Regenbogen

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°•. Von hier nach da. Von mir, zu dir. Bleib hier, bin da. Sind hier gefangen. Ich in deinen, du in meinen,ich in deinen Armen.•°
[Wincent Weiss]

* Andreas *

Sie sackte in meinen Armen zusammen und da meine Eltern bei meiner Schwester Tanja waren, beschloss ich sie mit zu mir zu nehmen. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie noch leichter als sonst war. Hatte sie abgenommen? Behutsam schloss ich die Haustür auf und legte sie auf das Sofa.

Nach gestern wusste ich nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte.

Als ich ihr ein Glas Wasser holte saß sie bereits wieder senkrecht und griff sich an die Stirn.
"Danke" flüsterte sie mit geschlossenen Augen als ich ihr das Wasser reichte.
"Wird es besser?"fragte ich und sie zuckte mit den Schultern.
Sie war nicht voll bei mir, sie könnte jeden Moment wieder das Bewusstsein verlieren. Das konnte sie nicht vertuschen.

"Ich fahr dich sicherheitshalber ins Krankenhaus." Informierte ich sie, doch sie schüttelte den Kopf "Bitte nicht." Seufzte sie, doch ich half ihr hoch und brachte sie in mein Auto.

"Ich...krieg keine....Luft mehr." Keuchte sie am Parkplatz und ohne zu zögern nahm ich sie hoch und rannte zur Notaufnahme. Zum Glück kamen wir sofort dran und es dauerte nicht lange, bis die Schwester rauskam.
"Nimmt sie neuerdings Medikamente?" Fragte sie und ich zuckte mit den Schultern. Zitternd brachte ich heraus, dass sie oft Beruhigungstabletten nahm.

"Wären Sie später gekommen hätte das tödlich enden können. Wir mussten sie kurzzeitig Beatmen und alles entgiften. Auf eine Nacht zur Beobachtung verzichtet die junge Dame, haben Sie bitte ein Auge darauf." Erklärte sie mir und ich versprach ihr und noch viel mehr mir selbst, sie nie mehr alleine zu lassen.

"Verdammte Scheiße war die unhöflich." Beschwerte sie Elisa sofort und ich konnte nur lachen, obwohl die Situation wohl eher zum Weinen war.
"Du musst damit aufhören, Lis." Sprach ich am Parkplatz und sie nickte.
"Ich weiß." Seufzte sie und ich erinnerte sie: "du wärst fast drauf gegangen!"
Wieder nickte sie "ich weiß."

"Manchmal ist es nicht so leicht mir irgendetwas aufzuhören." Sprach sie und war wieder ganz woanders. Sie wusste, dass ich wusste, was sie damit meinte und trotzdem lief sie weiter als wüsste sie es nicht. Dieses Mädchen war ein Geheimnis, aber irgendwie auch nicht.

Von der Seite betrachtete ich sie und versuchte herausfinden, wie viel sie abgenommen hatte, doch sie trug so lockere Sachen, dass ich es absolut nicht einschätzen konnte.
"Was starrst du mich so an?" Fragte sie und ich konnte hören, wie sie zitterte. Ihre Stimme, ihre Hände...einfach alles schien zu zittern.

Es tat mir weh, sie so zu sehen. Nichts schmerzte so sehr wie sie zu sehen, wenn sie litt. Ich hätte mir gewünscht, dass sie über Nacht im Krankenhaus geblieben wäre, denn sie sah nicht stabil aus. Im Gegenteil im Licht der Laterne am Parkplatz erkannte ich wie blass sie war. Sie ließ sich in den Autositz fallen und ich wartete ehe ich losfuhr.

Sie prüfte ihr Aussehen im Autospiegel und ihr entfuhr ein genervtes "Oh Fuck.". Ihr Makeup war etwas verlaufen und trotzdem war sie das schönste Mädchen, das ich je gesehen hatte.
"Du fluchst ziemlich viel. Ich hab ein Waschbecken zuhause, da kannst du dich gerne waschen." Lachte ich und erntete den Mittelfinger.

Einen Moment lang sahen wir uns an, ehe ihr Handy klingelte.
"Oh Hi...Ja...Ich brauchte nur frische Luft...alles gut...ich bin gleich da..." sprach sie und auf dieses Stichwort fuhr ich los, bis sie mich bat, anzuhalten. Sie lehnte sich zurück und griff sich an den Kopf.
"Du hättest im Krankenhaus bleiben sollen." Sprach ich und sie tippte sich gegen die Stirn, während ich erneut das Auto startete.
Zuhause angekommen, betrat sie tatsächlich das Bad und zu meinem Glück waren meine Eltern noch nicht zurück.
Als sie heraustrat hielt sie sich die Hände vor das Gesicht.
"Schlimmer als vorher." Schmunzelte sie und löste die Hände vom Gesicht und zum ersten Mal seit Langem sah ich sie komplett ungeschminkt.

Sie war unglaublich blass, sie hatte kaum Farbe im Gesicht.
"So schlimm?" Fragte sie und ich schüttelte den Kopf, doch ehe ich zu Wort kam sprach sie weiter.

"Ich muss rüber." Stotterte sie und ging zur Haustür. "Danke." Sagte sie noch einmal, ehe sie den Türgriff runter drückte.
"Elisa?" Fragte ich noch einmal und sie drehte sich zu mir um. Ihre Augen glänzten erneut und wieder zog sich alles in mir zusammen, denn ihr Gesicht war schmerzverzerrt.
"Kommst du klar?" Fragte ich, denn ich wollte sie nicht gehen lassen. Ich ging auf sie zu und griff nach ihrer Hand. Sie biss sich unsicher auf die Lippe und ich wusste, dass sie nervös war.

"Schon lange nicht mehr." Antwortete sie und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. "Und du?"fragte sie und ich zuckte mit den Schultern. "Auch nicht." Sagte ich und musste anfangen zu lachen. Ein nervöses verhaltenes Lachen, welches sie erwiderte. Ich wusste nicht einmal, warum ich lachte. Und dann legte sie ihre Arme um mich und legte ihren Kopf an meine Schulter. Wie aus Reflex erwiderte ich ihre Umarmung und konnte fühlen, wie zerbrechlich sie im Moment war.

Ein Auto fuhr in die Garage und ruckartig löste sie sich von mir. Was war das nur zwischen uns? Das Feuer zwischen uns war ausgebrannt, aber hatte die Asche wieder zu Glühen begonnen? War da ein Funken Hoffnung?

"Ich sollte jetzt wirklich gehen. "Sprach sie und verschwand durch die Tür.

Meine Eltern traten kurz darauf ein und als mein Vater duschen ging, begann meine Mutter "Ich habe ihr Parfüm gerochen, stimmts?" Fragte sie geradewegs und ich nickte.
"Wir...waren im Krankenhaus. "Sprach ich "und dann hat sich das so ergeben."
"Und?"fragte sie und ich zuckte mit den Schultern "nichts."

Still Falling for you  •• {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt