Conscience

46 4 0
                                    

Die Scheibenwischer kämpfen gegen die Schneemassen . Rhythmisch bewegen sie sich hin und her. Sie verhindern ,dass sich die weiße Pracht auf der Scheibe festsetzt und uns die Sicht nimmt. Die, auf uns zufliegenden ,Schneeflocken sehen aus wie tausend Sterne. Ich fühle mich, als wäre ich in einem Raumschiff im Weltall unterwegs.

Mein Blick huscht auf den Bildschirm vor mir. Nicht mehr lang und wir haben das Ziel erreicht. Mit vorgehaltener Hand gähne ich genüsslich. Zufrieden lehne ich mich in den Sitz. Im Wagen ist es schön warm. Der Duft des Halbgottes haftete an mir. Ich fühle mich sicher.

Ich blicke zu Law. Er sitzt immer noch konzentriert hinter dem Steuer. Vorsichtig steuert er seinen teuren Wagen über die verschneite Straße. Er sieht müde aus. Ich würde ihn gern ablösen, doch die Angst ist zu groß, dass ich seinen Wagen beschädige.

Die Mäntel haben wir beide abgelegt. Law trägt nur eines seiner dunklen Hemden. Diese Schönheit setzt mich unter Druck. Ich lecke nervös über die Narbe an meiner Lippe. Ein unnötiger Tick, den ich mir angewöhnt habe. Immer, wenn ich es tue ,denke ich an Law. Ich denke an unsere erste Begegnung im Krankenhaus.

Die Straße vor uns wird immer steiler und enger. Die blaue Linie auf dem Bildschirm immer kürzer. Bald bekomme ich meine ersehnten Antworten. Die Fragen brennen mir unter den Fingernägeln. Hoffentlich hält er mich nicht nur hin. Hoffentlich führt er mich nicht hinters Licht.

Klein und abgelegen erkenne ich ein Blockhaus. Eine einzelne Laterne davor erhellt es. Das Dach hat eine weiße Haube. Ich stutze, als ich die freigeschaufelt Einfahrt erblicke. Hat Law Jemanden beauftragt das Haus herzurichten? Gehört es ebenfalls ihm?

Ich erschrecke, als Law sich weit zu mir hinüber beugt. Seine Hand streckt er in die Richtung meiner Beine aus.  Ich bekomme eine Gänsehaut. Ich ziehe meine Beine ein wenig zur Seite. Ich will der Berührung ausweichen. Verwundet blicke ich zu Law. Seine stahlgrauen Augen treffen auf Meine. Erneut blitzen seine Augen auf. Was hat er vor?

Ich zucke leicht zusammen, als ich ein Klacken vernehme. Verwundert blicke ich zur Quelle des Geräusches. Der Halbgott hat das Handschuhfach geöffnet. Ich komme mir dumm vor. Ich hatte wirklich gedacht ,er will mich berühren. Ich dachte, er will mir nahe sein.

Er zieht eine Art Fernbedienung hervor und lässt sie vor meinen Augen, an dem kleinen Kettchen, baumeln. Er macht sich über mich lustig. Ohne den Blick von mir abzuwenden ,hält er sie in Richtung der Garage und drückt den Knopf. Langsam und lautlos fährt das Tor nach oben.

Ich will austeigen. Die frische Luft genießen. Mir noch nein wenig die Beine vertreten. Vorsichtig öffne ich die Tür. Einige Schneeflocken finden den Weg ins Wageninnere.  Sie hinterlassen kalte Spuren auf meinem Gesicht. Unter meinen Schuhen knirscht der frische und reine Schnee. Fasziniert lasse ich meinen Blick über die glitzernde Landschaft schweifen.

Law fährt den Wagen in die Garage. Dieser Moment  gehört ganz mir. Ich erkenne ein paar Häuser in der Umgebung. Sie sind verstreut, weit voneinander entfernt. Das weiße Monster hätte sicherlich seinen Spaß gehabt hier zu sein. Ich finde es fast schade, dass wir ihn bei Penguin gelassen haben.

Beinahe vergesse ich, dass ich meinen Mantel nicht trage, doch die Kälte erinnert mich daran. Kräftig reibe ich mir über die Oberarme und  will  zum Wagen, um ihn zu holen. Als ich mich umdrehe steht Law bereits mit meinen Mantel in den Händen da und breitet ihn aus.

Einen Moment lang stehe ich zögerlich da.  Es ist eine deutliche Einladung. Er will, dass ich ihn mir anlegen lasse. Warum zögere ich? Ein kalter Windstoß wirbelt mein Haar durch die Luft. Ich beginne zu zittern. Ich gebe nach und schlüpfe in den weichen Stoff.

Ich schließe die Augen. Ich atme langsam und kontrolliert. Es ist mir unangenehm. Vielleicht ,weil er mich mit dieser Geste ebenwürdig behandelt?

Als ich in beide Ärmel geschlüpft bin, spüre ich ein leichtes Gewicht auf meinen Schultern. Ich ziehe den Mantel eng um meinen Körper. Langsam drehe ich den Kopf zur Seite und erblicke die tätowierte Hand von Law. Er übt auf beiden Seiten einen angenehmen Druck aus.

„Komm!" , flüstert er mir ins Ohr. Ich spüre deutlich seinen warmen Atem. Mit den Taschen betreten wir das Haus. Sofort umgibt mich eine angenehme Wärme. Die Einrichtung im Eingangsbereich ähnelt der, im Haus seines Freundes.

„Gehört das Haus dir?", frage ich interessiert und beobachte Law dabei, wie er seinen Mantel an die Garderobe hängt.

„Ja.", gibt er mir die knappe Antwort. Ich hänge meinen Mantel neben Seinen und folge ihm. Er zeigt mir kurz alle weiteren Räume. Ein Bad mit Badewanne, ein Wohnzimmer ohne Fernseher. Eine schöne Küche. Eine Treppe führt in eine weitere Etage. Das Haus ist deutlich kleiner, als das im Wald. Er wird es als Art Ferienhaus benutzen ,denke ich. Ein angenehmer Duft nach Holz liegt in der Luft.

Ich betrachte Law genau. Er kocht gerade Kaffee. Er sieht müde aus. Ständig reibt er sich über die Augen. Er tut mir Leid. Ich bin Dafür verantwortlich. Nachdenklich sitze ich auf der gepolsterten Eckbank. Man sieht ihm den Schlafmangel an. Die Strapazen haben ebenfalls an ihm gezehrt.

Klappernd stellt er eine Tasse vor mir ab. Er setzt sich, zu meiner rechten Seite. Ich erkenne deutlich seine Augenringe. Ich habe Gefühl, dass sie immer dunkler werden. Er ist müde. Sein Blick wirkt glasig.

Kratzend fahre ich mit dem Fingernagel über den Aufdruck ,auf dem weißen Porzellan . Ich konzentriere mich. Ich will das schwarze Muster entfernen, doch es funktioniert nicht. Meine Gedanken kreisen. Diese Fragen leben schon so lang in mir. Endlich werde ich meine Antworten bekommen. Doch so will ich es nicht. Ich will nicht, dass sich Law Meinetwegen schlecht fühlt.

„Law?", kommt es mir zögerlich über die Lippen. Der Halbgott, der sich gerade seine  Tasse an den Mund führen wollte, stoppt in seiner Bewegung und blickt zu mir. Ich schlucke. Er sieht so müde aus.

„Ich würde gern duschen gehen und dann schlafen.", sage ich und schiebe die Tasse ein wenig von mir weg. Law hebt eine Augenbraue.

„Ich dachte, du willst Antworten.", sagt er und  lehnt sich nach hinten.

Natürlich will ich sie. Mein Geist schreit regelrecht danach.  Doch ich will nicht, dass es Law schlecht geht. Er hat schon so Viel für mich getan. Ich kann ihn nicht noch mehr für mich beanspruchen. Ich kann ihn nicht so ausnutzen.

„Später." , sage ich, stehe auf und lasse den Halbgott in der Küche zurück.

Meine Antworten können warten.

Red ( One Piece OC x Kid/ Law FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt