6. Kapitel

1K 68 3
                                    

Ich lief am Mittwoch nach dem Football wieder an dem Musikraum vorbei, in der Hoffnung Stuart anzutreffen. Jedoch hörte ich niemanden Klavier spielen, weshalb ich erwartete, dass er nicht hier war. Ich öffnete die Tür des Musikraumes und sah Stuart vor dem Klavier sitzen, jedoch spielte er nicht. Er rieb seine rechte Hand und fluchte. ,,Hey", sagte ich knapp und schloss die Tür hinter mir. Jetzt oder nie...vielleicht war es ja alles nur halb so schlimm...oder es war die reinste Katastrophe, so sicher konnte man sich da nicht sein. Er drehte sich zu mir um und musterte mich überrascht. Wir beide schwiegen uns an...ja äh, dass war natürlich total schlau und brachte mich jetzt richtig weiter in meinem Problem. Aber ich konnte ja schlecht mit der Tür ins Haus fallen oder? ,,Du warst doch der Typ, der mit in der Schlägerei verwickelt war? Der, der mich gekratzt hat", platzte es aus ihm heraus. Okay dann halt doch die Tür einrennen. ,,Ja genau der. Glaube wir sollten genau wegen diesem Kratzer reden, Stuart", sagte ich und er legte die Stirn in Falten. ,,Henry", sagte er und ich legte meinen Kopf schief. Was hatte er denn jetzt für ein Problem? ,,Ich bin Dean", sagte ich langsam, nein ich heiße nicht Henry, und er seufzte. ,,Henry Stuart. Stuart ist mein Nachname", meinte er und ich nickte. AHA.

,,Zurück zum Thema, ich nenn dich trotzdem Stuart, hat sich jetzt bei mir eingeprägt. Der Kratzer ist verheilt...und Silber wirkt ätzend auf deiner Haut...was ich damit sagen will, es ist sehr wahrscheinlich, dass ich dich verwandelt habe", sagte ich und sah mich skeptisch an. ,,Und in was? In eine Alienmutation?", fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Nicht direkt...er war mal ein lila Alien...zu mindestens als ich high war. ,,Nein in ein Werwolf...also bitte nicht ausrasten oder so, wir bekommen das hin", sagte ich und hob langsam die Hände. ,,Denkst du echt, dass ich dir das abkaufe? Vielleicht solltest du dein Drogenkonsum unter Kontrolle bekommen", sagte er. ,,Alter, ich bin clean und nüchtern! Und ich nehme keine Drogen", sagte ich und er lachte. ,,Ja guter Witz, du hast mich gekratzt, als du high warst! Ach komm schon, verschwende nicht deine Zeit mit mir und geh einfach. Oder ist das ne Wette? Sind hier irgendwo Kameras oder stehen vor der Tür deine Freunde, die dir Drogen als Belohnung versprochen haben, oder Geld um mich zu verarschen und mir weiß zu machen, dass ich ein Werwolf bin?", fragte er wütend. ,,Jetzt mach mal halb lang und lass meine Freunde da aus dem Spiel!", sagte ich und er schnaubte. ,,Ach sind die etwa auch Werwölfe und zerfleischen mich, wenn ich es nicht glaube, dass ich jetzt auch so einer bin? Hörst du dir mal selber zu?", fragte er und ich ging auf ihn zu. Was dachte er von sich?! ,,Ja in der Tat, sie sind Werwölfe, außer Wade. Und jetzt mach es uns nicht so schwer und glaub mir einfach! Ich bin nicht hier um dich zu verarschen, sondern um dir zu helfen!", knurrte ich und Stuart funkelte mich wütend an. ,,Wie willst du mir denn bitte helfen? Ich komm klar, da ich NORMAL bin! Kümmer dich um deinen eigenen Arsch, der anscheinend mehr Hilfe brauch", sagte er wütend und ich war nur noch einen halben Meter von ihm entfernt. ,,Und wie erklärst du dir dann, dass du so schlecht auf Silber reagierst?!", fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Typ machte mich rasend.

,,Keine Ahnung, aber es hat ganz sicher nicht damit zu tun, dass ich ein angeblicher Werwolf bin. Da es so etwas nicht gibt! In Märchen vielleicht, aber komm runter und lass mich in Ruhe", sagte er und ich fletschte meine Zähne. Okay wenn er mir nicht glauben will, dann zeigte ich es ihm eben. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich verwandelte mich in einen Wolf. Seine Augen weiteten sich und seine Hand schreckte an seinen Hals, wo einst die Kratzer lang gezogen hatten. ,,So was passiert nun auch mit dir. Nur es wird schmerzhafter, wenn du dir nicht helfen lässt. Die erste Verwandlung wird das Schlimmste sein, was du jemals durch gemacht hast, aber danach wirst du ein ganz anderer Mensch sein. Stärker und an sich wird alles besser", erklärte ich und verwandelte mich zurück. ,,Kann man das auch irgendwie verhindern?", fragte er perplex und ich schüttelte mit dem Kopf. ,,Schon mal daran gedacht, dass ich das nicht will? Das ich verdammt noch mal, nichts mit diesem Scheiß zutun haben will?", fragte er und stand auf. Er behielt mich jedoch immer im Auge, als fürchtete er, dass ich ihn angreifen würde oder mich noch in ein schlimmeres Monster verwandeln könnte. ,,Du wirst mir noch irgendwann dankbar dafür sein", sagte ich und es schüttelte den Kopf. ,,Niemals...ich will das nicht. Ich will nicht so ein Monster werden", meinte er und griff langsam nach seiner Tasche. ,,Du wirst kein Monster dafür sorg ich, versprochen", ich lächelte ihn an und sein Gesicht verzog sich nur noch mehr. ,,Du hast es überhaupt so weit gebracht. Ich will weder mit dir noch mit diesem Werwolfzeug zu tun haben. Wenn du mich wirklich verwandelt hast, finde verdammt noch mal ein Weg, das wieder rückgängig zu machen!", sagte er und machte Anstalten zu gehen. ,,Es gibt kein Weg zurück, das Gen ist in deinem Blut und den Körper hat schon längst angefangen, sich zu verändern. Das Verhalten auf Silber und die schnelle Wundheilung. Stuart, du bist schon längst einer", sagte ich ruhig und er hielt sich die Ohren zu. ,,Hör auf! Hör auf mir einreden zu wollen, dass ich so etwas bin! Du hast mir dieses Zeug aufgedrängt, ich will das nicht! Ein normales Leben, mehr will ich nicht. Also lass mich mit dem Scheiß in Ruhe. Ich finde allein einen Weg, das hier zu ignorieren", meinte er und deutete auf sich. ,,Kümmer dich um was anderes", sagte er und verließ den Raum. ,,Stuart! Du brauchst mich! Wenn du dich das erste Mal verwandelst, kann es sein, dass du Leute verletzten gar umbringen kannst!", rief ich ihm hinter her und er blieb stehen. Er drehte sich langsam um und in seinem Gesicht lag reine Angst, er versuchte seine Gefühle nicht mal zu verstecken. Er sah aus als würde ihm kotzübel. ,,Was hast du mit mir gemacht?!", brüllte er, bevor er zitterte. ,,Stuart. Beruhig dich! Sonst verwandelst du dich hier...hier in der Schule und das wollen wir beide nicht!", sagte ich und rannte zu ihm. Seine Pupillen waren riesig und er klappte zu Boden. ,,Beruhig dich. Versuch ruhig zu atmen...bitte", flehte ich schon fast und griff nach seinen Schultern. Wir bekommen sau die Schwierigkeiten, wenn er sich hier und jetzt verwandelt. ,,Was passiert mit mir?", keuchte er und mein Griff um seine Schultern wurde fester. ,,Gar nichts, wenn du dich jetzt konzentrierst. Hör auf meinen Herzschlag und versuch ihn zu imitieren. Dann passiert dir nichts und es ist gleich vorbei, versprochen", sagte ich ruhig und er schloss die Augen. Sein Zittern verschwand langsam und eine Träne lief über seine Wange. ,,Ich will das nicht", wiederholte er und öffnete seine Augen.

HalbmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt