7 - Waves

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°•. There is swirling Storm and I am caught up in the middle of it all. And it takes control of the person that I thought I was, the boy I used to know. But there is a light in the dark and I feel it's warmth. In my hands in my heart, why can't I hold on.•°
{Dean Lewis}

* Elisa *

Ich bereitete mich mentalisch auf Stefans Röntgenblick vor als ich das Café abschloss. Damit die Jungs nicht verhungerten hielt ich an einer Pizzeria an um ihnen Abendessen zu besorgen.

Gerade als ich zurück in das Auto stieg sprach mich ein Typ an und ich zuckte vor Schreck zusammen. Ich hielt mich an der Autotür fest und drehte mich erschrocken um.
"Ich hab' dich beobachtet. " sagte er und fuhr sich durch das dunkelbraune Haar. Eine Gänsehaut durchfuhr meinen Körper und ich hätte fast vergessen zu Atmen.
"Keine Sorge, ich bin kein Perverser. " erwiderte er sofort, während ich die Tür fest umklammerte und spürte, wie meine Knie zitterten. Man konnte schon meine Fingerknochen erkennen, so sehr krallte ich mich an die Fahrertür.

"Ich dachte nur, du könntest bisschen Spaß vertragen." Grinste er und hielt ein Tütchen hoch, in welchem eine blaue Pille lag. Unwillkürlich wurde ich hellhörig und lockerte meinen Griff. Doch kurz darauf wurde mir klar, wie tief ich gesunken war. Ich würde definitiv keine Drogen nehmen um mich aus meinem Leben zu retten. In dem Meer, in dem ich ertrank konnten diese unmöglich der Rettungsring sein.

Ich wollte meinen Kopf schütteln, doch sattdessen stotterte ich irgendwas wie " Hast du schon mal?" Und er nickte "Glaub mir eine Pille und alles wird besser. Keine Ängste, keine Sorgen. Nur Freiheit und Spaß" lächelte er schief und ich schluckte, denn es klang verführerisch. Freiheit. Er wollte doch, dass ich mich frei fühlen sollte. Außerdem schien die Wirkung von den Beruhigungstabletten allmählich nach zu lassen.

Wieder wollte ich den Kopf schütteln, denn mein Verstand war sich sicher, dass das nicht die Lösung sein konnte. Stattdessen fragte ich, wie viel Geld er verlangen würde.

"Die erste schenke ich dir." Zwinkerte er  und warf mir das Tütchen zu ehe er verschwand. Schweratmend ließ ich mich in den Autositz fallen und spürte, wie mir warme Tränen über das Gesicht liefen.
"Fuck Fuck Fuck!" Schrie ich und schlug gegen das Lenkrad. Meine Knie und Hände zitterten noch immer. Ich versuchte mich zu beruhigen und schnappte nach Luft, doch es passierte nichts. Er hatte mich mit seiner Art so erschrocken, dass die Panik erst jetzt in mir aufstieg. Verzweifelt schrie ich auf.

Jedes Mal, wenn ich dachte, dass ich den Boden unter den Füßen spüren konnte, kam eine erneute Welle und trieb ich zurück in den Ozean. Meinen Ozean mit den Problemen, die ich mir selber gemacht hatte.

Ich griff in meine Tasche und öffnete die Packung mit den Tabletten. Ein Blick darauf verriet mir, dass sich darin keine mehr befanden und ich lehnte mich im Sitz zurück.

"Scheiße" Stöhnte ich, denn im jetzigen Zustand konnte ich Stefan keines Falls vor die Augen treten. Er würde mir nur eine Predigt halten.
Andererseits was hatte ich für eine Wahl? Ich betrachtete das Tütchen in meiner Hand und der Drang, es zu öffnen war so unglaublich groß, dass es mir schwer fiel einen klaren Kopf zu bewahren.

