4 - Six feet under

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°•. How I lost myself again, but I remember you. Don't come back, you won't and will .•°
[Billie Ellish]

* Elisa *

Spätestens nach der Aktion mit dem Krankenhaus wurde mir klar, dass sich etwas ändern musste.

Die Tabletten hatte ich genommen um ruhig schlafen zu können und meinen Körper in Griff zu halten. Ständig musste ich ein Zittern oder Weinen verbergen, denn ich wollte nicht, dass man mir ansah, wie fertig mich das alles wirklich machte.

Stefan hatte mich in den letzten Tagen kaum aus den Augen gelassen, sondern verfolgte mich wie einen Schatten. Gestern war er, nach dem ich ihm 100 Mal versichert hatte dass ich klar kommen würde, mit Michi zum Wettkampf gefahren. Er wollte diesen sogar sausen lassen, doch glücklicherweise konnte ich ihm vom Gegenteil überzeugen, denn mir würde ein bisschen Zeit alleine gut tuen und ihn würde das Springen von Marisa ablenken.

Und nun saß ich alleine in der Küche und starrte auf meinen Tee, der vermutlich schon fast ausgekühlt war. Tränen liefen mir über die Wangen und meine Augen begannen zu brennen. In diesem Moment musste ich niemanden etwas beweisen, musste keine Gefühle unterdrücken und konnte mich gehen lassen.

Ich schluchzte so sehr, dass ich befürchte daran zu ersticken und meine Hände zitterten so sehr als würden sie jeden Moment ins Ungewisse fliegen.

Spätestens jetzt wusste ich, dass ich abhängig war. Allerdings nicht von den Tabletten, sondern einzig und allein von ihm und diese Erkenntnis riss mir den letzten Boden unter den Füßen weg. Ich ließ mich am Schrank entlang hinunter gleiten und legte die meinen Kopf suf die angewinkelten Knie. Ich hatte mein Studium wegen dieser Stalkingattacken und dem Versteckspiel abbrechen müssen und nun stand ich nicht mehr auf eigenen Beinen und kam mir vor wie ein Niemand.

Ich war alles andere als ein leichter Mensch, doch er hatte immer gewusst, wie er mit mir umzugehen hatte. Er fehlte mir so sehr, jeden Tag wurde es schlimmer. Es fühlte sich an als würde jeden Tag erneut ein Stück aus meinem Herzen gerissen.

Ich konnte so nicht länger weitermachen, denn ich kam mir vor wie ein Häufchen Elend. Ein jämmerlicher Niemand. Ich hatte keine Ahnung mehr, wer ich überhaupt war, dabei war ich mir meiner Person vorher so sicher. Wie konnte man sich so verlieren? Die letzten Wochen hatte ich versucht, herauszufinden, wer ich war doch ich konnte mich, egal wie und wo ich suchte, einfach nicht mehr finden. Ich war so verloren, wie ein einsames Schiff im Meer, welches jeglichen Kontakt zur Außenwelt verloren hatte.

Genau so sollte es niemals sein, nie hatte ich abhängig von einer Person sein wollen und ich wusste, dass ich dagegen nicht ankämpfen konnte. Ich stand auf und holte mir aus meinem Zimmer erneut Beruhigungstabletten.
Ich musste die Sucht ändern. Wenn ich nicht mehr Abhängig von ihm, sondern von diesen Pillen war, würde es nir definitiv leichter fallen davon los zu kommen.

Das einzige, was ich wollte war die Erlösung von diesem Schmerz, der mich verfolgte wie mein eigener Schatten. Vielleicht war dieser Schmerz zum Schatten meiner Seele geworden, denn ich erkannte mich nicht mehr. Es fühlte sich so leer und Dunkel an und ich wusste, dass nur er die Leere füllen konnte. Ich kämpfte dagegen an, versuchte zu entkommen, doch es ähnelte einem Teufelskreis der niemals ein Ende nehmen würde. Ich hatte diesen Kampf satt, unglaublich satt. Wie lange konnte man gegen sich selbst ankämpfen bis man sich selbst zerstörte? Und wie reparierte man sich, wenn die einzige Person, die das passende Werkzeug hatte gleichzeitig die Person war, die einen noch mehr zerstören konnte.

Ich warf mir ein paar Tabletten in den Mund. Wie viele waren es? 2? 3? 4? Ich hatte keine Ahnung, sehnte mich nur nach deren Effekt. Ruhe. Innere Ruhe und keine Aufruhr.

Wie jämmerlich war ich geworden? Wie konnte ich mich auf dieses Level des Lebens begeben? Ich schüttelte den Kopf und schlug mir erneut die Hände vors Gesicht.

Ich schnappte mir mein Handy und ging in meine Galerie, denn ich hatte es bisher nie geschafft die gemeinsamen Bilder zu löschen. Schließlich waren diese alles, was nir geblieben war.

Ich erinnerte mich an jedes Bild, jedes Erlebnis und jede Geschichte, die dahinter steckte. Ich erinnerte mich an unseren kurzen Trip im Wohnwagen an die Ostsee und die Bilder die im Regen entstanden waren. Da gab es das Bild, welches ich von ihm gemacht hatte als er im Regen mit gekauften Eis zu mir rannte. Sein Lachen war die Widerspieglung der Situation - wir waren unfassbar glücklich.

Schon nach diesem Bild blieb mir die Luft weg, weshalb ich mir die weiteren nicht ansehen konnte, doch eine Sache wurde mir klar ; Ich musste ihn sehen.

Ich musste sehen, ob es ihm gut ging oder ob er genauso litt. Ich musste wissen, ob es für ihn schon ein neues Mädchen gab oder es ihm so erging wie mir. Ich musste mich davon überzeugen, wie er reagieren würde, wenn er mich sehen würde.
Einerseits würde es mir Gewissheut geben, doch keine Garantie darauf, dass es mir danach leichter fallen würde ihn gehen zu lassen.

Sollte ich es wagen?

Still Falling for you  •• {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt