Nightmare

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Eine Stimme dringt an mein Ohr. Weiblich, zart, leise, so vertraut. Die Stimme meiner Mutter, sie fordert mich auf.

"Lauf kind, lauf! Bleib nicht stehen und schaue nicht zurück!"

Ich tue, was sie sagt. Ich laufe so schnell ich kann. Ich muss es tun, für meine Mutter.

Ich bin in einem Gebäude, in einem riesigen Gebäude ohne Fenster. Alles leuchtet in einem roten Licht. Ich laufe einen Gang entlang. Die Wände sind so hoch, dass ich die Decke nicht erkennen kann und sie einfach in schwarze Dunkelheit übergehen. Er erstreckt sich über eine Länge, die ich nicht einsehen kann. Ich laufe so schnell ich kann, doch ich komme der einzigen Tür, die sich am Ende des Ganges zu befinden scheint, nicht näher.

" Lauf! Sonst werden sie sterben! ", erklingt nun wieder die Stimme meiner Mutter.

Ich suche mit meinen Augen die Umgebung ab, doch ich kann sie nirgends erblicken. Meine geliebte Mutter. Wo bist du? Frust macht sich in mir breit. Ein wütendender Schrei entweicht meiner Kehle. Ich komme nicht voran! Egal wie sehr ich mich bemühe, der Boden unter meinen Füßen scheint sich zu einem Laufband entwickelt zu haben, welches mich immer weiter von meinem Ziel entfernt. Ich kann nicht mehr und lasse mich auf die Knie fallen.

"Elenore! Tue es für mich!", fleht nun die Stimme meiner Mutter.Beharrlich schüttle ich den Kopf. Es ist sinnlos!

Jemand ergreift meine Hand. Das rote Licht verschwindet. Es erscheinen Fenster zu beiden Seiten, der Boden scheint sich nicht mehr in die falsche Richtung zu bewegen. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und sehe auf. Mein Atem stockt.

Vor mir sitzt meine Mutter ebenfalls auf dem Boden. Ihr langes schwarz-graues Haar fällt in wirren Locken über ihre Schultern und  in ihr, vom Leben gezeichnetes,Gesicht. Die Haut ist hell und trägt Falten. Falten von denen ich immer dachte, dass sie vom Lachen stammen. Ihre Augen sind dunkelbraun und klar. Ein sanftes  Lächeln umspielt ihre vollen Lippen. Sie sieht aus wie immer. Sie ist lebendig. Sie ist bei mir.

Mein Glück ist so groß, so greifbar, dass ich Tränen ausbreche. Ich falle meiner Mutter um den Hals. Ich küsse sie und freue mich, dass ich sie endlich wieder an meiner Seite habe.  Alles andere kommt mir so unwirklich vor, wie ein Traum aus dem ich eben erwachte. Meine Mutter ergreift erneut meine Hand. Sie hilft mir auf die Beine und zieht mich mit sich.

"Hilf ihnen!", sagt sie zu mir. Ihre Stimme klingt wieder so weit entfernt. Einen Augenblick später stößt sie mich durch die geöffnete Tür. Sie stößt mich weg von sich. Wie sind wir so schnell an das Ende des Ganges gelangt?

Ich stolpere in einen Raum und blicke mich suchend nach meiner Mutter um. Doch im Türrahmen steht niemand. Ich bin allein. Verzweifelt raufe ich mein Haar und versuche meine Gedanken zu ordnen. Es muss ein Antwort darauf geben, doch ich finde keine. Ein monotones Klatschen erfüllt plötzlich laut den Raum, obwohl es nur von einer Person zu kommen scheint. KLAP, KLAP, KLAP. Das Echo hallt mehrfach wieder.

Die Quelle des Geräusches erscheint urplötzlich vor mir. Das Grinsen so schief und wiederlich, die große Gestalt, das blonde Haar und die spitze Nase mit der albernen Sonnenbrille. Der Boss.

"Endlich bist du meiner Einladung gefolgt, Elenore.", säuselt er und blickt von oben auf mich hinab.

"Sieh nur, ich habe eine besondere Überraschung für dich vorbereitet!", sagt er und geht einen Schritt zur Seite.

Mein Blick richtet sich auf das, was hinter ihm liegt. Ich schreie auf.
Die toten Körper meiner Eltern liegen mir zu Füßen. Dieser Anblick wirkt bekannt, er wirkt vertraut, trotzdem halte ich ihm nicht stand. Ich wende mich ab und Wut durchströmt meinem gesamten Körper.
Ich presse meine Hände auf die Ohren und kneife meine Augen fest zusammen. Ich will diese Bilder nicht  in meinen Kopf lassen. Es kann nicht wahr sein! Meine Mutter war doch eben noch bei mir! Ihre Stimme, die Berührungen und ihr Duft waren so wirklich. Sie war bei mir!