"Nicht heute." Sprach ich zu mir selbst. Ich wollte die Kontrolle zurück und nicht, dass mich irgendwelche Pillen kontrollierten.

Doch leider taten sie das schon.

Ich machte also das Auto an und fuhr los. Meine Hände zitterten am Lenkrad und ich war am Überlegen, ob ich dem nicht doch ein Ende bereitete und dieses verdammte Tütchen leeren sollte. Doch ich kämpfte gegen mich selbst an und war überrascht als ich vor der Wohnung stand und heil angekommen war.

"Elisa, da bist du ja." Lächelte Stefan mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht. Ich stieg aus dem Auto und versuchte so cool wie möglich zu wirken, allerdings hatte ich meine noch immer zitternden Beine nicht einberechnet und den Schwindel, der beim Aufstehen dazu kam. Stefan eilte sofort auf mich zu um mich zu stützen.

"Sag mal hast du abgenommen? " fragte er und ich schüttelte den Kopf während ich überlegte, was ich in den letzten Tagen zu mir genommen hatte,was außer Tabletten nicht wirklich mehr war.
"Lis, so kann das nicht weiter gehen." Sagte Stefan nun ernst und zog mich in eine Umarmung.

"Du verlierst dich immer mehr und ich kann nicht dabei zu sehen. Lange genug sehe ich wie du kaputt gehst und ich kann nichts dagegen tun." Seufzte er und ich stotterte ein "Es tut mir leid" gegen seine Schulter.

Er griff nach meiner Hand, in der noch immer das Tütchen lag und sah mich entgeistert an.
"Verdammt Elisa, das ist doch nicht der richtige Weg." Fuhr er mich an und ich zog die Augenbrauen hoch.
"Glaubst du wirklich ich habe was genommen?" Fragte ich enttäuscht und wütend zugleich. Dabei hatte ich es doch in Erwägung gezogen, diese Pille zu mir zu nehmen. Ich hatte keinen Grund sauer zu sein. Lediglich war ich wütend auf mich selbst.

"Vertraust du mir?" Fragte ich und Stefan sah mich eindringlich an.
"Elisa, du bist meine beste Freundin. Natürlich vetraue ich dir." Sagte er so sanft als hätte er sich wieder gefangen.

"Ich habe nichts davon genommen." Sagte ich und erklärte ihm die Geschichte, wie das Tütchen zu mir kam.

"Kannst du es für mich...entsorgen?" Fragte ich peinlich berührt und er nickte "Klar."

Schweigend holten wir die Pizzen aus dem Auto und gingen in das Haus. Michi schenkte mir einen aufmunternden Blick und ich sprach meine Gedanken aus.

"Gibt's noch Karten für Willingen?" Fragte ich und beide sahen mich stirnrunzelnd an.
"Ja..." Antwortete Michi nachdenklich und sah Stefan fragend an.
"Dann werde ich euch dort anfeuern." Stellte ich fest, denn Stefan hatte recht. So konnte es nicht weiter gehen. Ich musste ihn sehen, was hatte ich noch zu verlieren? Entweder es zeriss mich komplett oder es half mir.

"Glaubst du, das ist eine gute Idee?" Fragte Stefan und ich nickte "Die einzige, die vielleicht etwas bewirken könnte." Antwortete ich.

Danach wechselten wir das Thema auf das Springen und mir entging nicht, dass Stefan im Blick hatte, ob ich ausreichend aß.

Tatsächlich hatte ich das Essen in den letzten Tagen oft vergessen, da die Tabletten nicht gerade appetitsfördernd waren. Als Stefan sich ins Bad begab, begann Michael zu reden.
"Ich glaube es ist eine gute Entscheidung." Lächelte er mir aufmunternd zu.

"Entweder es rettet sie oder es bringt sie um." Zischte Stefan scharf, der scheinbar etwas vergessen hatte und sein Tonfall ließ mich erschaudern.

Still Falling for you  •• {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt