Arm in Arm

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°•. Stehts du zu mir, steh ich zu dir oder stehen wir uns im Weg. Hälts du mich, dann halte ich dich ,doch wir halten uns schon viel zu lange auf.•°
[Fabian Wegerer]

*Elisa*

Ich fühlte mich elend als ich zum Haus meiner Eltern lief. Durch die Hintertür schlich ich mich in das Bad um mein Gesicht hinter Makeup zu verbergen.

Andreas schaffte es trotzdem stets hinter diese Fassade zu schauen. Noch immer hatte ich eine Gänsehaut und spürte seine Nähe. Sein Aftershave und Parfümduft lag noch immer in meiner Nase.
Und noch immer war mir schrecklich übel und mein Kopf pochte fürchterlich. 

Ob ich wollte oder nicht; ich musste mich bei meiner Familie blicken lassen.
"Wo warst du denn so lange?" Fragte nun mein älterer Bruder, welcher ebenfalls gekommen war.
"Nur kurz draußen." Lachte ich gespielt und fragte mich insgeheim, wann diese Feier enden würde. Danach umarmte er mich noch zur Begrüßung und ich stellte mich den Fragen meiner Verwandtschaft. Nur über ihn nicht.

Niemals würde ich über Andreas sprechen. Ich erschrak als mich nicht der gewohnte Schmerz durchfuhr, wenn ich seinen Namen in Gedanken aussprach. Nach einigen Gesprächen verabschiedete ich mich und ging auf mein Zimmer.

Mir war unglaublich schlecht, weshalb ich mich nach einer kurzen Dusche, die nicht den gewünschten Effekt hatte, in mein Bett fallen ließ. Und natürlich dachte ich an nichts anderen als ihn, was meine Kopfschmerzen nicht verbesserte.

Sein besorgtes Gesicht, die Falten in seiner Stirn. Die wundervollen blauen Augen, die mich durchbohrten. Einfach alles an ihm blieb mir im Gedächtnis.

Ich konnte nicht glauben, dass wir uns erneut so nahe gekommen waren. Eigentlich wollte ich es nicht so weit kommen lassen, doch wenn er in meiner Nähe war fühlte sich alles anders an. Ich fühlte mich frei und unbeschwert. Er wusste von meinem Tablettenproblem und trotzdem war er für mich da. Er sah mich mit seinen Augen und das hatte mir gefehlt. Er hatte mir gefehlt.

Der Drang nach einer Dosis erneuter Tabletten stieg und ich konnte kaum Luft holen. Mir wurde heiß und kurz darauf wieder kalt. Es war als würde mein Körper mir zuflüstern wollen, was er wollte. Also griff ich erneut außer Kontrolle nach meiner Tasche und suchte nach Pillen. Doch außer den Beruhigungstabletten, welche mir den Krankenhausbesuch eingebrockt hatten, konnte ich nichts finden. Erneut schlich ich mich hinunter und kramte im Schrank nach Tabletten. Tatsächlich konnte ich einige Tabletten mit beruhigender Wirkung finden.

"Lass es sein" hörte ich meinen Verstand sprechen, doch der Drang nach Erlösung war zu stark. Nur so konnte ich ruhig schlafen.

Am nächsten Morgen wachte ich noch immer mit Kopfschmerzen und Übelkeit auf. Als ich aufstand, drehte sich alles um mich herum, sodass ich mich nochmal auf die Bettkante setzte.
Ohne etwas zu essen machte ich mich im Bad fertig und half meiner Schwester beim Vorbereiten ihrer Party.  Meine Eltern würden gleich zu unserer Tante fahren und dort übernachten, sodass wir unsere Ruhe hatten.

Den ganzen Tag quälten mich die Kopfschmerzen und der Schwindel so sehr, dass ich keine Sekunde an den gestrigen Tag und Andreas dachte. Zumindest bis die ersten Gäste kamen.
Finja hatte um die 20 Leute eingeladen und leider musste ich dabei sein.
Mein Körper sehnte sich nach einer erneuten Dosis von Tabletten, doch ich hatte keine mehr hier. Also versuchte ich es mit Alkohol und trank mit Leuten, die ich nicht einmal kannte.

Als die Party im vollen Gange war und die meisten schon ziemlich betrunken waren, zog ich mich zurück. Zurück zu ihm. Mit Steinen warf ich an sein Fenster, so wie damals. Kurz darauf schaute er aus diesem und begab sich runter zu mir.

Erst jetzt begriff ich, wie sehr ich mich nach ihm und seiner Nähe sehnte. Er war mein Anker und mein Halt, das war er schon immer gewesen und jetzt, wo ich ihn brauchte wusste ich, dass er für mich da sein würde.
"Alles okay?" Fragte er  als er aus der Tür trat und ich nickte. Im Licht der Straßenlaterne wirkte er wie ein Engel.
"Alles okay." Antwortete ich und versuchte die Kopfschmerzen auszublenden.

"So siehst du aber nicht aus." Sagte er leise und ich zuckte mit den Schultern.
"Finja wird 18, da kommt man an Alk nicht vorbei. "Sprach ich.
"Du bist nicht betrunken." Erkannte er und ich schüttelte den Kopf "Nein, bin ich nicht."
Ertrunken würde es wohl besser treffen. Ertrunken am Meer aus mir, welches ich nicht erkannte. Ich ertrank an mir selbst. Wie war das möglich?

"Hast du kurz Zeit?" Fragte ich fast tonlos und er nickte und verschwand nach drinnen um sich Schuhe und Jacke zu holen. Er hielt mir eine Jacke hin, denn er hatte bemerkt dass ich nur einen Pullover anhatte und es tatsächlich kühl geworden ist. Dankend nahm ich sie entgegen.

Der Abend lag mir schwer auf den Schultern, denn er würde über alles entscheiden. Dabei wusste ich nicht einmal worüber ich mit ihn sprechen sollte. Das einzige, was ich wusste war, dass ich in seiner Nähe sein wollte.

Ich atmete den Duft seiner Jacke ein, ehe ich tief Luft holte, während wir die Straße entlang schlenderten.
"Ich nehme die Tabletten, weil ich dich vermisse. Du fehlst mir." Brachte ich leise heraus

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Mal wieder ein schlechtes.

Still Falling for you  •• {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt