an!", grinst er. „Danke!", flüstere ich und küsse seine Wange.

Die Eisprinzessin...(Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt