13. Kapitel

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,,Guten Morgen", trällerte ich zu lehnte mich auf den Gartenzaun, von Stuarts Grundstück. ,,Sag mir jetzt nicht, dass du bis hier her gelaufen bist, nur um mit mir zur Schule zulaufen?", fragte Stuart belustigt und kam zu mir. ,,Dann sag ich es halt eben nicht, keine Sorge ab Donnerstag hol ich dich mit dem Auto ab", sagte ich und Stuart machte das kleine Gartentürchen auf. ,,Du bist vollkommen verrückt", meinte er und ich lächelte. Irgendwie seit gestern betrachtete ich Stuart anders, ich verstand ihn und hatte eine riesige Wut auf seinen Vater entwickelt. Wir liefen den längeren Weg zur Schule, da wir beide keine Lust auf eine Prügelei am frühen Morgen hatten.

,,Wie eilig hast du es eigentlich mit deiner Verwandlung?", fragte ich. ,,Naja, in meinem Kopf herrscht zur Zeit ein riesiger Konflikt, zum einen will ich es so schnell wie möglich hinter mir haben und zum anderen habe ich Angst davor", meinte er und sah zu Boden. ,,Das brauchst du aber nicht. Es wird weh tun, damit will ich dich nicht anlügen, aber ich bin für dich da", sagte ich und lächelte ihn an. ,,Danke", meinte er und erwiderte mein Lächeln. ,,Wie wäre es mit Freitag...?", fragte ich und sein Lächeln zuckte nach unten. ,,Freitag wäre gut...aber jetzt ohne mich anzulügen, wie fühlt es sich an?", fragte er und machte einen gequälten Gesichtsausdruck. Wie fühlte es sich an? Ich wusste es nicht...zumindest nicht, wie es auch für einen Verwandelten anfühlte, da ich ein Genträger war. Bei mir formte sich der Körper im 15 Lebensjahr um, bis man mit 16 verwandelte. Es tat höllisch weh, weil sich bei der Verwandlung so gut wie alle Knochen brachen und sich neu verformten, jedoch tat nur die erste Verwandlung weh. Wir Genträger hatten einen Vorteil, da sich unsere Verwandlunh ein Jahr zog, außer wenn was falsch lief, wie bei Nicky, der sich schon mit 15 verwandelt hatte, aber erst mit 16 richtig ausgewachsen war. Aber die Schmerzen, die ich damals erlitten hatte, waren wohl kein Vergleich zu den Schmerzen, die Stuart erleiden wird, da sich sein Körper allen an einem Tag, beziehungsweiße in paar Stunden verändern würde und das stellte ich mir extremst schmerzhaft vor. ,,Ähm...dein ganzer Körper wird sich verändern...naja, die Schmerzen kommen drauf an, aber ein angenehmer Weg wird es nicht", sagte ich knapp und sah auf den Bürgersteig. Ich musste Stuart nicht in die Augen sehen, um zu wissen wie er schaute. Angst, als könnte ich es richen und die Wut auf mich selbst wurde nur noch stärker. ,,Irgendwann muss ich es eh hinter mich bringen...", meinte er und schluckte. ,,Genau, das ist nur eine einmalige Sache, danach wird's besser. Versprochen", sagte ich und klopfte ihn ermutigend auf die Schulter.

,,Du weißt gar nicht wie ich mich freue, wenn ich daheim bin und unter die Dusche kann", meinte Luca und stopfte seine Sachen in seine Sporttasche. ,,Du könntest auch wie jeder normale Mensch hier Duschen", schlug Wade vor, welcher gerade nur mit Unterhose bekleidet aus der Gemeinschaftsdusche gelatscht kam, wo sich der andere Rest der Mannschaft befand. ,,Ich wusste gar nicht, dass du zu den normalen Menschen zählst, Wade", sagte ich belustigt und zog mein T-Shirt aus, welches ich über meine Spinttür hängte. ,,Arschloch", meinte er amüsiert und streckte mir den Mittelfinger hin. Er schloss seinen Spint auf und wühlte darin rum. ,,Ey. Clackson", rief ein Junge und ich seufzte genervt. Das war Liam, ein kleiner Junge, der so gut wie alles versuchte nur um etwas Beliebtheit abzubekommen. Zum Glück hatten wir nicht sehr viel Kurse zusammen, was mir wenigstens die Nervensäge im Unterricht ersparte. ,,Pass auf, gleich läd er dich wieder auf eine seiner Partys ein", flüsterte mir Luca zu und ich verdrehte die Augen. ,,Hoffe nicht", nuschelte ich und Luca schmunzelte. ,,Am Freitag steigt bei mir wieder eine Party...also wenn du endlich mal Zeit haben solltest dafür", meinte er und strich sich seine schwarzen nassen Haare aus dem Gesicht. ,,Freitag ist ganz schlecht", sagte ich und trat Luca, bevor der noch in schallendes Gelächter ausbrach. Anfangs hatte ich es zu gelassen mit Liam Kontakt zu haben, aber er war mega nervig. Er war wie ein Schoßhund, der alles machte was man sagte nur um an Beliebtheit zu ernten, weshalb er auch andauernd Partys schmiss, die meistens total miserabel waren, weshalb ich sie schon seit eine halben Jahr mied. ,,Naja vielleicht hast du ja wann anders Zeit", meinte er fast schon gekränkt, setzte jedoch sein Lächeln auf, was so viel heißt: nicht schlimm, du machst nie was falsch. ,,Seh's ein Liam. Dean wird nie Zeit haben, jedoch nimmt er sich zur Zeit sehr viel Zeit für diesen Stuart, vielleicht versetzt er dich ja auch wegen ihm", warf ein großer gut gebauter Junge ein. Parker. Er war der größte von uns, aber auch nicht wirklich besser als Wade. Man erzählt sich, dass er eine Liste führen würde mit welchem Weib er schon in der Kiste war, naja wenn er's nötig hatte. Ich sah hoch und überlegte krampfhaft ob ich etwas erwidern sollte oder nicht. ,,Was labberst du da bitte für nen Scheiß?", fragte Wade und drehte sich um. ,,Das stimmt. Neuerdings laufen die zusammen zu Schule", meinte Parker. Ach stimmt, Parker musste uns gesehen haben, da er in der Nähe von Stuart wohnte. Gar nicht gut....aber hey was war daran verkehrt Freunde zu haben. ,,Was ist eigentlich den Problem?", fragte ich und zog mir ein anderes T-Shirt über den Kopf. ,,Aber das Viertel liegt nicht mal ansatzweiße auf deinem Weg. Also wieso der Umweg?", schloss sich nun auch Luca den Gespräch an und ich funkelte ihn wütend an. ,,Es ist doch egal oder? Ich versteh mich eben gut mit Stuart, was spricht dagegen?", fragte ich genervt. ,,Er ist doch gar nicht dein Niveau", warf Liam ein und ich knurrte. ,,Und du erst recht nicht, also halt die Fresse", knurrte ich und schlüpfte in meine Schuhe. Ich stopfte mein Footballzeug in meine Tasche und zog den Reißverschluss zu. ,,Aber er ist ein Außenseiter? Wie kommt's das du mit dem Kontakt hast. Er ist ein nichts", meinte Parker und lehnte sich gegen seinen Spint. ,,Alter Parker nur weil Henry nicht so ein durch gevögeltes Hirn hat oder nicht nach Fame bettelt wie du, Liam. Heißt es nicht, dass er ein Nichts ist. Ist das klar?!", brüllte ich und knallte meinen Spint zu. ,,Mach mal nen Ruhigen, Dean. Dir liegt ja echt was an dem Typen. Du nennst ihn sogar Henry, hoho. Leute bald gibt's das große Outing, dass die beiden vom anderen Ufer sind", rief Parker und meine Wut war vollständig verschwunden. Wenn ich nicht sofort einen Gang runter schalte und wieder der Alte werde, schöpfen die Spasten Verdacht. ,,Das hättest du wohl gern Parker, aber so gern ich deinen Wunsch auch erfüllen würde, auf deine Liste komm ich nicht", sagte ich lachend und schnappte nach meiner Sporttasche. ,,Wieso sollte Dean schwul sein? Hab gehört, dass zwischen ihm und Clairé was läuft", warf ein Typ in die Runde, wessen Namen ich jetzt nicht auf anhieb wusste...das waren ja tolle Mannschaftsvoraussetzungen.

,,Wer hat dir denn das erzählt?", fragte ich und meine rechte Hand verkrampfte sich in dem Henkel meiner Sporttasche. ,,Wahrscheinlich eine von deren Freundinnen. Die erzählen das über all, aber niemand weiß genaueres. Also schieß mal los", meinte Parker und ich seufzte. ,,Ich wüsste nicht, dass euch das angehen sollte", sagte ich und nickte zu Luca um ihn klar zumachen, dass ich von hier verschwinden wollte. ,,Oh! Dean du hast also doch die kleine Clairé aufgerissen", meinte Wade und ich sah Luca nur noch drängender an. Weiter Vermutungen flogen durch den Raum, jedoch konnte ich mich erst wieder entspannen, als Luca fertig war und wir aus der Umkleide verschwinden konnten.

,,Alter was sollte der scheiß in der Umkleide?", seufzte ich und die Tür fiel ins Schloss. ,,Das wollte ich dich fragen", meinte Luca und ich sah ihn fragend an. Was war denn jetzt los? ,,Ich habe es auch mit bekommen, dass du die letzte Zeit viel mit Stuart machst, da ich mit der Letzte wäre, der was dagegen sagt, habe ich dich nicht wirklich darauf angesprochen, aber jetzt mal Klartext. Was geht zwischen dir und ihm?", fragte er erwartungsvoll und verschränkte die Arme vor der Brust. Luca war mein bester Freund und er würde es mitbekommen, wenn ich ihn eine krasse Lüge auftischen würde, gut dann eben nur die halbe Wahrheit. ,,Wir sind Freunde. Ich habe ihn aus Versehen verwandelt, als ich in die Prügelei mit reingezogen wurde...und naja Haily meint ich soll mich um ihn kümmern, zumindest für den Anfang", erklärte ich und schloss mein Auto auf, was zum Glück wieder ganz war. Ich hatte es nämlich satt in die Schule zu laufen, auch wenn ich mit Stuart lief, musste ich trotzdem den größten Teil alleine laufen, was scheiße war. ,,Also mehr läuft da echt nicht? Naja du hast letztes Jahr mal davon gesprochen das du schwul wärst....hätt ja sein können, dass du das echt gemeint hättest", meinte er und ich verzog mein Gesicht. ,,Und wenn hätte ich es dir doch gesagt. Stuart und ich sind nur Freunde", wiederholte ich und Luca lächelte. ,,Gut zu wissen", sagte er und stieg in sein Auto ein, was er sich vor gut einem halben Jahr besorgt hatte.

Ich stieg ebenfalls in mein Auto ein und startete den Motor, jedoch fuhr ich nicht los. Morgen war Freitag und um ehrlich zu sein, machte mir dies am wenigsten Angst. Es gab Leute, die dachten ich und Stuart könnten schwul sein...eigentlich nicht das Problem, würde es nicht so...so komisch aufgefasst werden. Auch Luca eben, er hat mich die Frage gestellt, als wäre es eine Frage wie ,,Hast du die Vase runtergeschmissen?" oder ,,Hast du eine schlechte Note?"...naja auf alle Fälle Fragen, bei denen eine ,,falsche Antwort" enttäuscht. Und das hat mir noch mehr gezeigt, dass es ein Fehler wäre mich zu outen...ich würde zu einem Nichts werden, nur weil ich statt auf Weiber stand sondern auf Jungs. Ich weiß, dass es feige war, mich zu verstecken! Aber ich wollte meine Schulzeit hinter mich bekommen, ohne eine negativen Ruf zu bekommen. Eigentlich sollten wir in einer toleranten Welt leben, die auch Homosexualität akzeptierte...vielleicht wird es sowas nie geben. Ich schlug frustriert gegen mein Lenkrad. Wenn ich mich nicht von Stuart distanzierte, dann passierte das, was mein Geheimnis rausposaunen würde...wenn es nicht schon längst passiert war.

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