An Stuart:
Warte nicht auf mich. Fahr heute mit Haily zur Schule.
,,Okay was ist los? Oder sollte ich eher fragen, was hast du angestellt?", fragte Haily und öffnete die Beifahrertür. Ich parkte vor unsere Haustür, damit ich sie auch ja nicht verpasste. Nein wahrscheinlich würde ich nicht über meine Probleme reden, auch wenn ich es auch irgendwie ansprechen wollte...ach dieser ganzer Scheiß ging mir so auf die Nerven...dieses ganze ja ich will, nein lieber doch nicht, aber wenn man sich für einen Weg entschied, musste man auch mit den Konsequenzen leben. Tja deshalb lebte ich gerne mal einfach in der Mitte der beiden Wege. Und das wäre in dem Falle, neben Haily sitzen mit ihr reden, aber nichts über Stuart sagen und falls sie fragen sollte nur die halbe Wahrheit sagen, so musste man nicht einen der Wegen wählen, sondern konnte von jedem etwas abbekommen. ,,Also? Wieso läufst du nicht wie sonst mit Stuart?", fragte sie und trank einen Schluck von ihrem Kaffee, den sie in einen Thermosbecher gefüllt hatte. Diesen Becher hatte sie von mir zu ihrem Geburtstag geschenkt bekommen, da sie sich immer beschwerte, dass sie Frühs nie genug Zeit hätte, Koffein zu sich zunehmen. ,,Nichts. Ich wollte nur sozial sein und meine Schwester mit zur Schule nehmen", sagte ich und fuhr vom Hof. ,,Was ist mit Stuart?", fragte sie und sah mich erwartungsvoll an. ,,Was soll mit ihm sein? Er geht ganz normal zur Schule und ist wahrscheinlich auch nicht krank", sagte ich schulterzuckend und sie seufzte. ,,Hattet ihr Streit? Man Dean red mit mir. Am Freitag hat er sich verwandelt, am Samstag warst du feiern und am Sonntag bist du mir aus'em Weg gegangen", meinte sie und ich versuchte normal zu bleiben. ,,Ja tut mir leid, dass ich am Sonntag einen Kater und einfach eine Null-Bock-auf-gar-nichts-Phase hatte", sagte ich und ihr Blick wurde nur noch intensiver. ,,Guck mich nicht so an. Es ist alles gut! Wirklich", log ich und tat so, als ob ich mich auf den Straßenverkehr konzentrieren müsste.
Tja was war alles so am Wochenende passiert. Stuart hatte sich verwandelt, wir sind uns näher gekommen, am nächsten Tag bin ich wach geworden, buchstäblich wach geworden und habe begriffen was ich getan hatte, mich in einen Kerl verliebt...ja okay das ist für Menschen normal, aber ich wollte es nicht...zu mindestens noch nicht, erst wenn ich aus der Schule raus bin. Am Samstag also hatte ich Stuart heimgefahren ohne wirklich noch auf Freitag einzugehen und habe mir abends die Kante gegeben, nur um einfach meine ganzen Gedanken los zu werden und mich in die Welt der lila Aliens zu begeben. Irgendwie sind sie mir in letzter Zeit echt sympathisch geworden. Am Sonntag hatte Stuart mir zwar geschrieben, jedoch hatte ich ihm erst gegen abend geschrieben mit dem Vorwand, dass ich unterwegs war.
,,Das sieht man dir total an, dass es dir ja super geht", meinte sie und rutschte auf ihrem Sitz umher. Wären wir nicht im Auto hätte sie mich glaube gerade geschlagen, jedoch hatte sie zu sehr Angst, dass mich das ablenken würde und wir von der Spur abkommen würden, tja Haily hasste meinen Fahrstil. Ich liebte ihn. ,,Dir geht es ja auch nicht super. Was war mit dir und Tyler? Oder mit dir und deinem Dad?", fragte ich und ihr Körper spannte sich an. ,,Wir hatten Meinungsverschiedenheiten", sagte sie und wendete ihren Blick von mir. ,,Ich weiß, was gelaufen ist. Das weißt du, also muss ich dir auch nicht vorspielen, dass ich nichts weiß", meinte ich. ,,Und? Willst du mir auch noch einen Vortrag halte, dass meine Entscheidung falsch ist?", fragte sie fast schon bissig. Ich steuerte ruckartig an den Gehweg und hielt an. ,,Haily Clackson, sieh mich an! Ich glaube, dass du mich mit am besten kennst und du weißt, dass ich nicht hinter Tyler oder deinem Dad stehe, auch bei dieser Sache nicht. Ich verstehe dich vollkommen", sagte ich und sie sah mich dankbar an. ,,Hör endlich auf, mich wie jeden anderen einzuschätzen. Ich bin anders und das weißt du sogar besser als ich", meinte ich und sie lächelte.
,,Wie wär's? Wir machen heute blau? Ich habe keinen Bock auf Schule und wenn, wir verpassen da eh nichts, hier draußen lernt man eh mehr als in diesem stickigem Gebäude", schlug ich vor und das erste Mal seit langem sah ich ein glitzern in Hailys Augen, welches ich schon so lange vermisst hatte. ,,Gerne", sagte sie nur und ich gab wieder Gas. Das war die Haily, die ich kannte. Meine alte Haily, nicht die, die sich in den Schulbüchern verkroch, nur um einen guten Abschluss zu machen und somit einen gutbezahlten Job zu bekommen. Es war die coole Haily, die jetzt neben mir saß. ,,Lass uns ans Meer fahren. Nicht die Bucht vor unsere Haustür. Da wo wir noch nie waren. Ich lebe hier schon seit über einem Jahr, aber habe noch kaum was von der Umgebung gesehen, schon traurig oder?", fragte sie und schmiss ihren Rucksack auf die Rückbank. ,,Das ist sehr traurig. Wir sollten das unbedingt ändern!", meinte ich und gab nur noch mehr Gas, einfach nur um aus dieser elenden Stadt weg zu kommen...und vielleicht wollte ich damit auch meinen eigenen Problemen davon fahren, auch wenn das nicht gelingen würde, man konnte es probieren.
Ich schloss fast schon behutsam die Autotür und atmete die salzige Luft ein. Der Parkplatz war fast leer und mein Auto sah verloren aus, genau wie Haily und ich. Ich schloss das Auto ab und lief mit Haily schweigend den Holzsteg entlang, der zum Strand führte. Es war bewölkt und der Wind war kühl, jedoch war die Luft an sich stehend warm, so als würde man in einem Zimmer stehen, welches seit Tagen nicht gelüftet wurde. ,,Warst du hier schon mal?", fragte Haily und schlüpfte aus ihren Turnschuhen. Jaja die Turnschuhe...ich hatte sie selten ohne sie gesehen. Sie waren ihr Markenzeichen, ganz witzig wie sie sie immer trug, egal ob sie zu dem Outfit passten oder nicht. Ich schlüpfte ebenfalls aus meinen Schuhen und verließ den Steg. ,,Es ist lange her", sagte ich knapp und ließ meinen Blick über den fast leeren Strand gleiten. Eine Frau saß am Rand des Strandes und sah ihren zwei Kindern zu, wie sie im Sand spielten, das Bild war friedlich, jedoch versetzte es mir einen Stich. ,,Dean alles gut?", fragte Haily. Sie stand schon mehrere Meter von mir entfernt und ich sah wie gebannt auf die kleine Familie. Gab es ein Vater? Arbeitete er? Hatte er keine Zeit? Oder....war er tot? Ich sah zu den Kindern, wo ich eine Miniatur Bild von mir und Tyler erblickte, nur 13 Jahre jünger. Nur mit dem Unterschied, das da wo die Mutter von den beiden saß, meine Mum saß, im Schoß Florenze, welche seit diesem Zeitpunkt extrem anhänglich wurde. Keiner von uns hatte es jemals ganz verkraftet.
Meine Hände fingen an zu zittern und ich ballte diese zu Fäusten. Ich musste echt lernen meine Erinnerungen besser in der wunderbaren Ecke ganz hinten in meinem Kopf mit dem Schild ,,Nicht anfassen, sonst gib es Schläge" zu behalten. Haily stand wieder neben mir und griff nach meinem Handgelenk. Ihre grünen Augen musterte mich besorgt, jedoch fragte sie nicht nach...ach sie kannte mich einfach zu gut. Ich redete nicht gerne über meine Probleme und setzte lieber meine lustige und sorgenfreie Maske auf. ,,Ich war hier ein einziges Mal. Es war der erste Ausflug nachdem mein Vater gestorben ist", sagte ich und ich verkrampfte mich nur noch mehr. Wahrscheinlich musste das echt mal raus...wieso nicht hier? Hier bei Haily? ,,Wir können auch wo anders hinfahren...wenn dir das hier schwerfällt", schlug sie vor und ich schüttelte leicht den Kopf. ,,Ich möchte reden...wahrscheinlich muss da etwas raus, was schon längst hätte raus gemusst", sagte ich und lief langsam los. ,,Setzen wir uns ans Wasser?", es war eine Frage, wo man die Antwort schon längst wusste, Haily würde mir gerade überall hin folgen, da sie für mich da sein wollte, egal wo.
Wir setzten uns paar Meter vom Wasser hin und ich atmete zischend ein. ,,Mum ist mit uns hier her gefahren, weil sie gedacht hatte, dass wir somit den Kummer für kurze Zeit vergessen könnten. Sie wollte den Kummer vergessen...naja ich und Tyler waren einfach zu jung um irgendwas zu verstehen. Wir wussten nur, dass jemand fehlt, mehr nicht...es wurde etwas aus unserem Leben gerissen, mehr begriffen wir damals nicht. Und Florenze...naja, sie verstand es, aber verdrängte es genauso wie wir es getan hätten. Weißt du, ich kann mich nicht an meinen Vater erinnern...rein gar nicht und das ist glaube das Schlimmste. Auch wenn ich ihn mindestens ein Jahr in meinem Leben hatte...ich weiß nicht wie er war, ob er ein guter Vater war oder einen den man am liebsten zusammenschlug wenn man ihn sah." so wie Stuarts Vater, setzte ich in Gedanken hinzu. ,,Wieso ist euer Vater überhaupt gestorben?", fragte sie vorsichtig und ich seufzte. An Dummheit, hätte ich fast rausgehauen, aber ich ließ es.
,,Er liebte Autos, besonders den Rennsport. Angeblich fuhr er schon seit er siebzehn war bei illegalen Rennen mit und verdiente dadurch eine Menge Kohle, welche er wiederum in sein Auto steckte, um die Leistung nur noch mehr zu steigern. Es schneller zu machen und besser. Auch als er Mum kennen gelernt hatte und sie schwanger wurde...es war ihm egal, zumindest waren ihn die Rennen wichtiger. Das Auto war so getunt, dass es sich in eine tickende Zeitbombe verwandelte. Zu hoher Druck hielt der Motor nicht aus. Das Rennen, an wessen er teil nahm, war angeblich mit einer sehr hohen Preissumme dotiert. Also hoher Leistungsdruck für meinen Vater. Mein Vater also auf Drogen und ein hoch getuntes Auto, jeder der davon gewusst hätte, hätte alles versucht, um es zu verhindern, jedoch gab es keinen der es wusste. Er kam von der Spur ab, krachte in ein anderes Auto rein. Sein Auto explodierte und er hatte keine Überlebenschancen." Ich hatte alles so emotionslos runtergerasselt, einfach nur um es mir von der Seele zureden und vielleicht wurden die Schmerzen jetzt erträglicher. Ich hoffe es. Haily schlang ihre Arme um mich und schwieg. Sie wusste wie ich Mitleid hasste oder so etwas in der Art, weshalb mir die Umarmung am liebsten war, um ehrlich zu sein.
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Halbmond
WerewolfDean Clackson. Er sagt, was er denkt und macht an sich alles das, was er will. Für viele scheint er unverantwortlich und nimmt so gut wie alles nicht ernst. Jedoch sollte sich das alles ändern, als er in eine Schlägerei gerät und jemanden so tief kr...