Kraftlos lasse ich meine Hände an den Seiten herunter hängen. Stumme Tränen laufen meine Wangen hinab. Das kehlige Lachen des Bosses hallt in meinen Ohren. Er macht sich über mich lustig! Er quält mich und hat Spaß daran! Ich hasse ihn!

Als das Lachen verstummt öffnen sich meine Augen wie von selbst. Bin ich etwa wieder allein? Nein!

Ich erblicke zwei Gestalten nicht unweit von mir. Ich erkenne sie sofort. Law, der Halbgott, steht an einer massiven Säule gelehnt. Er ist gänzlich in schwarz gekleidet. Auf der anderen Seite, die selbe Haltung angenommen, steht der rote Riese, Kid. Er allerdings ist in einen roten Anzug gehüllt.

Ich schaue abwechselnd beide Männer an. Sie bewegen sich nicht, sie starren sich gegenseitig an. Haben ihre Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Sie scheinen keine Notiz von mir zu nehem, sie haben nur Augen für einander und es macht mir Angst, dass ich ihnen nicht ins Gesicht sehen kann. Ein grauer Schleier hängt darüber. Ich erkenne gerade einmal das Profil. Weder Nase noch Mund kann ich genauer betrachten. Die Augen sind nicht zu sehen. Mein Blick bleibt an Kid haften. Schauer jagen kalt meinen Rücken hinunter. Sein rotes Haar und sein ebenso roter Anzug signalisieren nur eines: Gefahr. Ich bekomme es mit der Angst zu tun.

Wie von selbst setzt sich mein Körper in Bewegung. Ich will näher heran. Ich will beider Gesichter sehen. Ich will ihre Gefühle erkennen können, wenn sie sich so nahe sind.

" Lauf sonst werden sie sterben!", sagte meine Mutter. Meinte sie etwa die Beiden damit? Soll ich sie schützen? Mein Blick gleitet erneut zum roten Riesen. Mein Bedürfnis mit ihm von diesem Ort zu verschwinden ist unglaublich groß. Ich will ihn nicht verlieren!

Ich  versuche sie auf mich aufmerksam machen. Ich rufe sie, doch ich bleibe stumm. Alles um mich herum wird dunkel. Ich verliere Law aus den Augen. Kid kann ich ebenfalls nicht mehr sehen. Was passiert hier?

Wieder ertönt dieses schreckliche Lachen und ich bin mir sicher, der Boss ist mir näher als je zuvor.  Rotes Licht erhellt nur einen kleinen Teil des Raumes. Was ich sehe, lässt mich erstarren. Ich beginne zu schreien und zu weinen, doch ich erzeuge keine Geräusche.

Vor mir auf den Boden kniet Law. Die Hände hinter dem Rücken gefesselt, die Augen verbunden. Er lässt den Kopf hängen. Er ist verloren, denn dicht hinter ihm steht Kid. Seine Augen sind verbunden doch in seiner Hand hält er seinen Revolver. Er presst ihn an Laws Schädel.

Ich schreie, so laut ich kann. Kid muss mich hören! Doch keiner der beiden Männer nimmt mich war. Ich existiere nicht für sie. Ich kann nur geschockt dabei zusehen, wie der Boss scheinbar aus dem Nichts auftaucht und um beide Männer herumschlendert. Mit einem letzten fiesen Grinsen, welches er an mich richtet, zückt er seine Waffe und hält sie dem roten Riesen an die Schläfe.

" Schieß!", gibt er ihm den Befehl.

Er und Kid drücken gleichzeitig ab. Die Schüsse ertönen monoton. Ich schreie nach Kid.

Ich schrecke auf und sitze im nächsten Moment. Meine Augen sind weit aufgerissen, meine Hände wandern panisch über mein Gesicht. Ich ertaste den Schweis, der meinen kompletten Körper benetzt und meine Kleidung an mir kleben lässt. Ich spüre die Tränen, die sich während meines Schlafes ihren Weg bahnten.Mein Herz rast. Meine Atmung ist unregelmäßig. Ich sehe mich um.

Der Raum wird von einer schwachen Lichtquelle erleuchtet. Mein Körper ist in eine Decke geschlagen, die ich entferne.
Mein Blick wird leer. Meine Augen füllen sich mit Tränen, mein Herz zieht sich zusammen. Ich war meiner Mutter so nahe ,wie nie zuvor. Ich habe Kid und Law verloren. Alles fühlte sich so echt, so real an. Dabei war es nur ein Alptraum.

Ich spüre , wie Law das Zimmer betritt und sich schweigend neben mich setzt. Langsam lehne ich meinen bebenden Körper an ihn. Sanft streicht er mir über den Rücken und flüstert ,"Du hattest nur einen Alptraum!"

Ja, damit hat er vollkommen Recht.

Red ( One Piece OC x Kid/ Law FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt