Strange Day

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Der helle Stoff saugt sich langsam voll. Er wird schwerer. Nicht mehr lange und das Rot ,meines Blutes ,wird zu sehen sein . Nicht mehr lange und es wird hindurch sickern, wird für Jeden sichtbar.  

Ich war zu unvorsichtig, zu leichtsinnig, zu nachlässig. Ich hatte die Hand nur notdürftig verbunden. Es würde schon gehen, dachte ich. Doch ich habe mich geirrt. Auf Arbeit musste ich die Hand bewegen. Schnell rissen die Wunden, welche die spitzen Scherben hinterlassen haben ,auf. Schnell kam der Schmerz zurück. Es dauerte nicht lange , bis es eine Kollegin bemerkte und mich Hier her brachte.

Nun sitze ich Hier. Diese Situation erinnert mich so sehr, an die in  der Notaufnahme. Verletzt und gebrochen sitze ich Hier, wie an jenem Tag.  Werde ich wieder die Patientin vom Halbgott? Schon damals, hat mich seine Aura in ihren Bann gezogen. Diese Erhabenheit ,die er ausstrahlt. Unweigerlich fährt meine Zungenspitze über die kleine Narbe an meiner Lippe. Gern würde ich wieder seine Patientin sein, denke ich.

Die Vibration meines Handys ,holt mich aus meinen Gedanken. Mit meiner unverletzten Hand, hole ich es heraus und entsperre es.

> Geht's dir gut ?< Kid

Soll ich die Wahrheit sagen ,oder mich doch für dem unkomplizierten Weg  entscheiden? Kid ist nicht in der Stadt. Er hat keine Zeit für mich. Es kann ihm egal sein.

Lüge ihn an, flüstert mein Geist. Ich höre auf ihn.

>Klar. ;)< antworte ich.

Das schlechte Gewissen nagt an mir. Natürlich geht es mir nicht gut, doch ich will Kid nicht unnötig belasten. Ich muss selbst Damit zurecht kommen.

Schluckend blicke ich auf das Tuch. Es ist mittlerweile von großen, roten Flecken übersäht. Der Stoff glänzt. Frisches Blut hat meinen Körper verlassen. Ich kneife die Augen zusammen und atme tief ein. Warum nur, habe ich das getan? Warum Lüge ich ihn an?

„Elenore." spricht mich jemand an.

Diese Stimme, die unverkennbar schöne und maskuline Stimme. Sie spricht erneut zu mir . Er ist zurück. Ich öffne die Augen und blicke in die Richtung ,aus der ich meinen Namen vernahm. Das steht er, der Halbgott. Wieder lehnt er lässig an der Wand. Wieder blickt er interessiert zu mir. Wieder ähnelt diese Situation, der in der Notaufnahme. Er deutet mir, ihm zu folgen. Wie damals, folge ich ihm.

Wir kommen in einem Behandlungszimmer an. Wir sind in einem ganz anderen Teil des Krankenhauses. Weit weg von der Notaufnahme und doch sieht alles identisch aus. Stumm, wie damals, setze ich mich auf die Liege.

Ich genieße es, Law zu betrachten.  Seine Bewegungen sind gelassen. Er ist konzentriert. Ist er nach der Begegnung mit Kid anders zu mir? Hasst er mich deswegen?

Vorsichtig entfernt er das Tuch vor meiner Hand.  Seine weißen Handschuhe färben sich Stück für Stück rot. Ich blicke direkt in sein Gesicht. Die Augenbrauen sind zusammen gezogen . Auf der Stirn bildet sich eine tiefe Falte. Macht er sich etwa Sorgen?

Ein stechender Schmerz holt mich in die Realität zurück. Ich richte mein Augenmerk auf meine geschundene Hand. Law hat das Tuch von ihr gelöst. Nun sehe ich das Ausmaß meiner Tat. Meine Hand ist tiefrot verfärbt. Der Verband, den ich mir angelegt hatte ist verrutscht und blutdurchtränkt. Ich sehe, den dunklen Lebenssaft aus den tiefen Schnitten sickern.

Ich höre, wie Law tief einatmet. Er dreht sich um. Packt Utensilien in eine Nierenschale und breitet Tücher ,auf einem kleinen Tisch an der Wand, aus. Als er wieder zu mir kommt, umschließen seine langen Finger grob meinen Arm. Seine stahlgrauen Augen, bohren sich in Meine. Sie huschen zwischen Meinen hin und her. Sucht er Etwas darin ?

Er zieht mich von der Liege und drückt mich auf den Stuhl am kleinen Tisch. Vorsichtig legt er meine Hand ,auf den ausgebreiteten Tüchern, ab. Er rollt mit dem Hocker zu mir und beginnt mir seiner Arbeit. Er entfernt den schlecht angebrachten Verband. Entfernt Stück für Stück die restlichen Splitter. Wie konnte ich nur so nachlässig sein?

Immer wieder durchfährt mich der Schmerz.  Er reinigt die Wunden und näht sie zusammen . Er setzt mich wieder einmal zusammen. Die ganzen Schmerzen stören mich nicht, denn ich kann ihn sehen. Bin ihm nahe. Kann ihn, in seiner Stille und Konzentration, beobachten.

Sein Haar, so schwarz und leicht zerzaust. Einige Strähnen hängen ihm ins Gesicht und ich muss dem Versuch widerstehen, sie ihm aus dem Gesicht zu streichen. Ich könnte ewig hier sein. Könnte ewig seine Patienten sein. Er soll sich nur um mich kümmern, denke ich.

„Wie ist das passiert?", fragt er und seine Stimme jagt mir leichte Schauer über den Rücken.

„Und diesmal ,sagst du besser die Wahrheit!" , fügt er mit einem bedrohlichen Unterton an. Seine Augen blicken wieder in Meine. Diesmal ,erkenne ich Wut in ihnen.

Ich erzähle ihm geknickt die Wahrheit. Erzähle, was ich getan habe. Was macht es schon für einen Unterschied? Law nimmt es nickend zur Kenntnis. Er fragt nicht, nach einem Grund. Es ist ihm egal. Ich kann ihn verstehen. Ich werde ihm nie genügen, denke ich.

Der Halbgott schickt mich nach Hause.

Meine Hand pocht unangenehm . Sie ist in schneeweiße Verbände eingewickelt. Ich betrachte sein Werk.  Der kalte Wind fährt in meine Knochen und einmal mehr vermisse ich meinen Schal. Schlurfend begebe ich mich zum Parkplatz . Mit dieser Hand zu fahren, wird sich als schwierig erweisen, denke ich.

Ich will zu meinem Wagen, da bemerke ich ihn. Merke wie Law anscheinend auf mich wartet. Er steht vor meinem Wagen. Zögerlich trete ich auf ihn zu. Meine gesunde Hand krallt sich an dem Lederriemen meiner Tasche fest. Was will er? Law bemerkt mich und kommt auf mich zu.

Er stellt sich vor mich. Leichte Dampfwölkchen steigen aus einer Nase empor. Ist es wirklich  so kalt geworden ? Wieso bewege ich mich nicht? Steig ein und fahr los ,denke ich. Doch mein Körper will nicht. Er will abwarten, was der Halbgott tut.

Er öffnet die Schnalle seiner Umhängetasche und zieht Etwas heraus. Erleichtert erblicke ich die grobe, graue Wolle.

Mein Schal.

Ich will gerade auf ihn zu treten und mein Eigentum entgegen nehmen. Doch er kommt mir zuvor. Er überbrückt den Weg zwischen uns.  Er ist mir plötzlich wieder so nahe. Ich atme stoßweise. Verteile nun selbst weiße Dampfwölkchen in der Luft.

Beinahe zärtlich ,legt er mir den Schal um. Schlingt ihn mir mehrmals um den Hals. Die Wolle hat den Duft seiner Umgebung angenommen. Sie riecht nach seinem Leben. Genüsslich rieche ich an meinem Schal. Schließe kurz die Augen. Es ist mir egal, was er denkt. Ich will den Duft in mir aufnehmen ,bevor er verfliegt, sich verflüchtigt.

Als ich die Augen öffne blicke ich auf Law's Lippen, welche sich zu einem leichten Grinsen verzogen haben.

Ich schlucke.

Was für ein komischer Tag.

Red ( One Piece OC x Kid/ Law FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt